Nun liegt der offizielle Sendestart von Nostalgie – Nur die größten Songs schon eine Woche zurück. Ich habe das Programm in den vergangenen sieben Tagen oft gehört und muss sagen: Trotz aller Kritik, die man vor allem aus den Kreisen der Radio-Nerds hört, gefällt mir das Programm.
Die Musik ist gut. Es macht Spaß, die Aneinanderreihung von echten All Time Favourites nebenbei bei der Arbeit zu hören. Der Musikflow stimmt. Das Jinglepaket ist gut. Es klingt nicht so altbacken wie bei Schwarzwaldradio und nicht so „Musikflow-unterbrechend“ wie bei 80s80s.
Moderation ungenügend
Die Moderation ist wiederum die große Schwäche des Senders. Das kann man sich in der bisherigen Form fast sparen. Eine Frühsendung, in der mir der Moderator nicht ab und zu die genaue Zeit sagt, ist keine Frühsendung. Anstelle der Wiederholung eines (schon bei der Erstausstrahlung überflüssigen) Horoskops könnte man etwas zu einem aktuellen Thema machen.
In einer Morning Show erwarte ich ein bisschen mehr Drive, ein bisschen mehr Emotion. Nichts gehen Sarah Fripon, die die Sendung werktags moderiert, aber zumindest in die morgendliche Prime Time gehört ein „alter Hase“ (egal ob männlich oder weiblich). Jemand, der nicht deutlich jünger als die gespielte Musik ist, jemand, der die Hörer begeistern kann.
Zwei Moderatoren zwischen 10 und 20 Uhr
Sarah könnte sich dann mit Simone Moser die Tagesschicht von 10 bis 20 Uhr teilen. Da finde ich die spärliche Moderation wiederum gar nicht so schlecht. Ich bekomme gute Musik, zur halben Stunde aktuelle Nachrichten und hier und da ein paar verbindende Worte. Das ist aus meiner Sicht in Ordnung.
Was aber aus meiner Sicht ein No Go ist, ist die Wiederholung eines Voicetracks inklusive eines Versprechers. Mädels, Ihr habt auch Stammhörer und die merken das. Das Einsprechen einer weiteren Moderation dauert keine zwei Minuten. Das sollte doch drin sein.
„Macht einen Suchlauf“ – ernsthaft?
Was mich immer wieder zu einem Kopfschütteln motiviert ist die Aufforderung, am DAB+-Radio einen Sendersuchlauf durchzuführen, um Nostalgie abzuspeichern. Ähem, das ist sicher kein Fehler, aber wer diese Moderation hört, der hat das doch längst gemacht. Also spart Euch doch bitte diese Aufforderung.
O.K., es gibt noch das Webradio. Da die Nostalgie-App (die im Programm bereits beworben wird) aber noch gar nicht verfügbar ist, der Sender zudem bei Radioplayer.de und Radio.de noch nicht gelistet ist und der MP3-Stream immer wieder merkwürdige Soundeffekte und Aussetzer hervorruft, dürfte die Hörerzahl im Internet überschaubar sein.
Ist das nur ein Softlaunch?
Was ich mich in den vergangenen sieben Tagen immer wieder gefragt habe: Ist das, was wir da zu hören bekommen, vielleicht nur so etwas wie ein Softlaunch? Wird das Programm vielleicht noch sukzessive ausgebaut? Denkbar (und auch verständlich) wäre das. Schließlich dürfte auch die Hörerzahl noch sehr überschaubar sein.
Wie man sieht: Es gibt noch einige Baustellen beim neuen Radio-Energy-Ableger. Und doch freue ich mich über das Programm und seine – zumindest für meine Ohren – gelungene Musikmischung. An allem anderen lässt sich sicher in den kommenden Wochen und Monaten noch feilen.