Anfang Mai habe ich meine erste Corona-Schutzimpfung bekommen. Damals war ich ehrlich gesagt noch skeptisch, ob der für gestern geplante Termin für die zweite Impfung eingehalten wird. Im Winter und im frühen Frühjahr hat man schließlich immer wieder von Verzögerungen gehört und nach wie vor ist der Impfstoff ein rares Gut – wenn auch natürlich nicht mehr ganz so rar wie vielleicht noch vor zwei Monaten.
Eine Absage habe ich nicht erhalten. So fuhr ich gestern am späten Vormittag ins Impfzentrum nach Gelnhausen. Auf den ersten Blick war dort weniger los als Anfang Mai. Doch das täuschte. Warteten Anfang Mai vor dem Eingang einige Leute auf den Einlass, so war der Flaschenhals jetzt zwischen Anmeldung und eigentlicher Impfung.
Was sich nach einer längeren Wartezeit anhört, ist harmlos. Da alle Leute nur mit bestätigtem Termin Einlass haben und natürlich nur so viele Termine vergeben werden wie verarbeitet werden können, beträgt die Wartezeit keine fünf Minuten. Eigentlich sollte ich um 12.30 Uhr dran sein. Tatsächlich war die Impfung schon etwa eine Viertelstunde früher erledigt.
Keine QR-Codes für den digitalen Impfnachweis
Etwas unglücklich fand ich, dass man im Impfzentrum noch keine QR-Codes für den digitalen Impfnachweis bekommen konnte. Immerhin wurde das aber klar durch die Mitarbeiter und durch Aushänge kommuniziert. Das lief bei zwei Hobbyfreunden am Sonntag schlechter.
Die Mitarbeiter vertrösteten mich nicht auf die QR-Codes per Post, sondern baten mich, doch in eine Apotheke zu gehen. Das fand ich wenigstens ehrlich. Wer weiß, ob die Unterlagen per Post überhaupt kommen und vor allem: Wann? Bis zum Urlaub im Juli wäre der Impfpass per App durchaus praktisch.
QR-Codes in der Apotheke? Fehlanzeige!
Nun hatte ich in zwei Apotheken versucht, die QR-Codes zu bekommen. Die erste Apotheke beklagte Server-Probleme und riet mir, in den kommenden Tagen noch einmal vorbeizukommen. Die zweite Apotheke kam nach eigenen Angaben ebenfalls seit mehr als zwei Stunden nicht mehr ins System, kopierte aber meine Unterlagen, sodass ich die Ausdrucke in den nächsten Tagen abholen kann.
Ein Kumpel, der vorgestern und gestern in Hanau versucht hat, die Daten für das digitale Impfzertifikat zu bekommen, berichtete das Gleiche: Gestern wurde er wieder weggeschickt. Heute nahm die Mitarbeiterin in der Apotheke seine Daten auf und er kann sich die Unterlagen in den kommenden Tagen abholen.
Deutschland hat die Digitalisierung verschlafen
In meinem Fall ist es nicht schlimm, wenn ich das Zertifikat erst in einigen Tagen bekomme. Es ist ohnehin erst in zwei Wochen gültig. Im Fall des besagten Kumpels, bei dem die 14 Tage Wartezeit nach der zweiten Impfung längst verstrichen sind, ist das aber schon ärgerlich.
Deutschland und Digitalisierung, das passt irgendwie nach wie vor nicht. Mich hat die Situation spontan an die Buchungsprobleme bei MagentaTV erinnert, die potenzielle Kunden am vergangenen Wochenende beklagt haben. Es ist schon sehr traurig, den immer weiter fortschreitenden Niedergang einer einst führenden Wirtschaftsnation mitzuerleben.