Als ich am Montag zum ersten Mal im Süden von Kreta war, war ich von der Landschaft begeistert, von den DX-Möglichkeiten aber enttäuscht. Auf UKW war kein einziges Programm aus Afrika zu hören. Damit hatte ich eigentlich fest gerechnet.
Gestern sah das schon deutlich anders aus, als ich nach Ierapetra gefahren und von dort aus weiter nach Matala gereist bin. Kaum befand ich mich westlich von Ierapetra und vor allem am Berghang weit oberhalb der Küste, schon waren mehrere sehr starke UKW-Sender zu empfangen, die eindeutig arabische Musik ausgestrahlt haben.
Leider blieb keine Zeit für einen ausführlichen Bandscan, zumal die Programme aus Afrika mangels RDS-Kennung eigentlich nicht zu identifizieren waren. Ich versuchte dann, diverse Programme aus Ägypten durch Abhören des Livestreams zu identifizieren. Das klappte aber auch nicht.
Die meisten Empfänge kamen aus Libyen
Dank der FMScan-Webseite, weiß ich mittlerweile auch, warum die Livestreams aus Ägypten nicht zu den gehörten Programmen passten. Auf 100,3 und 102,5 MHz, also auf zwei der Frequenzen, auf denen arabische Programme besonders stark zu empfangen waren, senden gar keine ägyptischen Sender, dafür aber küstennahe Stationen aus Libyen.
Auf 100,3 MHz habe ich mit hoher Wahrscheinlichkeit Tereeq al-Salaf Radio gehört, das hier vom Standort Tarabulus mit 10 kW sendet. Auf 102,5 MHz sendet vom gleichen Standort mit 5 kW Tripoli FM. Gerade diese Station war im Autoradio über weite Strecken und bis kurz vor Matala zu empfangen.
Auf 99,1 MHz hörte ich wohl wirklich ein Programm aus Ägypten. Auf dieser Frequenz sendet ERTU A-Quaran al-Karim vom Standort Mersa Matruh, der sich direkt am Mittelmeer befindet. Die Strahlungsleistung beträgt laut FMScan 9,8 kW.
Tripoli-FM-Empfang im Video
Sporadic E aus Italien
Kurz vor Matala war Tripoli FM auf 102,5 MHz plötzlich nicht mehr zu empfangen. Stattdessen ertönte Popmusik auf der gleichen Frequenz. Nach wenigen Sekunden erschien die RDS-Kennung „RTL102.5“ und in der Tat handelte es sich um diesen italienischen Privatsender.
Wir hatten gestern Sporadic-E-Überreichweiten. Hobbyfreunde aus Deutschland konnten umgekehrt UKW-Programme aus dem arabischen Raum hören. Bei mir dauerte der Empfang von RTL 102.5 nur für wenige Minuten an. Dann verschwand der Sender wieder im Rauschen.
Mobilfunk-Empfang aus Ägypten
Nicht zuletzt war auch Mobilfunkempfang aus Afrika möglich, nachdem meine Versuche, Handynetze aus der Türkei zu empfangen, fehlgeschlagen waren. Bei einem Suchlauf am Samsung Galaxy S10+ wurde neben den griechischen Netzen auch das GSM-Netz von Orange aus Ägypten eingelesen. Einbuchen war aufgrund der großen Entfernung natürlich nicht möglich.
Beim nächsten Besuch auf Kreta muss ich mir für die Region oberhalb von Ierapetra in jedem Fall einmal einen ganzen Tag Zeit nehmen. Für Afrika-DX ist das ein sehr interessantes Fleckchen Erde, wo sich sicher noch so manche Station entdecken lässt, wenn man nur genug Zeit zur Verfügung hat.