Im vergangenen Jahr gab es in Deutschlands erstmals echte Mobilfunk-Flatrates zu Preisen unter 100 Euro im Monat. Im Vergleich zu den doppelt so teuren Angeboten von Telekom und Vodafone, die es schon vorher gab, war das günstig. Für den normalen Privatanwender dürften die Monatspreise zwischen 60 und 80 Euro dennoch zu hoch gewesen sein.
In diesem Jahr gab es sogar eine negative Entwicklung, mit der ich nicht gerechnet hätte: Die Deutsche Telekom hat den sowieso schon hohen Preis von 79,95 Euro im Monat für den Flatrate-Tarif MagentaMobil XL sogar noch um 5 Euro monatlich erhöht. Da kann man nur hoffen, dass Vodafone nicht nachzieht. Der Red XL ist derzeit noch für 79,99 Euro im Monat zu bekommen.
freenet Funk ohne Vertragsbindung
Recht unerwartet trat mit freenet Funk im Frühjahr eine neue Marke mit Allnet-Flat plus echter Daten-Flat auf den Plan. Anders als bei Telekom und Vodafone müssen die Kunden hier nicht einmal eine feste Vertragsbindung eingehen (bei o2 ist der Free-Unlimited-Tarif für 5 Euro Aufpreis auch mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit zu bekommen).
freenet Funk kostet in der Flatrate-Variante 99 Cent pro Tag. Das sind rund 30 Euro im Monat. Die mobilcom-debitel-Marke hat die bisher in Deutschland üblichen Tarife für echte Flatrates also mal eben halbiert. Dabei kann der Tarif sogar „pausiert“ werden, wenn er gerade nicht benötigt wird.
Tarif wird angepasst
Wie immer, wenn es viel Mobilfunk für wenig Geld gibt, traten auch bei freenet Funk schwarze Schafe auf den Plan, die den Begriff „Flatrate“ wohl etwas zu wörtlich genommen haben. 1 TB und mehr verbrauche ich selbst im Festnetz nicht – trotz Netflix, DAZN & Co.
So gesehen haben die Kunden zwar offiziell nichts falsch gemacht. Dennoch kann ich verstehen, dass der Provider ihnen gekündigt hat. Man hätte das allenfalls etwas eleganter und vor allem nicht von heute auf morgen machen können.
Ab Mitte Januar wird zudem die Möglichkeit, den Tarif zu pausieren, eingeschränkt. Auch das ist verständlich, denn wenn die Kunden die Flatrate nur dann buchen, wenn sie sie sehr intensiv nutzen, geht die Mischkalkulation für mobilcom-debitel nicht auf.
Fehlendes EU-Roaming ist größte Hürde
Auch nach diesen für bestimmte Kundenkreise sicher ärgerlichen Maßnahmen ist freenet Funk für Smartphone-Nutzer, die eine echte Flatrate suchen, erste Wahl. Daher steht das mobilcom-debitel-Angebot schon seit geraumer Zeit als Tarif des Jahres fest. Bis heute gibt es nichts annähernd vergleichbares auf dem deutschen Mobilfunkmarkt.
Das größte Manko bei freenet Funk ist das fehlende EU-Roaming. Natürlich muss der Provider im Ausland keine Daten-Flatrate anbieten, sondern kann die Fair-use-Policy anwenden, die im Rahmen der Regulierung ganz offiziell vorgesehen ist. Die SIM-Karte aber überhaupt nicht abseits des Heimatnetzes verwenden zu können, macht sie als Haupttarif für den Kunden unattraktiv. Hier sollte mobilcom-debitel unbedingt noch nachbessern.
Perspektivisch wäre es zudem schön, wenn die Kunden anstelle einer physischen SIM-Karte auch ein eSIM-Profil bekommen könnten. Zumindest eine MultiSIM für Smartwatches sollte – gegen Aufpreis – ebenfalls drin sein. Dann wäre der Tarif sicher für noch mehr potenzielle Nutzer interessant.