Das Huawei Mate 30 Pro muss aufgrund des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs ohne Google-Dienste auskommen. Nun hat Huawei angekündigt, auch in Zukunft auf Google Services verzichten zu wollen. Diese Aussage wurde zwar mittlerweile etwas aufgeweicht, aber auch nicht wirklich klar dementiert. Der Verzicht auf Google-Dienste gelte auch für den Fall, dass die USA dem Hersteller wieder grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit Google geben sollte, heißt es auf der einen Seite, Google-Dienste seien erste Wahl, wird andererseits kommuniziert.
Die Begründung für einen möglichen dauerhaften Verzicht auf Google Services, es sei ja nicht auszuschließen, dass man später erneut in eine Situation wie im Moment geraten könnte, ist einleuchtend. Es dürfte auch eine Zielgruppe geben, die sich ein Android-Smartphone ohne Google-Dienste wünscht. Grundsätzlich ist es auch sicher nicht verkehrt, eine solche Datenkrake hinter sich zu lassen. Dennoch kommen für mich unter den gegeben Umständen auf absehbare Zeit keine Huawei-Smartphones mehr in Frage.
Nachteile überwiegen
Datenkrake hin, Datenkrake her: Google hat ein Ökosystem geschaffen, das sich so schnell nicht ersetzen lassen wird. Das musste auch Blackberry erkennen, das beim Betriebssystem Blackberry 10 eine Android Runtime integriert hatte. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass auch alle Android-Apps lauffähig waren. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Anwendungen benötigt nämlich genau das, was Huawei jetzt fehlt und was auch Blackberry 10 gefehlt hat: die Google-Dienste.
Selbst bei bestem Bemühen wird es Monate bis Jahre dauern, bis Huawei die wichtigsten App-Anbieter an Bord hat. Ob es einen Ersatz für Google Pay gegen kann, ist völlig unklar. Selbst wenn Huawei einen solchen Bezahldienst aufsetzen würde bräuchte das Unternehmen erst einmal Banken, die mitmachen.
Android Auto nicht zu ersetzen
Noch schwieriger ist es, Android Auto zu ersetzen. Natürlich kann Huawei eine Alternative entwickeln. Bis es soweit ist und bevor das System in ersten Fahrzeugen landet, dürften aber Jahre vergehen. Zudem weiß ich nicht, wie die Automobilhersteller reagieren, wenn sie neben Android Auto und Apple CarPlay plötzlich noch ein weiteres System integrieren sollen.
Sieht man einmal von den seit Monaten fehlenden Software-Updates ab, mag ich mein Huawei Mate 20X 5G sehr. Trotzdem wird das wohl auf absehbare Zeit mein letztes Huawei-Smartphone sein. Zwar ist der Hersteller mit seiner Hardware der Konkurrenz zum Teil meilenweit voraus. Wenn aber das Software-Ökosystem unvollständig ist, nutzen mir auch die beste Kamera und das größte Display nichts.