Vor etwas mehr als einem Jahr schrieb ich über Radio Gong 97.1 hier im Blog, der Nürnberger Lokalsender sei Deutschlands bestes Rockradio. Anstelle eines rockmusikalischen Gemischtwarenladens bei Radio BOB!, Rock Antenne oder Radio 21/Rockland Radio/Antenne Sylt setzte Radio Gong 97.1 konsequent auf Rock-Hits, Melodic Rock und Classic Rock.
Abendliche Spezialsendungen – etwa mit Rockballaden, Country Rock, Live Rock und Heavy Metal – rundeten das Programm ab. Bei der Funkanalyse Bayern 2019 erntete Radio Gong 97.1 die Früchte seiner Arbeit: Der Sender fuhr eine Tagesreichweite von 11,2 Prozent in seinem terrestrischen Sendegebiet ein. Das ist der beste Wert, den die Rockwelle mindestens seit 2008 erreicht hat.
Spezialsendungen verschoben und abgeschafft
Was dann folgte, ist eigentlich unfassbar. Anfang des Jahres wurden die Spezialsendungen auf den späteren Abend verschoben oder gleich ganz abgeschafft. Schon zuvor gab es eine einstündige „Programmlücke“ zwischen Tages- und Abendprogramm, in der nur Nonstop-Musik zu hören war. Seit der Programmänderung sind es sogar zwei Stunden.
Auch die Stellungnahme des Senders zu den Neuerungen war wenig schlüssig. Sonntags wollte man eine zweistündige Programmlücke vermeiden, wie offiziell auf Facebook verlautbart wurde. An Werktagen wurde diese Lücke wiederum bewusst eingeführt. Offenbar sollen die Spezialsendungen gar nicht gehört, sondern möglichst „versteckt“ werden. Irgendwann kann man dann sagen: „Das was Ihr da abends macht, hört eh niemand, das sparen wir ein.“
FAB 2020: Hörerzahlen wieder auf normalem Niveau
Bei der diesjährigen Funkanalyse Bayern hat Radio Gong 97.1 wieder einige Hörer verloren. Die Tagesreichweite liegt aber immer noch bei 8,3 Prozent und damit über dem Wert von 2018. Zudem sollte man bei kleinen Sendegebieten, wie sie Lokalsender nun einmal haben, nicht jeden Prozentpunkt auf die Waagschale werfen. Wenn zehn Hörer bei der Befragung zufällig anders als im Vorjahr antworten, drückt sich das gleich in einem völlig anderen Ergebnis aus.
Jetzt gab es bei Radio Gong 97.1 aber erneut Änderungen im Programm. Ob diese nun mit den FAB-Zahlen zu tun oder einen anderen Hintergrund haben, sei einmal dahingestellt. Bereits seit Wochen beobachten Hörer – so auch ich – dass die Musikrotation immer kleiner und langweiliger wird.
Hörer protestieren auf Facebook
Radio Gong 97.1 hat nicht nur eine neue, völlig unübersichtliche neue Webseite eingerichtet, die nicht einmal mehr ein vernünftiges und übersichtliches Programmschema beinhaltet, sondern sich auch ein neues Titelbild auf der Facebook-Seite verpasst. Dieses nehmen die Hörer zum Anlass, ihren Unmut zu der Änderung im Musikprogramm auszudrücken. Nachfolgend einige der Hörerstimmen , die in den Kommentaren zum neuen Facebook-Titelbild des Senders zu finden sind:
- „Bitte versucht nicht dem Einheitsbrei nachzueifern… Gong hat eine lange und erfolgreiche Tradition. Diese sollte man nutzen und ausbauen…“
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„Darf mich gerne anschließen. Ich höre Gong sehr gerne, aber die Musikauswahl wird vom Umfang her immer kleiner, sehr viele Wiederholungen. Bringt bitte wieder mehr Abwechslung, sonst muss auch ich mir einen anderen Sender suchen…„
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„Leider korrekt mit den Wiederholungen… Ist vielleicht vergebens, aber spielt mal Songs von den Scheiben, auf denen die „Hits“ sind. Da verstecken sich oft Perlen, die zumindest meiner Meinung nach viel besser sind.„
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„Ich hatte mir auch vorgenommen, heute mal bezüglich der Musikauswahl zu schreiben. Nicht falsch verstehen, ich liebe Radio Gong, der einzige Sender den man hören kann. Alle anderen spielen Musik, da kannst di grausen. Aber wenn ich noch einmal Billy Joel – We didn’t start the fire höre, schmeiß ich mein Radio zum Fenster raus. Nee ,Spaß. Aber es gibt wirklich mehr als 100 Rock Songs auf Repeat.„
Quote retten oder Sender bewusst zerstören?
Ich habe für die Änderungen im Programm nur zwei Erklärungsansätze. Entweder soll eine bewusste enge Rotation, die überwiegend auf Rock-Hits setzt, dafür sorgen, dass weitere potenzielle Hörerkreise angesprochen werden. Vielleicht wollen die Verantwortlichen so wieder an den Reichweiten-Erfolg des vergangenen Jahres anknüpfen, ohne aber darüber nachzudenken, dass man damit die eigentlichen Stammsender von Radio Gong 97.1 verlieren könnte.
Oder aber es gibt Leute, die – aus welchem Grund auch immer – ein Interesse daran haben, den Sender bewusst an die Wand zu fahren. Kam mir Gedanke bereits anlässlich der Verschiebung der Spezialsendungen Anfang des Jahres, so drängt er sich jetzt erst recht auf. Was das aber soll und welche Überlegungen dahinterstecken könnten, erschließt sich mir nicht.