Seit Monaten wird über eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent diskutiert. Ich stand und stehe dieser Gebührenerhöhung sehr kritisch gegenüber, da ich denke, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zunächst einmal nach Einsparpotenzialen suchen sollten.
Wie so manche Landesrundfunkanstalt auch heute noch das Geld buchstäblich zum Fenster hinauswirft, zeigt gerade der Westdeutsche Rundfunk. Die NRW-Landesrundfunkanstalt verkündete dieser Tage per Pressemitteilung, ab Mittwoch, den 3. März, alle elf Lokalfenster des WDR-Fernsehens in HD-Qualität über das Astra-Satellitensystem auf 19,2° Ost auszustrahlen.
Das ist zunächst einmal nicht zu beanstanden. Vielmehr ist es erfreulich, dass alle Zuschauer im bevölkerungsreichen deutschen Bundesland künftig ihr regional richtiges Fensterprogramm in zeitgemäßer Übertragungsqualität über Satellit empfangen können.
Neuer Transponder statt Umverteilung
Wo bei mir das Verständnis endet ist beim Hinweis darauf, wie die regionalen Fensterprogramme verbreitet werden. Zitat: „Die technischen Voraussetzungen für das Angebot liefert der neue Satellitentransponder 21, den der WDR Anfang März in Zusammenarbeit mit SES Astra auf der Orbitalposition 19,2° Ost in Betrieb nimmt.“
Der Westdeutsche Rundfunk mietet also in Zeiten angeblich knapper Kassen einen zusätzlichen Satellitentransponder an, um ein 30-minütiges Fensterprogramm auszustrahlen. Mehr als 23 Stunden pro Tag ist wiederum das landesweite WDR-TV-Programm zu sehen, das auch bisher schon in HD-Qualität über Astra zu empfangen war.
Das, liebe Kollegen vom WDR, ist aus meiner Sicht Geldverschwendung. Die Alternative wäre gewesen, die unnötigerweise verlängerte Parallelübertragung der ARD-Satellitenprogramme in Standard-Auflösung einzustellen oder einzuschränken – oder eben die Lokalfenster internetbasiert über HbbTV zu verbreiten.
Nein zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags
Ich schätze den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er sollte unbedingt beibehalten werden. Kritisch sehe ich aber die Vielzahl der Spartenkanäle, die ARD und ZDF heutzutage über Satellit ausstrahlen. Ferner stellt sich die Frage, ob sich die deutschen Rundfunkanstalten die europaweiten Senderechte leisten müssen, oder ob man das Satellitensignal nicht aus Kostengründen auf den Empfang innerhalb Deutschlands beschränkten könnte.
Es stellt sich außerdem die Frage, ob fast jede Landesrundfunkanstalt im Hörfunk eine eigene Pop- und Servicewelle, ein Klassik- und Kulturprogramm, ein Jugendradio und einen Nachrichtenkanal braucht. Der Österreichische Rundfunk hat drei bundesweite Hörfunkkanäle und je ein Programm für jedes Bundesland. Wäre das nicht ein Modell auch für Deutschland?
Zumindest die Existenzberechtigung für kleine Anstalten wie Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk stelle ich in Frage. Nur weil es die Anstalten „schon immer“ gab muss man diese nicht kostspielig bis in alle Ewigkeit erhalten. Der aus Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk hervorgegangene Südwestrundfunk sowie der aus Sender Freies Berlin und Ostdeutschem Rundfunk Brandenburg hervorgegangene Rundfunk Berlin-Brandenburg haben gezeigt, wie Reformen möglich sind. Das Nachahmen ist ausdrücklich erwünscht.