So gut die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auch gemeint sein mag: In der Praxis hat die Einführung dieser EU-Zwangsverordnung für den normalen Nutzer ziemliche Nachteile mit sich gebracht. Sowohl bei einem Arztbesuch in der vergangenen Woche als auch bei einem Presse-Event am Dienstag musste ich DSGVO-Erklärungen unterschreiben. Das ist nun kein Beinbruch, aber dennoch mit Mehraufwand verbunden, den es bislang nicht gab.
Die Hinweise auf Cookies hatten mich auf Webseiten früher schon gestört. Jetzt verdecken sie in manchen Fällen erst einmal die gesamte Seite. Komfortabel ist das weder für die Webseiten-Betreiber, noch für die Nutzer. Noch schlimmer finde ich, dass die DSGVO sogar von Anbietern umgesetzt werden muss, die ihren Sitz gar nicht in der Europäischen Union (EU) haben.
Ich kann sehr gut verstehen, dass nicht jeder Webseiten-Betreiber, dessen Hauptaugenmerk gar nicht auf Europa liegt, Lust hat, sich mit einer DSGVO auseinanderzusetzen. Manche Anbieter ziehen dann eben die Reißleine und klinken sich speziell für Europa aus dem Internet aus. Das ist beispielsweise bei Radio.com, dem nach iHeartRadio zweigrößten Privatradio-Verbund in den USA, der Fall, wie ich schon im vergangenen Herbst festgestellt hatte.
Nach den Streams sind jetzt auch die Webseiten von US-Radios geogeblockt
Die Streams von Radio.com-Stationen wie WCBS FM New York oder K-EARTH 101 Los Angeles sind schon lange geogeblockt – Urheberrecht sei Dank. In den vergangenen Monaten wurden nun sukzessive auch die Webseiten für Interessenten aus Ländern der Europäischen Union gesperrt. Auf Radio.com liest man hierzulande beispielsweise nur noch den Text: „This site isn’t currently available in the EU.“
Und auch die Seite von 105.7 Max FM aus San Diego ist keineswegs generell außerhalb der USA nicht erreichbar, wie ich bislang dachte. Auf Mauritius konnte ich die Webseite des Classic-Hits-Senders im Januar problemlos aufrufen. Ich dachte bereits, das Geoblocking sei aufgehoben worden – bis ich wieder in Deutschland war und gesehen habe, dass die Homepage hierzulande weiterhin nicht zugänglich ist. Auch in diesem Fall ist offenbar explizit der Zugriff aus EU-Staaten gesperrt worden.
Für die Webseiten-Betreiber habe ich größtes Verständnis. Als amerikanische Radiostation hätte ich auch keine Lust, mich mit einer nur in der Europäischen Union relevanten Datenschutz-Grundverordnung zu befassen. Die EU sollte sich hingegen einmal überlegen, ob hier nicht etwas grundsätzlich falsch läuft. Unter der im 21. Jahrhundert so hochgelobten Globalisierung stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor als die Beschränkung der Meinungs- und Informationsfreiheit, zu der dieses Geoblocking zwangsläufig führt.