Radiovielfalt und Nordrhein-Westfalen passen bislang ähnlich gut zusammen wie ein Eskimo und die Sahara-Wüste. Der Westdeutsche Rundfunk hat sich frühzeitig die reichweitenstärksten UKW-Frequenzen gesichert. Dazu kommen Deutschlandradio und die Lokalradios.
Lokalradios? Sagen wir eher radio NRW mit lokalen Fenstern. Dabei müssen die Lokalprogramme nach dem sogenannten Zwei-Säulen-Modell arbeiten. Das heißt, Veranstalter und Betreiber sind strikt voneinander getrennt. Wem das als völlige Absurdität noch nicht ausreicht, der sei darauf verwiesen, dass die Lokalsender in den Abendstunden auch noch zwangsweise zu Offenen Kanälen mutieren.
Glücklich schätzen können sich Radiohörer, die Programme aus Nachbar-Bundesländern oder aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg empfangen können. Seit 2011 sorgt der erste bundesweite DAB+-Multiplex für mehr Vielfalt in „Nordrhein-Korea-Westfalen“, wie ein Hobbyfreund das Bundesland an Rhein und Ruhr in Anspielung an die dortige Radiolandschaft nennt.
Ausschreibung für Landesmux wurde immer wieder verzögert
Im vergangenen Jahr kam der zweite „Bundesmux“ hinzu. Die Ausschreibung eines landesweiten DAB+-Multiplexes für private Programmveranstalter wurde immer wieder verzögert, verschoben, zurückgestellt. Im vergangenen Jahr erfolgte dann doch noch die Ausschreibung.
Jetzt stehen die Antragsteller fest und wenn sich die Landesanstalt für Medien (LfM) nicht extrem lange Zeit mit den Lizenzentscheidungen lässt, könnte der Multiplex in absehbarer Zeit an den Start gehen. In einem zweiten Schritt sollen sogar regionale Multiplexe folgen. Man darf gespannt sein, ob und wann das tatsächlich der Fall sein wird.
Ich bin aber vor allem auch gespannt, welche und wie viele Programme tatsächlich realisiert werden und wie gut das Sendernetz ausgebaut sein wird. Rein private Multiplexe hinterlassen bislang – teilweise selbst im DAB+-Musterland Bayern – keinen besonders guten Eindruck. Versorgt werden oft nur Ballungsgebiete und Verbindungsstraßen. Die Bevölkerung in ländlichen Regionen hat das Nachsehen.
Hoffen auf Vielfalt
Immerhin besteht für die Radiohörer in Nordrhein-Westfalen nun Hoffnung darauf, dass sie neben den bundesweiten DAB+-Ensembles auch regional mehr Programmvielfalt bekommen. Allerdings müssen die Programmanbieter, die letztendlich den Zuschlag bekommen, dann aber auch wirklich liefern.
Im zweiten DAB+-„Bundesmux“ kommt einem das eine oder andere „Programm“ nämlich leider nicht wie Radio, sondern wie eine Spotify-Playlist vor, die bestenfalls durch Nachrichten und zwei, drei Voicetracks pro Stunde unterbrochen wird. Das hat mit Radio sehr wenig zu tun und treibt die Hörer eher in die Arme der Musikstreaming-Dienste.