97.1 The Point ist mein Stammsender, wenn ich in Las Vegas bin. Auch zuhause habe ich das Classic Rock Programm oft eingeschaltet. Über viele Jahre war der Internet-Stream der Station weltweit frei empfangbar. Das hat sich im Frühjahr geändert. Seitdem hat auch 97.1 The Point – wie viele andere Radiostationen in den USA – seinen Stream geogeblockt.
Leider befindet sich 97.1 The Point da in guter Gesellschaft. Viele andere amerikanische Radiostationen gingen im Zuge der Corona-Krise den gleichen Weg, um Geld zu sparen. Nun hat 97.1 The Point die Verfügbarkeit seines Streams weiter eingeschränkt, wie ich am Mittwochabend bei einem Empfangsversuch festgestellt habe.
Westküste ja – Ostküste nein
Wenn ich einen VPN-Server an der amerikanischen Westküste – beispielsweise in Los Angeles – verwende, kann ich den Classic Rock Sender weiterhin empfange. Setze ich wiederum einen Server von der Ostküste – zum Beispiel aus New York – ein, dann kommt keine Verbindung zum Stream zustande.
97.1 The Point setzt jetzt also regionales Geoblocking ein. Das haben unter anderem auch einige hawaiianische Radiostationen gemacht. Offiziell sendet man via Internet nur noch für die Region, in der das jeweilige Programm auch terrestrisch zu empfangen ist. Glücklicherweise wird der Versorgungsbereich aber doch nicht ganz so eng gezogen.
Geoblocking-Seuche muss weg
Geoblocking ist eine Seuche. Zwar kann ich die gewünschten Programme über VPN-Verbindungen weiterhin empfangen. Ganz so bequem wie direkt über Sonos funktioniert das aber nicht mehr. Vor allem ist diese Kleinstaaterei nicht der Sinn des weltweiten Internets.
Das Problem für die Radiostationen ist unter dem Strich die Raffgier des amerikanischen GEMA-Pendants. Warum kann man Urheberrechte nicht fair, nach tatsächlichen Hörern im Ausland, abrechnen, statt die technische Empfangbarkeit zum Maßstab zu machen?
Handeln der Radiostationen ist verständlich
Es ist doch völlig klar, dass sich kaum eine Radiostation immense zusätzliche Kosten ans Bein bindet, wenn sie so vielleicht maximal eine Hand voll zusätzliche Hörer erreicht und – das ist das eigentlich entscheidende – keine einzige zusätzliche Werbeminute verkauft.
Lieb Urheberrechts-Raubritter, kommt mal ‚runter von Euren unverschämten Tarifen für weltweites Streaming. Danken werden es nicht nur ein paar durchgeknallte Radiofreaks wie ich, sondern nicht zuletzt auch amerikanische Soldaten, die im Ausland stationiert sind und via Internet ihren Heimatsender hören könnten, wenn dieser frei empfangbar wäre.