Bereits am Freitag vergangener Woche war ich auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main unterwegs. Nach diesem dienstlichen Messebesuch war ich gestern – dieses Mal vorwiegend privat – nochmals auf der IAA. Dabei habe ich mir in erster Linie die Multimedia-Einrichtungen in den Fahrzeugen angesehen.
Erste Erkenntnis: DAB+ ist bei den Automobilherstellern angekommen. War die Integration des terrestrischen Digitalradios vor vier oder sechs Jahren noch die Ausnahme, so habe ich dieses Mal kein einziges Fahrzeug mehr gesehen, dass kein DAB+-taugliches Autoradio hat. Erstaunlicherweise bieten viele Hersteller zusätzlich noch die Lang- und Mittelwelle an.
Aktuelle Autoradios für DXer ein Horror
Zweite Erkenntnis: Die Autoradios werden für die Benutzung durch normale Endverbraucher besser, für Freaks, die auf Senderjagd gehen und noch das letzte aus den Empfängern herauskitzeln wollen, aber schlechter. Die manuelle Frequenzabstimmung ist bei vielen Radios nicht mehr möglich. Oft läuft auf DAB+ und UKW im Hintergrund stets ein automatischer Siuchlauf mit und der Nutzer kann sich aus einer gemeinsamen Liste für Digital- und Analogradio das Programm heraussuchen, das er gerade hören möchte.
Diese Automatisierung ist einerseits eine feine Sache. Auf der anderen Seite würde ich gerne auch manuell abstimmen können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nicht alle Programme empfangen werden können, die am Aufenthaltsort technisch möglich wären.
Ich erlebe das regelmäßig mit meinem Autoradio, wo zumindest nach Wellenbereichen getrennt ebenfalls im Hintergrund eine solche Liste erstellt wird, ich aber immer noch manuell abstimmen oder einen Sendersuchlauf durchführen kann. In der automatisch generierten Liste fehlen immer wieder Programme, die sogar gut zu empfangen wären.
Dritte Erkenntnis: Internetradio direkt über das Autoradio ist noch eher die Ausnahme, die man vor allem bei höherwertigen Fahrzeugen findet. Das ist wohl wie bei DAB+ vor einigen Jahren: Dauert noch eine Weile. So weit sind Hersteller und Endverbraucher noch nicht.
Android Auto und Apple CarPlay fast immer dabei
Vierte Erkenntnis: Android Auto und Apple CarPlay ist in den meisten Fahrzeugen ebenfalls vorhanden. Die von der Volkswagen/Audi-Gruppe bekannte Phonebox, die eine aktive Verstärkung der Mobilfunksignale bietet, ist aber bei anderen Herstellern eher noch die Ausnahme. Das ist schade, denn ohne guten Mobilfunkempfang macht Webradio im Auto freilich keinen Spaß.
Kabellos sind Android Auto und Apple CarPlay allerdings bislang nur bei wenigen Herstellern und in den höherwertigen Autos nutzbar. Hier hätte ich mir eigentlich mehr versprochen, denn ganz so neu ist diese Technik ja nun nicht mehr.
Fünfte Erkenntnis: Für Datendienste setzen praktisch alle Hersteller auf eine eSIM, die aber nicht frei programmierbar ist. Stattdessen ist der Kunde auf den Provider angewiesen, den er vom Hersteller vorgesetzt bekommt. Das finde ich Sch…ade, denn nicht jedes Netz ist in jeder Region gleich gut zu empfangen.
Skoda hat nun – wie die anderen Marken der VAG-Gruppe – eine eSIM von Cubic Telecom an Bord. Vorteil: Diese bucht sich in alle deutschen Netze ein. Leider ließ sich auf der Messe nicht testen, ob eine manuelle Netzwahl möglich ist. Was nutzt mir o2-Netz mit EDGE, wenn ich am gleichen Ort die Telekom mit LTE zur Verfügung hätte.
Die eigene SIM im Auto stirbt aus
In jedem Fall ist mein aktueller Skoda Octavia wohl mein erstes und letztes Auto, bei dem ich eine eigene SIM-Karte verwenden kann. Das bedeutet beim nächsten Wagen vor allem, dass die Kosten steigen (aktuell verwende ich eine MultiCard zu einem sowieso vorhandenen Vertrag). Zudem muss ich beim Autokauf mitberücksichtigen. welcher Hersteller welches Netz anbietet.
Auch wenn die Ergebnisse der Recherche auf der IAA aus meiner Sicht eher unerfreulich waren, hat sich der zweite Besuch auf der Messe in jedem Fall gelohnt. Ich würde mir wünschen, dass die IAA in zwei Jahren erneut in Frankfurt am Main stattfindet und dass die Messe von den Herstellern wieder besser angenommen wird.