Am vergangenen Dienstag ist die diesjährige Funkanalyse Bayern veröffentlicht worden. Diese brachte einige Überraschungen mit sich. Hier in der Region setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre bei Radio Primavera fort. Aus einer Tagesreichweite (Montag bis Freitag) von 17 Prozent vor zehn Jahren sind 8,6 Prozent i in diesem Jahr geworden.
Da fragt man sich, woran das liegt, denn hinsichtlich der lokalen Berichterstattung ist Radio Primavera sogar vorbildlich. Das Musikformat ist jünger als Bayern 1 und hr1, aber älter als Bayern 3 und Antenne Bayern, hr3 und Hit Radio FFH. Hier hat Radio Primavera eine ganz gute Lücke gefunden, wie ich finde. Die Moderatoren machen einen guten Job, die Verpackung passt gut ins Programm.
Allerdings macht Radio Primavera auch große Fehler, wie ich finde. So nehme ich dem Sender die Stunde Nonstop-Musik mitten im Tagesprogramm (werktags von 10 bis 11 Uhr) übel. Das merkt der Normalhörer vielleicht gar nicht so, wenn er den Sender nebenbei bei der Arbeit hört.
Was aber glaube ich jedem Hörer auffällt: Radio Primavera hat unfassbar viel Werbung. Das ist zunächst ja sehr positiv, denn genau davon lebt ein privater Programmanbieter. Bis zu acht Minuten Reklame vor der vollen Stunde mit anschließenden Nachrichten, Wetter und Verkehr – also insgesamt elf bis zwölf Minuten Wort am Stück – sind aber sicher nicht nur für mich der Hauptgrund dafür, Radio Primavera nur selten zu hören.
Erfreuliche Entwicklung bei extra radio
extra radio in Hof entwickelt sich wiederum erfreulich. Der Sender verkünde auf seiner Facebook-Seite stolz, mehr als 66 Prozent mehr Hörer in der Durchschnittsstunde als im vergangenen Jahr zu haben. Offenbar haben die früheren Stammhörer mittlerweile mitbekommen, dass das Programm nicht mehr gemeinsam mit Radio Euroherz auf 88,0 MHz, sondern seit Dezember 2017 auf der früheren Senderkette von Radio Galaxy und demnach 24 Stunden pro Tag zu empfangen ist.
Auch bei der Tagesreichweite konnte extra radio, bei dem es sich noch um ein echtes Familienunternehmen handelt, von 5,4 auf 5,6 Prozent zulegen. Das ist ein toller Erfolg, wenn man bedenkt, dass die technische Reichweite der jetzt genutzten UKW-Frequenzen deutlich schlechter ist als die frühere Frequenz 88,0 MHz.
extra radio bietet ein Classic-Hits-basiertes Programm mit einem kleinen Anteil von Kultschlagern. Ein vergleichbares Format gibt es in Oberfranken nicht und hier zeigt sich einmal mehr, dass es sich lohnt, eigene Wege zu gehen und nicht ein sehr ähnliches Konzept wie die meisten Mitbewerber zu verfolgen.
Radio 2Day: Bester Wert seit Jahren
Ähnlich sieht es bei Radio 2Day in München aus, bei dem es sich ebenfalls noch um einen inhabergeführten Familienbetrieb handelt und das mit seinen Musik-Klassikern anders klingt als alle Mitbewerber in der Region. Die Tagesreichweite liegt bei 3,4 Prozent. Das ist der höchste Wert in den vergangenen zehn Jahren.
Natürlich kann Radio 2Day mit diesen Zahlen nicht einmal annähernd an den Quoten von Radio Gong 96.3, Radio Charivari und Radio Arabella „kratzen“. Dennoch zeigt der Trend – ähnlich wie bei extra radio -, dass es sich lohnt, anders zu klingen als der übliche Einheitsbrei in der deutschen Radiolandschaft.
Auch DAB+-Programme entwickeln sich positiv
Regionale DAB+-Programme, die inhaltlich etwas bieten, was man bei der Konkurrenz vergeblich sucht, können mittlerweile ebenfalls erste Erfolge verbuchen. Eine Tagesreichweite von 1 Prozent für Radio Schwabmünchen als Lokalsender, der ausschließlich digital zu empfangen ist, ist ein toller Erfolg.
Die Oldiewelle Niederbayern, die auf einen ähnlichen Oldies/Schlager-Mix wie extra radio setzt, kommt immerhin auf eine Tagesreichweite von 0,9 Prozent. Auch das ist ein großer Erfolg, wenn man bedenkt, dass sich das Programm nach wie vor im Aufbau befindet und es dafür kaum Werbung gibt. Die Station bietet aber eine Musikmischung, die in der Region einzigartig ist. Das wird von den Hörern offenbar honoriert.
BR Heimat erfolgreichstes Digitalprogramm
Das erfolgreichste DAB+-Programm, das bayernweit verbreitet wird und keine UKW-Frequenzen hat, ist BR Heimat. Der Volksmusikkanal des Bayerischen Rundfunks kommt auf eine Tagesreichweite von 1,4 Prozent. Auf Platz 2 folgen mit jeweils 1,1 Prozent Radio Schlagerparadies und Radio BOB!.
Einzig um Schwarzwaldradio muss man sich ein bisschen Sorgen machen. Die Tagesreichweite ging von 0,1 Prozent im vergangenen Jahr auf 0,0 Prozent zurück. Schade um Deutschlands selbsternannte „größte Jukebox“, denn das Musikprogramm ist in der Tat einzigartig. Vielleicht klingt für viele potenzielle Hörer der Name Schwarzwaldradio doch zu provinziell. Andererseits hatten Radio Luxemburg und Radio Brenner früher auch Erfolg. Das alleine kann es also nicht sein.