Auf Sylt gab es bisher gleich zwei kommerzielle Lokalradio-Initiativen. Syltfunk machte das Rennen um die UKW-Frequenzen 88,1 und 100,3 MHz und bot vor allem in der ersten Zeit nach dem Sendestart ein Musikprogramm auch weit abseits des Mainstreams an.
Von Radiofreaks wurde die Musik gelobt, Hörer, mit denen sich der Sender hätte finanzieren können, konnte Syltfunk so aber nicht hinter dem Ofen hervorlocken, sodass das Aus für den Sender trotz programmlicher Korrekturen fast nur eine Frage der Zeit war.
Antenne Sylt gestaltete von Anfang an ein kommerzielles Programm. Das Projekt stellte sich sehr früh recht professionell auf und eigentlich war es erstaunlich, dass der Veranstalter bei der Ausschreibung der begehrten UKW-Frequenzen unterlegen war.
Als Trostpflaster gab es jeweils im Sommer ein paar Wochen Veranstaltungsfunk auf 106,4 MHz. Dazu sendete Antenne Sylt in Hamburg auf DAB+. Der Sender wurde zudem in zahlreiche Kabelnetze eingespeist und ist weltweit über Internet zu empfangen.
Bei Antenne Sylt läuft schon seit Monaten das Radio-21-Mantelprogramm
Wirklich überlebensfähig war aber auch Antenne Sylt nicht. Nur so ist es zu erklären, dass seit Herbst nach Vorbild von Rockland Radio in Rheinland-Pfalz das Mantelprogramm von Radio 21 aus Niedersachsen übernommen wird. Nur für kurze lokale Beiträge und Werbung klinkt man sich aus dem Mantelprogramm aus.
Radio 21 engagierte sich nach der vorläufigen Insolvenz aber auch beim Syltfunk, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden Lokalradios zusammengelegt werden. Am vergangenen Freitag stimmte die Gläubigerversammlung dem Auffangkonzept zu, bereits heute Vormittag ging das fusionierte Antenne-Sylt-Programm auf Sendung.
Im Programm von Antenne Sylt war davon allerdings nichts zu hören. Zwischen 10 und 14 lief wie üblich die „Anette-Radüg-Show“ – ohne jeden Hinweis auf den UKW-Start. Unspektakulärer kann man den künftig wohl wichtigsten Verbreitungsweg des Senders kaum einweihen.
Beim Syltfunk sah das etwas anders aus. Morgens lief zunächst ein Nonstop-Musikprogramm, bevor um 11 Uhr das neue Programmkonzept erklärt wurde. Gegen 11.20 Uhr wurde dann auf das Antenne-Sylt- bzw. Radio-21-Programm umgeschaltet – allerdings mit zunächst deutlichem Zeitversatz. So waren mit rund 20-minütiger Verspätung die 11-Uhr-Nachrichten zu hören.
Unprofessioneller hätte der Sendestart nicht sein können. Ich hätte mir gewünscht, dass beide Programme um Punkt 11 Uhr zusammengeschaltet werden und man sich vielleicht aus Anlass des Sendestarts für ein, zwei Stunden aus dem Mantelprogramm ausklinkt. Den bisherigen Syltfunk-Hörern hätte man so das neue Programm näherbringen können, Antenne-Sylt-Hörer hätten sich wiederum sicher für den Hinweis bedankt, dass sie ihren Stammsender jetzt auch auf UKW hören können.
Radio BOB! macht Konkurrenz auf UKW und DAB+
Nicht zuletzt bleibt es natürlich ohnehin fraglich, ob sich Antenne Sylt mit dem Rockformat durchsetzen kann. Doppelte Verspartung – einerseits Lokal- und Ferienradio, andererseits Rock-Spartenprogramm – tut der Reichweite nie gut.
Erschwerend kommt hinzu, dass es mit Radio BOB! bereits ein Rockmusikprogramm gibt, das in Schleswig-Holstein landesweit auf UKW zu empfangen ist. Auf dem Festland kommt noch die bundesweite Programmversion von Radio BOB! über DAB+ dazu.
Wünschenswert wäre es, dass sich Antenne Sylt – jetzt mit UKW-Frequenzen ausgestattet – etablieren kann. Eine Ferieninsel wie Sylt sollte ein eigenes Lokalradio haben. Es sollte dann aber bitte auch zumindest ein Teil des Programms auf der Insel produziert werden.
Derzeit macht das landesweite R.SH über seine Westerländer Frequenz 102,8 MHz mehr Sylt-Programm als der eigentlich als Lokalradio für die Insel lizenzierte Mitbewerber. Das finde ich dann doch etwas peinlich.