Ich erinnere mich noch gut an die IFA 1991. Meine erste Internationale Funkausstellung. Während der Messe sickerte dann die Information durch, dass RTL am 9. September, direkt im Anschluss an die IFA, sein Berliner Programm startet.
104.6 RTL war damals so ziemlich das beste, was die deutsche Radiolandschaft zu bieten hatte. Schnell hatte der Sender Fans in ganz Deutschland. Zum Start war das Programm nämlich nicht nur auf UKW in Berlin und Umgebung, sondern fast europaweit über Astra zu empfangen.
Die Studios in Berlin waren zum Start noch nicht fertig. Daher wurde das Programm in Luxemburg produziert und über Satellit für die UKW-Abstrahlung zugeführt. Es war eigentlich unfassbar, dass die Sat-Abstrahlung trotz zahlreicher positiver Hörer-Rückmeldungen zwei Monate später wieder eingestellt wurde.
Jahre später startete der Livestream
Als 104.6 RTL viele Jahre später dank Livestream wieder überregional zu empfangen war, hatte der Sender seinen Reiz verloren. Viele bekannte Moderatoren aus der Anfangszeit waren nicht mehr dabei, andere Radiostationen holten programmlich auf.
2015 rückte „Berlins Hitradio“, wie sich die Station im Untertitel nennt, wieder in die Schlagzeilen. Zum 1. Juli mutierte das bundesweite RTL-Radio-Programm zu einer überregionalen Version des Berliner Regionalsenders. RTL – Deutschlands Hitradio wird seitdem auch in der Bundeshauptstadt produziert.
„Arno und die Morgencrew“ sendet vierfach
Was 104.6 RTL jetzt macht, kommt fast einer kleinen Revolution auf dem Radiomarkt gleich. „Arno und die Morgencrew“, seit 1991 die Frühsendung der Station, gibt es ab sofort gleich in vier Versionen. Offiziell geht es am kommenden Montag, 1. Oktober, los. De facto laufen die neuen Programme jetzt schon.
Auf UKW, DAB+ und dem regulären Stream von 104.6 RTL ist die Frühsendung mit dem bekannten Hitformat als Musikfarbe zu hören. Bei RTL – Deutschlands Hitradio läuft die gleiche Musikfarbe, nur eben inhaltlich mit bundesweiter Ausrichtung.
Neu ist, dass „Arno und die Morgencrew“ auch auf zwei der Webchannels von 104.6 RTL läuft – einmal auf dem Greatest-Hits-Channel, der Musik der 70er, 80er und 90er Jahre bietet, und einmal auf dem Top-40-Kanal, dessen Format sich selbst erklärt.
Interessante Inhalte mit der Lieblingsmusik des Hörers kombiniert
Das könnte eine Art Zukunft des Radios sein. Man bekommt die Inhalte, die man hören möchte, aber mit der Musikfarbe, die einem am besten gefällt, zu Gehör. Ich habe „Arno und die Morgencrew“ in den 90er Jahren immer gerne gehört – jetzt geht das auf dem Greatest Hits Channel wieder mit der Musik, die 104.6 RTL damals gespielt hat. Das ist durchaus genial.
So machen die zusätzlichen Webchannels, die fast alle großen Privatradios heutzutage anbieten, Sinn. So macht es Spaß, zuzuhören. Sinnfrei ist es hingegen, auf solchen Webchannels ein reines Nonstop-Musikprogramm zu senden, das nicht einmal stündliche Nachrichten bietet.
Nonstop-Musik können die Streamingdienste besser, das brauche und erwarte ich nicht von einer Radiostation. Aber eine Sendung, die parallel mit verschiedenen Musikformaten läuft, alle Achtung, das ist schon toll.
Ausbau auf das Tagesprogramm wünschenswert
Wünschenswert wäre, dass 104.6 RTL diesen Ausbau nicht auf die Frühsendung beschränkt, sondern tagsüber zumindest stündliche Nachrichten und redaktionelle Beiträge bei den Webchannels einstreut. Dann könnte man mich mit den Greatest Hits durchaus als Hörer gewinnen.