Ende vergangenen Jahres hatte die hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) dem vorwiegend türkischsprachigen Programm Metropol FM drei UKW-Frequenzen im Rhein-Main-Gebiet zugewiesen. Gestern wurden die Sendeanlagen in Frankfurt am Main (97,1 MHz / 200 Watt), Friedberg (89,9 MHz / 320 Watt) und Darmstadt (102,0 MHz / 400 Watt) in Betrieb genommen.
Metropol FM hat sich damit vor allem in Friedberg und Darmstadt recht gute Frequenzen gesichert. Die Frankfurter Frequenz ist nicht nur vergleichsweise leistungsschwach. Sie wird auch vom recht niedrigen Standort Raimundstraße und nicht etwa vom Europaturm betrieben. Ein Beobachter berichtete, selbst in der Frankfurter Innenstadt sei der Empfang innerhalb von Gebäuden sehr schlecht.
Der Programmveranstalter selbst gibt die Frequenz 97,1 MHz neben Frankfurt am Main auch für Hörer in Hanau und Offenbach an. Mag der Empfang in Offenbach noch halbwegs brauchbar sein, so sendet in Hanau auf der benachbarten Frequenz 97,3 MHz Antenne Frankfurt. Metropol FM dürfte demnach nur mit sehr trennscharfen Empfängern zu hören sein.
Warum keine Frequenzvergabe an ein deutschsprachiges Programm?
Ich persönlich finde es generell bedauerlich, dass diese wohl letzten zu vergebenden UKW-Frequenzen im Rhein-Main-Gebiet an ein fremdsprachiges Randgruppenprogramm vergeben worden sind, zumal es auch deutschsprachige Mitbewerber gab. Unter anderem hatten sich die Jugendformate ego FM und sunshine live, aber auch die Schlagerwellen radio B2 und Schlagerplanet Radio um die Frequenzen bemüht.
Die Rock Antenne, die ebenfalls zu den Bewerbern zählte, hätte mit den Rhein-Main-Frequenzen gut die Senderkette in Nord- und Mittelhessen ergänzen können, auf der das Programm seit Mai zu empfangen ist. Ich sehe allerdings ein, dass andere Formate eher zur Meinungsvielfalt beitragen, um die es bei der Zuteilung der Sendelizenzen ebenfalls ging. Mit Radio BOB! gibt es im Rhein-Main-Gebiet schließlich bereits eine Rockwelle, die auch auf UKW zu empfangen ist.
Verpasste Chance: Radio Germany One gehörte zu den Bewerbern
Wenn wir schon ein fremdsprachiges terrestrisches Radio im Rhein-Main-Gebiet bekommen, so hätte ich eine englischsprachige Welle begrüßt, die dem Wirtschaftsstandort Frankfurt am Main gut zu Gesicht stehen würde. Während es in Berlin mit KCRW und der BBC gleich zwei englischsprachige Radiowellen auf UKW gibt, fehlt ein solches Angebot in Frankfurt am Main gänzlich.
Der BBC World Service, der in Berlin auf UKW zu empfangen ist und unlängst in Italien landesweit über DAB+ an den Start ging, gehörte nicht zu den Bewerbern, sehr wohl aber Radio Germany One, das von der Radiogroup veranstaltet und sogar in Frankfurt am Main produziert wird. Hier hat es die LPR Hessen verpasst, einen in der Mainmetropole ansässigen Veranstalter zu unterstützen.
Mittelwelle wiederbeleben
Anstelle der UKW-Frequenzen hätte es für Metropol FM auch eine Mittelwelle getan. So ließe sich dieser hierzulande mittlerweile brachliegende Frequenzbereich für den Rundfunk wiederbeleben. Vielleicht würden andere Community-Radios oder Talk-Stationen perspektivisch folgen. Interessant finde ich zudem das niederländische Modell, die Mittelwelle für Hobbyprojekte kleiner Leistung freizugeben.