Ich gebe es gerne zu, dass es mir ziemlich auf die Nerven geht, wenn manche Radiostationen schon in der Adventszeit recht viele Weihnachtstitel in ihre Rotation aufnehmen. Man ist noch im Alltagstrott, steht – wie es heutzutage im Berufsleben nunmal üblich ist – ständig unter Strom und Weihnachten ist gefühlt noch Lichtjahre entfernt. Unter diesen Umständen brauche ich persönlich keine zwei bis drei Weihnachtssongs pro Stunde.
Getreu dem Motto „schlimmer geht immer“ baut beispielsweise KOST 103.5 in Los Angeles sein Programm in der Vorweihnachtszeit komplett um und spielt ausschließlich weihnachtliche Klänge. So sehr ich diesen Sender in den anderen 48 Wochen eines Jahres auch schätze: Das ist für mich ein absolutes Abschaltkriterium. Dabei weiß ich natürlich, dass es auch viele Hörer gibt, die KOST 103.5 aufgrund dieses Programms schätzen.
Ähnlich arbeitet übrigens auch Létt Bylgjan, das ich ansonsten als eine Art „isländisches Sky Radio“ bezeichnen würde. Die Softpop-Musik des Senders eignet sich sehr gut zum nebenbei Hören im Büro. Mittlerweile ist die Station komplett unmoderiert, sodass sie auch für Musikfans, die der isländischen Sprache nicht mächtig sind, eine echte Empfehlung ist. Aber in der Adventszeit spielt Létt Bylgjan ausschließlich Weihnachtsmusik, sodass mir das Programm absolut nicht zusagt.
Beispiele auch in Deutschland
Aber nicht nur im Ausland, auch in Deutschland stellt so manche Radiostation ihr Programm in den Wochen vor Weihnachten komplett um, Ein Beispiel wäre 105.5 Spreeradio in Berlin, das im Alltag ein recht gefälliges Programm mit Schwerpunkt auf Musik der 80er Jahre bietet. Nun wirbt der Sender sogar damit, im Dezember rund um die Uhr Weihnachtsmusik zu spielen. Das hat sicher seine Fans, mein Fall ist es aber nicht.
Hamburg Zwei macht ebenfalls ein gutes Programm mit Musik der 80er Jahre. Derzeit gibt man sich hörernah und sendet aus einem 80er Café. Ich schätze an Hamburg Zwei das Wochenend-Programm, zumal dieses immer unter einem speziellen Motto steht. Im Advent gibt es allerdings an dieser Stelle ausschließlich Weihnachtsmusik, sodass ich mir für samstags und sonntags gerne ein anderes Programm suche.
Wie sehr das Thema weihnachtliche Musik im Radio polarisiert, zeigte sich dieser Tage auf der Facebook-Seite von Hamburg Zwei. Während manche Hörer meinten, dass sie sich schon das ganze Jahr über auf das vorweihnachtliche Programm freuen, meinten andere – ähnlich wie ich – dass sie dann wohl erst im Januar wieder einschalten.
Chance und Risiko zugleich
Für die Radiostationen ist der Umgang mit der Weihnachtsmusik ein schwieriges Thema. Einerseits kann man mit dem veränderten Programm vielleicht neue Hörer ansprechen. Möglicherweise bleibt der eine oder andere Hörer dann sogar nach der Weihnachtszeit erhalten. Auf der anderen Seite kann man so aber auch zahlreiche Hörer verlieren.
Ich würde mir das wünschen, was viele Programmanbieter ohnehin schon machen: Zusätzliche Webchannels für spezielle Musikinteressen. Wenn man das dann in Zukunft vielleicht sogar so hinbekommt, dass auf den zusätzlichen Musikkanälen auch die Inhalte des Hauptprogramms durchgereicht werden, sollten alle Hörer zufrieden sein.