Wenn man heutzutage ein Radioprogramm nicht terrestrisch empfangen kann, ist es in der Regel möglich, auf den jeweiligen Livestream im Internet auszuweichen. Nur die wenigsten Hörfunkstationen verzichten darauf, auch via Internet zu senden.
Das was man heutzutage teilweise als Livestream verkauft bekommt, hat allerdings mit dem eigentlichen Liveprogramm des Senders nur wenig zu tun. Oft hört man vor der Wiedergabe des eigentlichen Programms einen Werbespot oder ein Jingle. Das, liebe Programm-Macher, nervt.
Vorschalt-Werbung ist ein Abschaltfaktor
Natürlich lassen sich durch die Vorschalt-Werbung zusätzliche Einnahmen generieren. Schließlich gibt es kaum einen prominenteren Platz, an dem man den Spot im Stream unterbringen kann. Aber denkt hier irgendjemand auch an den Hörer?
Zappt man von Programm zu Programm, so ist diese Sch*** Werbung unter Umständen immer wieder zu hören, oft sogar jeweils der gleiche Spot. Hört man den Stream mobil, so kann jeder kurze Aussetzer bei der mobilen Internet-Versorgung dafür sorgen, dass der Spot erneut zu hören ist.
Bis zu zwei Minuten Zeitversatz
Richtig merkwürdig wird es für die Hörer aber dann, wenn der Stream bis zu zwei Minuten der Echtzeit hinterherhinkt. Wenn man um 15.02 Uhr gesagt bekommt, es sei gerade 15.00 Uhr, dann denkt man im ersten Moment an ein Versehen, beim nächsten Mal kommt man sich veralbert vor.
Dieser Effekt ist mir nun schon bei einer ganzen Reihe von Programmen aufgefallen: Landeswelle Thüringen und R.SA Sachsen sind Beispiele aus dem Regiocast-Lager. Aber auch bei der Rock Antenne hatte der Stream schon eine sehr deutliche Verzögerung.
Regionale Werbung als Grund?
Dass Streaming nie in Echtzeit möglich ist, versteht sich von selbst. Aber zwei Minuten sind des Guten dann doch etwas viel. Man fragt sich natürlich auch nach dem Grund für diese starke Verzögerung. Ich vermute, regionale Werbeausspielung könnte dafür verantwortlich sein.
Wenn ich R.SA Sachsen höre, bekomme ich beispielsweise teilweise Werbung für das Wertheim Village zu hören. Das ist nicht weit von hier. Für einen DAB+- oder UKW-Hörer in Sachsen dürfte sich die Anreise aber kaum lohnen.
So nehme ich an, dass die Werbung nur für Stream-Hörer ausgespielt wird – und auch das nur dann, wenn Werbekunde und Hörer aus der halbwegs gleichen Gegend kommen. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Der Hörer hat ja eher den Vorteil, dass der Werbung von Anbietern hört, die für ihn sogar interessant sein könnten.
Werbeblöcke mit unterschiedlicher Länge?
Was ich mir nun vorstellen könnte, sind Werbeblöcke mit unterschiedliche Länge. Sprich: Auf DAB+ und UKW ist der Werbeblock vielleicht zwei Minuten lang, für Stream-Hörer in Köln sind es vielleicht nur eineinhalb Minuten, in München dafür zweieinhalb Minuten usw.
Ob der Zeitversatz, den es bei den Streams von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht gibt, wirklich auf Werbeblöcke mit unterschiedlicher Länge zurückzuführen ist, weiß ich nicht. In jedem Fall sollten sich die Programm-Verantwortlichen aber diesem Problem stellen. Unter dem Strich macht sich eine Radiostation nämlich auch unglaubwürdig, wenn sie dem Hörer immer wieder eine falsche Uhrzeit erzählt.