MDR-Tweens-Empfang über DAB+ (Foto: SmartPhoneFan.de)
MDR-Tweens-Empfang über DAB+ (Foto: SmartPhoneFan.de)

MDR Tweens: Neues „Programm“ ist eine Schande für die ARD

Normalerweise freue ich mich über jedes neue Hörfunkprogramm So war ich auch heute früh gleichermaßen überrascht und erfreut, als recht unerwartet die Nachricht über den Start von MDR Tweens durchsickerte. Selbst die Pressemitteilung des Mitteldeutschen Rundfunks wurde erst verschickt, als die neue Welle bereits über DAB+ und im Internet auf Sendung war.

Irgendwie drängt sich mir der Eindruck auf, dass der MDR hier Fakten schaffen und es nicht darauf ankommen lassen wollte, dass private Mitbewerber den Sendestart per einstweiliger Verfügung blockiert. Das was der Mitteldeutsche Rundfunk hier anbietet, hat mit öffentlich-rechtlichem Qualitätsrundfunk nämlich ziemlich wenig zu tun.

MDR Tweens hat mit Radio wenig zu tun

22 Stunden pro Tag läuft ein Nonstop-Musikteppich, der die Zielgruppe, die der MDR mit den Acht- bis 13-jährigen umschreibt, durchaus ansprechen könnte. Allerdings klingt MDR Tweens nicht viel anders als MDR Jump – nur eben fast ohne Inhalte, sodass man eigentlich auch gleich Spotity oder Apple Music nutzen könnte. Lediglich nachmittags von 16 bis 18 Uhr gibt es eine moderierte Live-Sendung. Das ist für ein Programm, das aus einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt kommt, zu wenig.

Die privaten Mitbewerber des MDR dürften ein derart inhaltsloses Programm nicht anbieten, da sie Lizenzauflagen hinsichtlich des Wortanteils haben. Umso neidischer dürften Antenne Thüringen, Radio PSR oder Radio SAW zum MDR blicken, der hier eine Konkurrenzwelle hochzieht, auf der kaum gesprochen wird und die zudem noch werbefrei ist, was der Zielgruppe sehr entgegenkommen dürfte.

Spotify statt Radio?

Erst vor wenigen Tagen hatte ich mit einem Jungen gesprochen, der altersmäßig gerade erst aus der offiziellen Zielgruppe von MDR Tweens herausgewachsen ist. Er hört lieber Spotify, weil ihn Nachrichten, Beiträge, Moderation und Jingles im Radio stören. Mit MDR Tweens hat der klassische Rundfunk zwar einerseits die Chance, einen solchen potenziellen zurückzugewinnen. Wenn man das aber so umsetzt, wie das Programm jetzt läuft, dann kann man es auch gleich sein lassen, denn mit Radio hat das, was man bei MDR Tweens derzeit zu hören bekommt, nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Eigentlich ist das, was auf diesem Kanal derzeit läuft, eine Schande für die gesamte ARD. Unter diesen Umständen darf sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht wundern, dass über dessen Gebührenfinanzierung diskutiert wird (auch wenn die Produktion von MDR Tweens vermutlich nur vergleichsweise geringe Kosten verursacht).

Wozu braucht der MDR drei Kinder- und Jugendwellen?

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob der Mitteldeutsche Rundfunk ein Kinderradio (Figarino) und zwei Jugendradios (Sputnik und jetzt eben auch MDR Tweens) braucht. Was dem Sender eher fehlt, ist ein zwischen Jump und den Landesprogrammen bzw. der Schlagerwelt angesiedeltes Programm mit Oldies und melodiöser aktueller Pop- und Rockmusik – aber eben auch mit qualitativ hochwertigen journalistischen Inhalten.