Am vergangenen Wochenende war ich in Irland und Nordirland unterwegs. Dabei hatte ich mit dem Mietwagen Glück, denn dieser bot nicht nur Unterstützung für Apple CarPlay und Android Auto, sondern auch für das terrestrische Digitalradio. Dabei kommt – wie in Großbritannien – überwiegend noch der alte DAB-Standard zum Einsatz. Lediglich einige wenige Kanäle werden in DAB+ übertragen.
Der Unterschied beim Programmangebot zwischen der Republik Irland und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland könnte nicht größer sein. In Irland kann nur der Multiplex der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RTÉ empfangen werden, der in weiten Teilen des Landes – aber bei weiten nicht flächendeckend – im Kanal 12C verbreitet wird und elf Programme bereithält.
Ein lokaler Multiplex in Dublin, der wohl im Frühjahr noch auf Sendung war, konnte am vergangenen Wochenende nicht mehr empfangen werden. Auch ein Blick auf die WorldDAB-Webseite zeigt, neben dem RTÉ-Multiplex ist derzeit nur ein Test-Mux in der Region Cork auf Sendung. Hier werden im Kanal 11A allerdings lediglich die religiösen Programme UCB Ireland und Radio Maria verbreitet.
Einen Overspill des RTÉ-Ensembles nach Nordirland gjbt es nicht. Schon wenige Kilometer nördlich der Grenze kommt es zu ersten Aussetzern bei der Audio-Wiedergabe. In Belfast ist nichts mehr zu hören, während beispielsweise RTÉ Radio 1 auf der UKW-Frequenz 87,8 MHz auch in der nordirischen Hauptstadt und weit darüber hinaus Richtung Norden noch gut zu empfangen ist.
DAB-Bandscan in Dublin
Nordirland ist ein DAB-Paradies
Ganz anders ist die Situation in Nordirland. Rund 60 digitale Hörfunkprogramme können terrestrisch fast landesweit in störungsfreier Qualität empfangen werden. Dazu gehören die landesweit auch in Großbritannien sendenden Multiplexe der BBC im Kanal 11B, D1 National im Kanal 11D und SDL National im Kanal 11A. Darüber hinaus ist ein regionaler Multiplex für Nordirland im Kanal 12D in Betrieb.
Was fehlt sind zusätzliche lokale Angebote für größere Städte wie Belfast und Londonderry. Das führt dazu, dass kleinere Radiostationen wie Belfast 89FM auf eine Verbreitung im terrestrischen Digitalradio ganz verzichten und stattdessen ausschließlich über UKW und im Internet zu empfangen sind. Eine landesweite Verbreitung kommt aus Kostengründen verständlicherweise nicht in Frage.
Anders als bei den digitalen Programmangeboten aus der Republik Irland haben die nordirischen Sendernetze durchaus auch einen Overspill Richtung Süden. Kurze Aussetzer gibt es zwar schon wenige Kilometer hinter der Grenze. Der Empfang stabilisiert sich aber wieder. Auf meiner Rückfahrt nach Dublin hatte ich bis etwa 55 Kilometer vor der irischen Hauptstadt noch DAB-Empfang aus dem Norden.
Auch beim Ausflug nach Clarkestown am Sonntag hat das Autoradio einen Großteil der nordirischen DAB-Programme eingelesen. Wo das war und ob auch das Audiosignal empfangbar gewesen wäre, weiß ich allerdings nicht. Während Nordirland also ein DAB-Paradies mit großem Programmangebot ist, scheinen die privaten Programmanbieter in der Republik Irland vom terrestrischen Digitalradio nichts zu halten. Schade eigentlich.