Alle Jahre wieder führe ich im Spätsommer den SmartPhoneFan.de-Netztest in meiner Heimatgemeinde Biebergemünd-Bieber durch. So war ich auch in den vergangenen Tagen wieder im Ort unterwegs, um die Qualität der drei deutschen Mobilfunknetze zu untersuchen. Dazu habe ich dieses Mal das Apple iPhone XS Max und das Samsung Galaxy S10+ verwendet.
In diesem Jahr habe ich Vertragskarten von Telekom, Vodafone und o2 für den Test verwendet. Auf die noch im vergangenen eingesetzte SIM-Karte von 1&1 aus dem Vodafone-Netz musste ich nicht zurückgreifen. Getestet habe ich wieder an drei Standorten: Am Ortseingang aus Biebergemünd-Roßbach kommend, am Festplatz und im Ortsteil Röhrig, sodass sich ein recht gutes Gesamtbild zur Mobilfunk-Versorgung ergeben sollte.
Änderungen gegenüber dem Vorjahr
In der Region haben sich gegenüber dem vergangenen Jahr einige Änderungen bei den Mobilfunknetzen ergeben. Das Netz der Deutschen Telekom ist auf den ersten Blick unverändert geblieben. Die Telekom hat allerdings auch keinen Handlungsbedarf, da sie bereits LTE auf 800 und 1800 MHz sowie GSM auf 900 MHz anbietet. Allerdings deuten die gemessenen Werte darauf hin, dass die Telekom nun Kanalbündelung aktiviert hat, was die Internet-Performance nochmals verbessert.
Vodafone hat in der Nachbargemeinde Flörsbachtal neben GSM 900 auch LTE 800 in Betrieb genommen. Das wirkt sich auch auf die Versorgung in Bieber aus. Das LTE-Signal aus Flörsbach ist schwach auch in Bieber zu empfangen. Allerdings ist der Empfang zu schwach, als dass sich das 4G-Signal sinnvoll nutzen ließe. In Biebergemünd selbst ist die Netzkonfiguration von Vodafone unverändert.
Die größte Änderung hat sich bei Telefónica ergeben. Seit Ende Februar ist LTE 800 in ganz Biebergemünd verfügbar. Damit steht in den Ortsteilen Bieber und Roßbach erstmals ein Breitband-Internet-Zugang im Telefónica-Netz zur Verfügung. Der Münchner Netzbetreiber bietet demnach eine ähnlich gute Versorgung wie die Deutsche Telekom, auch wenn diese mit dem zusätzlichen LTE-Träger auf 1800 MHz für eine noch bessere Performance sorgt.
Telekom: Erstmals mehr als 100 MBit/s im Downstream
Eigentlich sollte man annehmen, dass sich die Performance der mobilen Internet-Zugänge mit steigender Nutzung allmählich verschlechtert. Umso überraschter war ich, dass ich im Telekom-Netz erstmals mehr als 100 MBit/s im Downstream gemessen habe. Am Festplatz erreichte ich – auch bei wiederholten Speedtests – 112 MBit/s. Auch der Upstream-Wert von 61,3 bis 69,4 MBit/s war überdurchschnittlich gut. Die Ansprechzeiten lagen um 30 ms.
An der Ortseinfahrt, dem Messpunkt, der der Basisstation am nächsten liegt, waren die Werte gut, aber nicht ganz so hoch wie am Festplatz. Im Downstream wurden 84,4 bis 87,9 MBit/s gemessen, im Upstream waren es 25,3 bis 29,2 MBit/s. Die Ansprechzeiten waren mit durchschnittlich 26 ms etwas besser als am Festplatz.
Kurios: Bei einem Test an der Ortseinfahrt wurde offenbar nur LTE 800 verwendet. Dadurch sanken die Messwerte auf 40,9 MBit/s im Downstream, 18,4 MBit/s im Upstream und Pingzeiten um 28 ms.
Im Röhrig, wo es teilweise keine direkte Sicht zur Basisstation gibt, waren die Messwerte am „schlechtesten“, wobei hier immer noch ein sehr guter mobiler Internet-Zugang bereitsteht. So habe ich dort 52,7 bis 57,4 MBit/s im Downstream sowie 24,1 bis 27,0 MBit/s im Upstream gemessen. Die Ansprechzeiten lagen zwischen 29 und 30 ms.
Vodafone weiter unbrauchbar
Das Vodafone-Netz ist in Biebergemünd-Bieber nach wie vor nicht für den mobilen Internet-Zugang zu gebrauchen. Einmal gelang an der Ortseinfahrt ein „halber“ Speedtest über das schwache LTE-Signal aus Flörsbach. Dabei wurden rund 5 MBit/s im Downstream erreicht. Danach wurde die Messung automatisch beendet, da der 4G-Empfang zu schwach war.
Ansonsten war nur EDGE im GSM-Netz verfügbar. Es flossen immerhin am Ortseingang und am Festplatz zuverlässig Daten (was in den Vorjahren nicht immer der Fall war), wenn auch sehr langsam. Nur im Röhrig kam überhaupt keine Datenverbindung zustande, sodass der Test nicht abgeschlossen werden konnte.
Abseits dessen lagen die Werte für Downloads je nach Standort zwischen 60 und 140 kBit/s. Bei Uploads haben wir zwischen 60 und 90 kBit/s erreicht und die Pingzeiten lagen bei 202 bis 262 ms. Vodafone benötigt dringend LTE im Biebergemünder Obergrund, um konkurrenzfähig zu bleiben bzw. wieder konkurrenzfähig zu werden.
Telefónica: Bis zu 66 MBit/s über LTE 800
Bei Telefónica erstaunt, was das Netz über LTE auf 800 MHz herausholt. Mehr als 50 MBit/s habe ich über LTE 800 bei der Deutschen Telekom noch nie gemessen. Im Netztest im Telefónica-Netz waren es nun am Festplatz Bieber zwischen 57,7 und 66,0 MBit/s im Downstream sowie 21,3 bis 22,9 MBit/s im Upstream. Bei den Pingzeiten (17 ms) ist Telefónica sogar besser als die Telekom.
Im Röhrig profitiert Telefónica davon, dass die Antenne etwas höher als die Telekom-Antenne hängt. Somit besteht zur Telefónica-Station in Grenzfällen noch Sichtverbindung, während dieser beim Telekom-Empfang nicht mehr gegeben ist. Somit habe ich dort 39,8 bis 55,1 MBit/s im Downstream, 15,2 bis 24,1 MBit/s im Upstream und Ansprechzeiten zwischen 17 und 18 ms gemessen.
Am Ortseingang waren die Messwerte etwas schwankend. In einer Messung habe ich „nur“ 48,3 MBit/s im Downstream sowie 4,8 MBit/s im Upstream erreicht. Ansonsten waren es bis zu 60,2 bzw. 21,1 MBit/s bei Pingzeiten zwischen 17 und 22 ms.
Fazit: Bieber hat jetzt zwei brauchbare Mobilfunknetze
Nachdem in Biebergemünd-Bieber jahrelang die Deutsche Telekom das einzige brauchbare Mobilfunknetz für Telefonie und mobiles Internet anbot, da der Bonner Netzbetreiber schon 2015 LTE ausgebaut hat, gibt es mit Telefónica erstmals einen echten Konkurrenten. Die Telekom bietet den etwas schnelleren Internet-Zugang, dafür punktet Telefónica mit der besseren GSM-Versorgung für Telefonate.
Das Vodafone-Netz ist nach wie vor nicht zu empfehlen. Der mobile Internet-Zugang ist faktisch unbrauchbar und für Telefonate liefert Vodafone das schwächste GSM-Signal. Innerhalb von Gebäuden kann es vorkommen, dass der Empfang für Telefonate nicht mehr ausreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass Vodafone auf der Bundesstraße 276 zwischen Biebergemünd-Lanzingen und -Kassel nur ein sehr schwaches Signal liefert. Telefonate im Auto sind ohne Außenantenne nicht möglich. Telekom und Telefónica liefern hier durchgehenden Empfang.