Nach dem Frühstück machte ich mich gestern von Butzbach aus auf den Weg zum Rimberg. Diesen Grundnetzsender des Hessischen Rundfunks habe ich schon oft von der Autobahn aus gesehen. Ich war aber noch nie direkt am Sender. Das sollte sich gestern gegen 09.30 Uhr ändern, als ich auf dem Autobahn-Rasthof Rimberg ankam.
Die Auffahrt zum Sendestandort war trotz einer Großbaustelle hinter der Raststätte schnell gefunden. Wenige Minuten später stand ich auch schon am Fuße des 220 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmastes – ein sehr imposantes Bauwerk, das ich bei strahlendem Sonnenschein ausgiebig bestaunte und fotografierte.
Ein Waldarbeiter kam mit dem Auto vorbei und ermahnte mich noch, mich nicht vom Förster erwischen zu lassen, denn ich habe das Auto natürlich nicht auf dem Rasthof stehen gelassen, „übersah“ das Schild, das die Fahrt auf den Berg nur für autorisierte Personen zuließ und parkte direkt neben dem Eingang zum Betriebsgelände des Hessischen Rundfunks.
Ich machte mit meiner Fotosession weiter, verwarf aber den Gedanken, auch noch die Radiolandschaft genauer zu untersuchen. Die starken Ortssender auf UKW, DAB+ und DVB-T2 würden ohnehin spektakuläre Empfänger verhindern, sodass ich wieder nach unten und zur nächsten Station des Ausflugs fuhr.
Eisenberg mit Hindernissen erreicht
Nächstes Ziel sollte der Eisenberg bei Neuenstein sein, nur wenige Kilometer nördlich des Rimbergs. Der Eisenberg gehörte im November 1989 zu den ersten Senderstandorten von Radio FFH. Zuvor war mir dieses „Pendant“ zum Rimberg unbekannt. Mittlerweile wird auf 100,3 MHz die FFH-Jugendwelle planet radio ausgestrahlt.
Die Anfahrt zum Eisenberg war einfach und schwierig zugleich. Einfach, weil es hier keine für Privatautos verbotenen Wege gab und man bis auf wenige Meter ganz offiziell an den Fernmeldeturm heranfahren konnte. Schwierig, weil die Auffahrt von Neuenstein aus aufgrund von Bauarbeiten eigentlich gesperrt ist.
Ich fasste mir ein Herz und fuhr trotzdem über die Schotterpiste, weil ich nicht noch einmal um den ganzen Berg herumfahren wollte. Ab Ortsausgang Neuenstein war die Straße wieder geteert, sodass ich die Fahrt ohne Probleme fortsetzen konnte. Wenige Minuten später war ich angekommen. Das Auto habe ich nebenan am Berggasthof Eisenberg geparkt. Dann habe ich mir erst einmal den 115 Meter hohen Fernmeldeturm der DFMG angesehen.
Zurück auf dem Parkplatz des Berggasthofs schnappte ich mir den Sony XDR-P1DBR, um die Radiolandschaft auf dem mit 635,5 Meter höchsten Berg des Knüllgebirges einmal anzusehen. Das lohnte sich, denn auf DAB+ war vom Norddeutschen Rundfunks bis zum regionalen Multiplex für die Oberpfalz, vom Südwestrundfunk aus Rheinland-Pfalz bis zu den Muxen aus Sachsen-Anhalt so ziemlich alles zu empfangen.
Im Berggasthof habe ich mir noch eine Gulaschsuppe schmecken lassen, bevor ich weiterfuhr. Dabei habe ich mir geschworen: „Hier warst Du nicht zum letzten Mal.“ Auch das Erforschen des UKW-Bereichs dürfte in dieser Gegend sehr interessant sein. Zudem hätte ich vielleicht auch auf DAB+ noch etwas mehr herauskitzeln können, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.
Weiterfahrt zum Dreiländereck
Nächstes Ziel war ein Ort, der gar nicht so weit von zuhause entfernt ist, an dem ich aber noch nie war. Dieser Ort ist allerdings auch alles andere als zentral gelegen und gar nicht so leicht zu erreichen. Ich spreche vom Dreiländereck Bayern – Hessen – Thüringen in der Rhön, das mitten im Feld zwischen Seiferts in Hessen, Fladungen in Bayern und Birx in Thüringen liegt.
Von Hessen aus führt ein Weg zum Dreiländereck, der aber irgendwann in ein Gehege für Kühe und Ochsen mündet. Hier musste ich 600 Meter vor dem Ziel wieder umkehren. Von Bayern aus führt ein kleiner Trampelpfad zum Dreiländereck. Diesen habe ich schlussendlich genommen. Nach etwa 1,3 Kilometern Fußmarsch war ich am Ziel.
Vor Ort habe ich dann gesehen, dass es von der thüringischen Seite aus sogar einen gut ausgebauten Wanderweg bis zum Dreiländereck gibt. Dafür die die Distanz zur nächsten Parkmöglichkeit für das Auto größer als von Hessen und Bayern aus, sodass die Entscheidung, das Dreiländereck von der Westseite aus anzusteuern, schlussendlich richtig war.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Nicht weit vom Dreiländereck entfernt befindet sich die hessische Stadt Tann. Von deren Ortsteil Theobaldshof aus war ich 1985 zusammen mit einem Schuldfreund zum ersten Mal an der innerdeutschen Demarkationslinie. Ungefähr erkannte ich auch die Stelle wieder, von der aus wir damals in die Sowjetzone und in den dortigen Grenzort Andenhausen blicken konnten.
Heute ist ein Besuch in Andenhausen freilich kein Problem. So fuhr ich anschließend durch diesen Ort und weiter nach Meinigen, das eine sehr schöne Innenstadt hat, die es verdient hätte, etwas ausgiebiger betrachtet zu werden. Mittlerweile war es nach 17 Uhr und es sah danach aus, dass die für den späten Nachmittag angedrohten Gewitter tatsächlich aufziehen. So aß ich ein sehr gutes Eis und fuhr anschließend wieder zurück nach Hause.
Ehemaliger Grenzübergang als letztes Highlight
Der Rückweg führte mich von Meiningen aus nicht etwa zurück nach Westen, wie ich vermutet hatte. Das Navi entschied sich für die Route über den ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen/Meiningen und die bayerische Rhön nach Gersfeld und schließlich auf die A66, auf der ich die letzten Kilometer nach Hause zurücklegte.
Am früheren Grenzübergang sind einige Gebäude und ein Wachtturm noch erhalten. Zudem besteht die Möglichkeit, sich ehemalige Grenzbefestigungsanlagen anzusehen. So verweilte ich hier nochmals, bevor endgültig Regen aufzog und ich den Weg zurück in den Spessart antrat, wo ich gegen 20.30 Uhr ankam.
Der Tag war sehr spannend. Ich werde sicher weitere Ausflüge ins Knüllgebirge und nach Thüringen unternehmen, zumal es für mich hier noch viel „Neuland“ zu entdecken gibt, wo ich noch nie war. Die kommenden Wochenenden sind schon ziemlich verplant. Ob ich es also in diesem Sommer nochmals in die Gegend schaffe, ist unklar. Aber der Sommer 2020 kommt bestimmt.