Privatradio in Deutschland wird heute in erster Linie von Zeitungsverlagen und Großkonzernen betrieben. Nur wenige Stationen sind wirklich unabhängig. Einer dieser echten Privatsender ist das von Central FM gestaltete Radio Saarschleifenland, das seit dem 2. April 2016 auf Sendung ist.
Kurios: In den ersten 13 Monaten nach Sendestart war Radio Saarschleifenland am Studiostandort in Merzig nur schlecht zu empfangen. Der Veranstalter konnte zunächst nur auf der UKW-Frequenz 106,1 MHz senden, deren Standort sich in Mettlach befindet und deren Strahlungsleistung 100 Watt beträgt.
Zwar ist die Entfernung zwischen Merzig und Mettlach nicht sehr groß, dafür ist die Topografie im Saarschleifenland schwierig. Die Landschaft ist es aber wiederum, die die Region für zahlreiche Urlauber interessant macht. So ist Radio Saarschleifenland auch als Tourismus- und Erlebnisprogramm lizenziert.
Neue Hauptfrequenz seit Mai 2017
Im Mai 2017 konnte das Lokalradio schließlich auch auf 105,1 MHz aus Merzig selbst auf Sendung gehen. Auf dieser Frequenz wird mit ebenfalls 100 Watt gesendet. Damit hat sich nicht nur der Empfang am Studiostandort, sondern auch generell an der unteren Saar und im Hochwald deutlich verbessert.
Ich konnte die Frequenz 105,1 MHz, die am Standort Nackberg vom gleichen Mast wie SR1, 2 und 3, Radio Salü und bigFM sendet, im Rahmen der FM-Kompakt-Radiotage im Saarland aus Saarbrücken kommend im Raum Völklingen erstmals kurz empfangen. Weiter westlich gab es Gleichkanalstörungen unter anderem durch AFN Kaiserslautern, bevor Radio Saarschleifenland vor Dillingen wieder aus dem Rauschen hervorkam.
Auf 106,1 MHz, heute nicht mehr vom SR-Standort sondern von einem Hausdach direkt in Mettlach funkend, war der Empfang kurz vor der Autobahnausfahrt Merzig erstmals möglich. Wirklich gut war der Empfang aber erst kurz vor Mettlach, wo wiederum die 105,1 MHz schwächer wurde, sodass sich die beiden Frequenzen gut ergänzen. Hobbyfreunde, die Richtung Norden weiterfuhren, berichteten, dass der Sender bis kurz vor Taben auf der Bundesstraße 51 zu empfangen war.
Studio in der Merziger Stadthalle
Wir hatten gestern Nachmittag das Studio von Radio Saarschleifenland besucht, das recht zweckmäßig direkt in der Stadthalle von Merzig untergebracht ist. Der Raum ist klein, für den Zweck aber völlig ausreichend. Hier lassen sich Beiträge und Interviews einsprechen, die dann in das von einem Server kommende Programm einfließen.
Theoretisch seien auch Livesendungen aus Merzig möglich, erklärte uns Jan Lüghausen, Gründer und Geschäftsführer des Senders. Das habe man in der Praxis aber noch nie genutzt. Muss man auch nicht, wie das Programm zeigt, das rund um die Uhr auf den beiden UKW-Frequenzen und im Internet zu hören ist.
Nach außen wirkt das moderierte Programm, das werktags von 6 bis 18 Uhr zu hören ist, wie live produziert. Für die Hörer ist die auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnliche Art der Produktion demnach kein Nachteil. Für RSL, wie sich Radio Saarschleifenland in der Kurzform nennt, ist die Produktion auf diesem Weg deutlich kostengünstiger.
RSL hebt sich vor allem durch sein Musikprogramm von anderen Stationen im Sendegebiet ab. Mit seinem Mix aus Songs der 80er, 90er und 2000er ist das Format „älter“ als das von Radio Salü oder SR1, aber „jünger“ als beispielsweise SR3. Zudem hat RSL nach eigenen Angaben rund 2000 Titel in der Rotation. 3000 sollen es einmal werden. Das sorgt für deutlich mehr Abwechslung als bei Radio Salü, das nach eigenen Angaben nur 400 „positiv getestete“ Titel sendet, die sich naturgemäß recht oft wiederholen.
Besuch an beiden Senderstandorten
Nach dem Studiobesuch waren wir noch gemeinsam mit Jan Lüghausen am Senderstandort auf dem Nackberg. Kurios: Seit Radio Saarschleifenland seinen Sender selbst betreibt, darf dieser nicht mehr im Betriebsgebäude des Saarländischen Rundfunks stehen. Stattdessen wurde nun eine kleine wetterfeste Box außen am Gebäude angebracht, in der sich die Technik des Lokalradios befindet.
Ich war anschließend alleine noch am Sender in Mettlach, der sich auf einem normalen Wohnhaus in der Innenstadt befindet. Anders als in Merzig wird hier nicht mehr der SR-Standort mitgenutzt, was Kosten spart. Dadurch hängt die Antenne nun recht niedrig mitten im Tal. Im Gegenzug durfte RSL aber von Richt- auf Rundstrahlung umschalten, sodass sich am versorgten Sendegebiet nicht viel geändert hat.
Schade, dass solche kleinen, unabhängigen Sender wie Radio Saarschleifenland in Deutschland eher die Ausnahme als die Regel sind. Hier merkt man direkt, dass die Macher nicht nur einfach ihren Job machen, sondern mit Herzblut bei der Sache sind und das Medium Radio „leben“.