Wie jedes Jahr im Spätsommer habe ich heute wieder die drei deutschen Mobilfunknetze in meiner Heimatgemeinde Biebergemünd-Bieber einem Test unterzogen. Dabei kamen SIM-Karten der Deutschen Telekom, von o2 und von 1&1 aus dem Vodafone-Netz zum Einsatz. Der Verzicht auf eine Original-Vodafone-SIM ist zu verschmerzen, denn der Düsseldorfer Netzbetreiber bietet hier im Ort weiterhin nur GSM und EDGE-Internet, nicht aber LTE an.
Veränderungen in den Netzen seit 2017
Die Telekom hat ihr schon im vergangenen Jahr überzeugendes Netz nochmals verbessert. Nachdem das Unternehmen bereits seit August 2015 LTE 800 an der Basisstation für die Biebergemünder Ortsteile Bieber und Roßbach aktiviert hat, steht seit Ende vergangenen Jahres zusätzlich LTE auf 1800 MHz zur Verfügung. Das sorgt für zusätzliche Kapazitäten und eine verbesserte Performance, da auf 1800 MHz mit 20 MHz Bandbreite gearbeitet wird, auf 800 MHz dagegen nur mit 10 MHz.
Das Telefónica-Netz ist – genauso wie das Netz von Vodafone – direkt in Bieber gegenüber dem Vorjahr unverändert. Weiterhin steht nur GSM auf 900 MHz zur Verfügung. Die frühere zusätzliche Basisstation von E-Plus auf 1800 MHz war im vergangenen Jahr bereits abgeschaltet. Im Winter wurde allerdings in der Nachbargemeinde Linsengericht-Eidengesäß an exponierter Stelle eine LTE-800-Basisstation in Betrieb genommen, die auch in Bieber schwach zu empfangen ist.
Ein Smartphone ist im Telefónica-Netz in der Regel weiterhin auf GSM 900 eingebucht. Endgeräte wie mobile Hotspots, die sich auch fest auf LTE einbuchen lassen, können je nach Standort das mobile Breitbandnetz nutzen. Ich empfange es auch zuhause an einem in Richtung der Basisstation zeigenden Fenster mit dem Smartphone, wenn auch nur schwach.
So wurde getestet
Für die Tests habe ich das Blackberry KEY2 Dual-SIM mit den SIM-Karten von Telekom und 1&1 sowie das Huawei P20 Pro mit der Karte von o2 verwendet. Wie im vergangenen Jahr gab es auch in diesem Jahr wieder drei Messpunkte – einmal an der Ortsausfahrt Richtung Roßbach, einmal im Ortsteil Röhrig und einmal am Festplatz an der Landstraße nach Wiesen.
Die GSM-Netz der drei Mobilfunk-Netzbetreiber waren an allen Messpunkten gut zu empfangen. Bei Nutzung des LTE-Netzes der Deutschen Telekom buchte sich das Smartphone an der Ortsausfahrt nach Roßbach – quasi direkt unterhalb der Basisstation – sowie am Festplatz auf 1800 MHz ein. Im Ortsteil Röhrig, wo die Sicht in Richtung der Basisstation zum Teil beeinträchtigt ist, wurde automatisch LTE 800 genutzt.
Überzeugende Datenraten vor allem auf LTE 1800
Im Netz der Deutschen Telekom waren die Datenübertragungsraten erwartungsgemäß vor allem auf 1800 MHz sehr gut. Am Festplatz erreichte ich mit 89,5 MBit/s im Downstream den höchsten Datendurchsatz, der je bei einem Netztest in Biebergemünd-Bieber erzielt wurde. Im Upstream hatte ich 17,9 MBit/s gemessen, die Pingzeiten lagen bei guten 26 ms.
An der Ortsausfahrt nach Roßbach lag der Downstream-Wert bei 69,2 MBit/s, das Upstream-Resultat bei 14,6 MBit/s und die Ansprechzeiten lagen bei 32 ms. Im Röhrig waren die Datenraten nicht ganz so hoch, was bei LTE 800 völlig normal ist. Mit 24,0 MBit/s bei Downloads und 15,2 MBit/s bei Uploads war das Ergebnis hier aber besser als im vergangenen Jahr. Die Pingzeiten lagen bei 32 ms.
Vodafone: Langsam – aber zuverlässig
Ich kann mich daran erinnern, im Vodafone-Netz in Biebergemünd-Bieber überhaupt keinen Datendurchsatz zu haben. Zum Teil wurde nicht einmal der EDGE-Träger im Display des Smartphones angezeigt, was auf eine völlige Überlastung der Funkzelle hingedeutet hat.
Vodafone verwendet nach wie vor gemeinsam mit der Deutschen Telekom für GSM eine Rundstrahlantenne. Mit Netzaufrüstungen ist vorerst nicht zu rechnen. Nach wie vor besteht nämlich das Problem, dass der Mast – ein früherer Fernsehumsetzer – statisch ausgereizt ist. Immerhin flossen beim aktuellen Netztest aber an allen Messpunkten Daten.
60 bis 70 kBit/s im Downstream und durchschnittlich 20 kBit/s im Upstream laden zwar ganz sicher nicht zum Surfen im Internet ein. Immerhin ist es aber möglich, Text-E-Mails auszutauschen und textbasierte Nachrichten in Messengern wie WhatsApp oder Telegram auszutauschen. Die Ansprechzeiten lagen zwischen 136 und 160 ms.
Telefónica: Ohne LTE geht nichts
Das Telefónica-Netz bietet nach wie vor die beste GSM-Versorgung in Bieber. Zwischenzeitliche Netzüberlastungen nach der Zusammenlegung der früheren Netze von E-Plus und o2 gehören mittlerweile auch der Vergangenheit an, sodass o2, Aldi Talk & Co. für Interessenten, die nur telefonieren wollen, durchaus eine Alternative sind.
EDGE im GSM-Netz war im Test allerdings an allen drei Messpunkten nicht nutzbar. Es kam keine Datenverbindung zustande, was gleichbedeutend damit ist, dass o2 für Smartphone-Besitzer in meiner Heimat derzeit der Anbieter ist, der eigentlich nicht in Frage kommen kann, weil er schlicht die Kernfunktion eines Smartphones – den mobilen Internet-Zugang – nicht bereitstellen kann.
Anders sieht es aus, wenn die Nutzung des LTE-Netzes aus Eidengesäß möglich ist. Das ist für Smartphone-Besitzer eher Theorie, da der Empfang der eNodeB aus der Nachbargemeinde schlicht zu schwach ist. Mir ist die Nutzung an den eigentlichen Messpunkten nicht gelungen, sehr wohl aber zuhause direkt hinter dem Fenster. Dabei erreichte ich 9,71 MBit/s im Downstream, 60 kBit/s im Upstream und Ansprechzeiten um 21 ms.
Empfehlenswert ist weiterhin nur die Telekom
Fazit des diesjährigen Netztests ist, dass in Biebergemünd-Bieber nach wie vor nur eine LTE-fähige SIM-Karte aus dem Netz der Deutschen Telekom zu empfehlen ist, sofern mit dem Smartphone auch der mobile Internet-Zugang genutzt werden soll. Wer nur telefonieren möchte, kann auch zu einer Karte aus dem Telefónica-Netz greifen.
Vodafone hat unter dem Strich in Bieber den schwächsten GSM-Empfang und auf der Bundesstraße 276 zwischen den Biebergemünder Ortsteilen Lanzingen und Kassel nach wie vor einen so schwachen Pegel, dass man im Auto nur mit einer guten Außenantenne und auch dann nicht immer zuverlässig telefonieren kann. Vom Vodafone-Netz rate ich daher ab.