Kurz vor Weihnachten hat die hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen) die schon vor geraumer Zeit ausgeschriebenen UKW-Frequenzen vergeben. Wenig überraschend haben das Kinder- und Familienprogramm Radio Teddy und das deutsch-türkische Metropol FM einen Teil der Kapazitäten erhalten. Für mich persönlich überraschend war die Zuweisung einiger Frequenzen an die Rock Antenne, die seit Ende Juni in Hessen auch über DAB+ zu empfangen ist.
Sieht man sich die Pressemitteilung der LPR Hessen an, so ist die Vergabe an den Rocksender aus Unterföhring dann schon nicht mehr ganz so erstaunlich, denn um die Frequenzen 88,0 MHz in Gießen, 104,1 MHz in Kassel, 104,9 MHz in Marburg und 100,5 MHz in Wetzlar hat sich kein weiterer der insgesamt zehn Antragsteller beworben.
Mehrere Bewerber um die Frequenzen im Rhein-Main-Gebiet
Für die Nutzung aller anderen Frequenzen lagen mehrere Bewerbungen vor. Hier musste die LPR-Versammlung demnach eine Auswahlentscheidung treffen. Das Kriterium für die Auswahl eines Programmes sei die „größere Meinungsvielfalt“, die sich insbesondere aus der publizistischen Ergänzung für die Hörfunklandschaft in der jeweiligen Region ergebe, so die Landesmedienanstalt.
Neben dem jeweiligen Beitrag des neuen Programmveranstalters für die Angebots- und Anbietervielfalt seien auch die bereits vorhandenen Programmangebote an den einzelnen Standorten berücksichtigt worden. Im Ergebnis hat Radio Teddy den Zuschlag für die frühere Klassik-Radio-Frequenz 107,5 MHz in Frankfurt am Main erhalten, Metropol FM kann in Frankfurt am Main auf 97,1 MHz, in Friedberg auf 89,9 MHz und in Darmstadt auf 102,0 MHz auf Sendung gehen.
Ich persönlich halte nichts davon, Randgruppen-Programme wie Metropol FM für die letzten Filetstücke, die das UKW-Band zu bieten hat, zu lizenzieren. Dafür würde sich eine Wiederbelebung der Mittelwelle anbieten – ähnlich wie in Großbritannien, wo beispielsweise das für die asiatische Community sendende Lyca Radio auf der reichweitenstarken Frequenz 1458 kHz sendet, die in den Abend- und Nachtstunden in weiten Teilen Europas zu empfangen ist.
Schade um nichtberücksichtigte Bewerber
Die UKW-Frequenzen wären gut bei sunshine live aufgehoben gewesen, das für jugendliche Hörer ein Musikformat bietet, das es analog-terrestrisch im Rhein-Main-Gebiet noch nicht gibt. Weitere denkbare Veranstalter unter den Bewerbern wären die Schlagerwellen Radio B2 und Schlagerplanet, zumal diese Musikfarbe von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten immer weniger bedient wird.
Auch egoFM wäre mit einem Jugendradio abseits des Mainstreams ein Veranstalter gewesen, den ich mir gut auf UKW im Rhein-Main-Gebiet hätte vorstellen können (auch wenn mich das Programm nicht anspricht). Vielleicht wären egoFM und/oder Schlagerplanet ja künftige Kandidaten für DAB+ in Hessen. Wünschenswert wäre das in jedem Fall.
Die LPR Hessen geht davon aus, dass die neuen Programme „Anfang 2019“ aufgeschaltet werden. Das ist zwar ein dehnbarer Begriff. Da die Programme aber ohnehin bereits produziert werden, könnte sich die Wiederinbetriebnahme der Sendeanlagen in der Tat nur um eine Formsache handeln, die sich kurzfristig realisieren lässt.