Der Westdeutsche Rundfunk ist jetzt auch in weiten Teilen von Nordhessen über DAB+ zu empfangen. Möglich macht dies die Inbetriebnahme des Senders Eggegebirge mit einer Strahlungsleistung von 10 kW. Gesendet wird auf dem landesweit einheitlichen Kanal 11D. Primär dient die neue Sendeanlage zur Versorgung des Kreises Höxter, der Stadt Marsberg und des Kreises Paderborn.
Was Hörer im Großraum Kassel freuen wird, da sie nun alle WDR-Programme und Dom Radio über das terrestrische Digitalradio empfangen können, kann weiter südlich und östlich auch zu Frust führen. Bekanntermaßen wird der Kanal 11D auch vom Bayerischen Rundfunk genutzt. Dabei sendet der BR vom Standort Kreuzberg/Rhön nur mit stark verminderter Leistung Richtung Norden, im gegenseitige Interferenzen mit dem WDR zu vermeiden. Der neue WDR-Sender könnte nun dazu beitragen, dass sich die technische Reichweite des BR-Multiplexes in Hessen noch weiter reduziert.
Gleichkanalbelegung muss enden
Eigentlich ist die Frequenzkoodinierung bzw. Frequenzausstattung bei DAB+ – mit Verlaub – ganz großer Mist. Die Kanäle werden nicht mehr für Senderstandorte, sondern für Versorgungsgebiete koordiniert. Einstrahlungen in benachbarte Bereiche sind nicht vorgesehen und werden zum Teil sogar bewusst verhindert, wie das Beispiel des Bayerischen Rundfunks am Standort Kreuzberg/Rhön zeigt,
Auf der anderen Seite stehen die Hörgewohnheiten, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Und diese sollten und müssen berücksichtigt werden, wenn man die Nutzer zum Umstieg von UKW auf DAB+ bewegen möchte. Wenn ich als technisch nicht versierter reiner Programmhörer ein Digitalradio kaufen und dann feststellen würde, dass damit mein Stammsender gar nicht zu empfangen ist, würde ich das Gerät wohl zurückbringen und bei UKW bleiben.
Militär muss Kanal 13 räumen
Nun wird die technische Reichweite von DAB+-Sendern in benachbarte Sendegebiete nicht begrenzt, um die Hörer zu ärgern, sondern weil man mit der sehr geringen Frequenzausstattung für das terrestrische Digitalradio gut haushalten muss. Etwas entspannen könnte sich die Situation, wenn wenigstens auch der Kanal 13, den jedes DAB-Radio empfangen kann, nutzbar wäre. Das Militär, das die Nutzung wohl derzeit blockiert, sollte den Frequenzbereich im öffentlichen Interesse räumen und für DAB+ freigeben.