In meinem Urlaub in den USA hatte ich erstmals die Möglichkeit, mich eingehender mit dem in Nordamerika üblichen terrestrischen Digitalradio-Standard HD Radio zu beschäftigen. Speziell zu diesem Zweck habe ich mir bereits im Frühjahr mit dem Sangean HDR-14 den ersten verfügbaren kleinen, portablen Empfänger für diesen Übertragungsstandard zugelegt.
Enttäuscht war ich von HD Radio auf Mittelwelle. Nur ein einziges Mal auf meiner gesamten Reise von Houston in Texas bis auf die Florida Keys konnte ich im AM-Bereich überhaupt ein HD-Programm empfangen. Der Klang war deutlich besser als beim analogen Signal, HD Radio wäre für die Hörer definitiv ein Mehrwert.
Nicht überzeugt war ich vom Empfang. Nun konnte ich nur eine einzige Station, WMMV, hören. Allerdings schaltete der Empfänger trotz sehr gutem Signal immer wieder auf den analogen Empfangsweg um. Das könnte ein Einzelfall ein, eine Störung, die im Analogbereich nicht auftritt. Mangels weiterer Erfahrungen mit HD Radio auf Mittelwelle konnte ich dazu nichts herausfinden.
Auf UKW je nach Region viele bis gar keine HD-Programme
Auf UKW hinterlässt HD Radio einen guten Eindruck. Am Rande des Empfangsbereichs ist der digitale Empfang oft noch möglich, wenn das analoge Signal schon leicht verrauscht ist – und das, obwohl digital mit einer um 20 dB gegenüber dem analogen Signal reduzierten Leistung abgestrahlt wird.
Allerdings wird HD Radio auch auf FM bei weitem nicht von allen Programmveranstaltern verwendet. In Großstädten wie Houston oder Miami gibt es auf zwölf bis 18 Frequenzen digitale Ausstrahlungen – oft mit zusätzlichen Kanälen neben der digitalen Parallelabstrahlung des analogen Programms.
In Key West konnte ich dagegen nur ein Public Radio in der HD-Norm empfangen. In der Hauptstadt von Florida, Tallahassee, war sogar kein einziges HD-Programm zu hören. Das hätte ich nicht erwartet, zumal in anderen kleineren und mittelgroßen Städten immerhin auf rund sechs bis acht Frequenzen HD-Signale zu empfangen waren.
HD Radio und DAB+ im Vergleich
Gegenüber DAB+ bietet HD Radio den Vorteil, dass der UKW-Frequenzbereich mit seinen bekannten Ausbreitungsbedingungen genutzt wird. Das Band III, auf dem DAB+ verbreitet wird, ist vermutlich bei einem halbwegs wirtschaftlichen Sendernetz ungeeignet, um eine ähnliche Flächenversorgung und Indoor-Abdeckung wie UKW zu erreichen.
Dafür bietet DAB+ für überregionale Programme den Vorteil der Gleichwellennetze. Für Lokalsender ist das wiederum sogar ein Nachteil, da sie weit über ihr eigentliches Zielgebiet hinaus senden „müssen“, um beispielsweise in einem Multiplex für einen ganzen Regierungsbezirk verbreitet zu werden.
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, wobei die Frequenzbelegung auf UKW in Europa zu dicht ist, um HD Radio hierzulande einzusetzen. Die digitalen Signale würden Störungen auf Nachbarfrequenzen verursachen.
Königsweg: Mischbetrieb aus beiden Sendenormen
Der (wohl niemals realisierte) Königsweg wäre wohl ein Mischbetrieb aus beiden Betriebsarten: DAB+ für landesweite und bundesweite Programme in Gleichwellennetzen, die dafür auf UKW nur noch ihre Grundnetzsender für eine Basisversorgung nutzen, Füllsender und Doppelversorgungen aber abbauen.
Anschließend wäre eine neue Frequenzplanung für die verbleibenden UKW-Programme möglich und die regionalen und lokalen Sender, die weiterhin nur hier senden, könnten zusätzlich HD Radio nutzen. Weitere Programmangebote wären auf Mittel- und Langwelle – ebenfalls in HD-Qualität – realisierbar.