In dieser Woche hätte der Berliner Sender RIAS seinen 75. Geburtstag gefeiert. Im Februar startete das Programm zunächst als Drahtfunk, um dem unter sowjetischer Kontrolle stehenden Berliner Rundfunk programmlich Paroli zu bieten.
Vor allem in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) hatte der Rundfunk im amerikanischen Sektor eine treue Hörergemeinde. Der Sender stellte „eine freie Stimme der freien Welt“ dar, wie es im Claim der Station hieß.
Schon 1953 wurde mit RIAS 2 ein zweites Hörfunkprogramm gestartet, das zunächst nur wenige Stunden Eigenprogramm oder zeitversetzt Sendungen von RIAS 1 übertragen hatte. 1985 wurde daraus schließlich die Jugendwelle RIAS 2 auf 9-4-3, was für die Berliner UKW-Frequenz 94,3 MHz stand.
RIAS in den 80er Jahren
Ich habe den RIAS Anfang der 80er Jahre durch den stets gut empfangbaren Kurzwellensender auf 6005 kHz kennengelernt. Ich mochte das Magazin-Programm mit populärer Musik, das sich durch den gesamten Sendetag zog.
Allerdings verteufelte ich auch die Nähe zur Frequenz des ORF-Senders Aldrans auf 6000 kHz. RIAS 1 war so stark, dass ich von Ö2 Radio Tirol fast nichts mitbekam. Damals besaß ich noch keinen Weltempfänger und hörte mit einem Radiorecorder von Intercord die Lang-, Mittel- und Kurzwelle.
Noch mehr verteufelte ich den rumänischen Sender auf 855 kHz, der im Rhein-Main-Gebiet so stark ankam, dass er massive Gleichkanalstörungen beim RIAS-2-Empfang verursachte. So bekam ich von der RIAS-Jugendwelle nicht viel mit.
Die letzten Jahre
Erst Anfang der 90er Jahre hatte ich eine 14-Elemente-Yagi zur Verfügung, sodass ich RIAS 2 auch über den UKW-Sender auf dem Großen Waldstein bei Hof auf 91,2 MHz empfangen konnte. RIAS 1 konnte ich über das Digitale Satelliten Radio (DSR) schon seit Ende der 80er Jahre in sehr guter Qualität empfangen.
Ich hörte beide RIAS-Programme wirklich gerne und halte es noch heute für einen Fehler, dass der Sender eingestellt wurde. Er mag mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten seinen Auftrag erfüllt haben. Das war beim Kölner Deutschlandfunk aber ebenfalls der Fall und dieses Programm gibt es bis heute.
Wer nun einwirft, dass der RIAS – zusammen mit dem ostzonalen Deutschlandsender Kultur – im Deutschlandradio Berlin, dem heutigen Deutschlandfunk Kultur aufging, dem entgegne ich: Nein, tut mir leid, aber mit dem RIAS hat das Programm nicht mehr viel zu tun.