Da war sie nun also, die erwartete Pleite bei der diesjährigen iPhone-Keynote von Apple. Der amerikanische Konzern hat es geschafft, als einer von nur noch wenigen Herstellern höherwertige Smartphones ohne 5G-Unterstützung vorzustellen. Auch wenn der Endverbraucher 5G aktuell nicht braucht, ist es „irgendwie schon erbärmlich“, wie es ein Kumpel treffend auf den Punkt gebracht hat, dass iPhone 11, iPhone 11 Pro und iPhone 11 Pro Max „nur“ LTE an Bord haben.
Apple war nie vorne dabei, wenn es um neue Technologien ging. Das Original iPhone musste mit EDGE anstelle von UMTS auskommen, das iPhone 5 hatte nur LTE auf 1800 MHz, Dual-SIM gibt es erst seit dem vergangenen Jahr und auch dann nur, wenn man eine eSIM mit einer physischen SIM kombinieren kann, was noch lange nicht bei allen Providern der Fall ist.
Der Unterschied zu früher: Als das iPhone vor zwölf Jahren neu war, war Apple „der“ Platzhirsch auf dem Smartphone-Markt schlechthin. Design und Funktionalität überzeugten so, dass selbst die Beschränkung auf langsames EDGE-Internet den Siegeszug des Touchscreen-Handys nicht aufhalten konnte. Heute hat Apple starke Konkurrenz. Auch Samsung, Huawei oder Xiaomi bauen sehr gute Smartphones – und irgendwie stellt sich Apple dieser Konkurrenz nicht.
In den vergangenen Jahren klappte die Strategie von Apple, auf eine treue Stammkäuferschaft zu setzen, noch recht gut. Doch mittlerweile sind die iPhone-Verkaufszahlen stark rückläufig, weil Apple einerseits preislich den Bogen überspannt hat, andererseits aber auch keine wirklichen Innovationen mehr zeigt und die Konkurrenz zum Teil die besseren Produkte hat.
Apple punktet mit seinem Ökosystem
Mir gefällt das gesamte Ökosystem von Apple immer noch am besten. Die Apple Watch ist anderen Smartwatches immer noch haushoch überlegen und sie entsperrt sogar mein MacBook. iOS und macOS gefallen mir deutlich besser als Android und Windows – das wiederum ist Geschmacksache und hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Nutzers ab.
Wenn ich aber nur das Smartphone selbst betrachte, ohne die Geräte drumherum, dann muss ich ehrlich sagen: Huawei Mate 20X 5G und Samsung Galaxy S10+ gefallen mir besser. Wenn die beiden Mitbewerber von Apple es nun noch schaffen würden, zeitgemäße Smartwatches zu produzieren, mit denen ich Google Pay nutzen kann, könnte es für Apple ziemlich eng werden, wenn es bei mir um die Kaufentscheidung für neue Handys und Wearables geht.
In diesem Jahr halte ich es persönlich so wie seinerzeit beim iPhone 5 mit seiner kastrierten LTE-Schnittstelle: Ich werde kein neues Smartphone von Apple kaufen. Mein vor einem Jahr erworbenes iPhone XS Max und das iPhone XR – ursprünglich ein Testgerät, das ich aber im Frühjahr übernommen habe – laufen noch sehr gut. Die Vorteile der neuen Apple-Handys sind so klein, dass sich der Neukauf zum Preis eines einwöchigen All-inclusive-Urlaubs auf den Kanarischen Inseln nicht lohnt.
Apple Watch Series 5 für mich der Star der Apple Keynote
Interessanter finde ich da schon die Apple Watch Series 5, die mit einem Always-on-Display daherkommt. Diese Smartwatch würde ich mir sofort kaufen, wenn eine meiner in Betrieb befindlichen Apple Watches den Geist aufgeben würde. Apple Watch Series 2 und 3 laufen aber noch perfekt, sodass ich mir auch diese Investition spare.
Gespannt bin ich auf die tatsächliche Akkulaufzeit der neuen Apple Watch. Das ist ein Punkt, der generell bei Smartwatches noch ziemlich unzufriedenstellend ist. Drei bis vier Tage Laufzeit auf einer Akkuladung fände ich persönlich noch wichtiger als Always on. Aber gut, irgendwo hat der Akku in einem so kleinen Gehäuse freilich auch Grenzen.
iPad 7 ist schwaches Upgrade
Das iPad 7 ist eigentlich eine Frechheit, wenn man einmal vom Verkaufspreis absieht. Da stellt Apple einerseits iPhones mit A13-Prozessor vor, präsentiert aber auf der gleichen Veranstaltung ein Tablet, dessen A10-Chip drei Jahre alt ist. Sorry Apple, das reißt auch der vergleichsweise günstige Verkaufspreis nicht raus.
Traurig ist auch die konsequente Inkonsequenz, beim günstigeren iPad am alten Design mit Home-Button und Touch ID anstelle von Face ID festzuhalten. Positiv finde ich hingegen die Möglichkeit, neben dem Apple Pencil auch das Smart Keyboard nutzen zu können. Nichtsdestotrotz würde ich wieder zu einem – freilich deutlich teureren – iPad Pro greifen, wenn ein Tablet-Neukauf anstehen würde.
Apple TV+ hat Potenzial
Gespannt bin ich auf Apple TV+. Der Dienst setzt ausschließlich auf Originals und wird demnach kein so großes Portfolio haben wie beispielsweise Netflix. Dafür bekommt man Apple TV+ aber auch für weniger als die Hälfte des Netflix-Abopreises – und sogar als Familien-Abo ohne Aufpreis. Den Streamingdienst sehe ich mir in jedem Fall einmal an, wenn er am 1. November erscheint.
Nach dem Apple-Event habe ich dieses Mal ziemlich gemischte Gefühle. Vor allem vom iPhone bin ich sehr enttäuscht, auch wenn der Reinfall zu erwarten war. Die Apple Watch Series 5 finde ich hingegen super und auch Apple TV+ hat Potenzial. Für mich beginnt aber heute schon das Warten auf das iPhone 12, das dann nächstes Jahr hoffentlich auch 5G mit sich bringt.