Wie berichtet war ich am vergangenen Samstagmorgen im Funkhaus des Belgischen Rundfunks zu Gast, um mir den Sender einmal anzusehen. Ich kenne den BRF seit den frühen 80er Jahren, konnte ihn selbst aber damals nicht empfangen, da der öffentlich-rechtliche Sender für die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens anders als seine flämischen und wallonischen Kollegen nicht auf Mittelwelle, sondern nur auf UKW gesendet hat und die Entfernung für den UKW-Empfang dann doch zu groß war.
Ende der 80er Jahre war ich bei einem Hobbyfreund in Remscheid zu Gast und konnte so erstmals den Belgischen Rundfunk auf 88,5 MHz hören. Der 50-kW-Sender vom Standort Lüttich ist auch heute noch in weiten Teilen des westlichen Rheinlands gut zu empfangen. Das Programm war für mich wenig spektakulär und ziemlich volkstümlich, sodass ich das Interesse am BRF schnell wieder verlor.
Zwei Hörfunkprogramme und eigene TV-Beiträge
Heute strahlt der Belgische Rundfunk gleich zwei Programme aus: Auf BRF1 ist tagsüber Pop- und Rockmusik zu hören. Nur in den Abendstunden gibt es andere musikalische Schwerpunkte, etwa Jazz oder Klassik. Schlager und Volksmusik gibt es jetzt auf BRF2 und neben dem Hörfunk produziert der Belgische Rundfunk mittlerweile auch ein Fernsehprogramm, das allerdings vorwiegend aus einer täglichen Nachrichtensendung besteht, die neben der eigenen Mediathek als Programmfenster bei Euronews zu sehen ist.
Eine Besonderheit ist die gemeinsam mit dem Deutschlandfunk betriebene UKW-Frequenz 95,2 MHz in Brüssel (2 kW). Hier werden Inhalte beider Rundfunkanstalten gebündelt und für die europäische Community in der belgischen Hauptstadt ausgestrahlt. Neben den Hörfunk- und Fernsehprogrammen gibt es vom Belgischen Rundfunk noch die Webseite BRF.be, leider aber bislang keine Apps für Smartphones und Tablets.
Der BRF sendet noch im alten DAB-Standard
Die UKW-Verbreitung beider Programme ist in Ostbelgien sehr gut, das Sendernetz ist eigentlich sogar etwas überdimensioniert – ein Effekt, den wir auch von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland und großen Privatradio-Ketten kennen. Zusätzlich sind die beiden BRF-Hörfunkprogramme im DAB-Multiplex der RTBF zu empfangen. Hier wird leider mit geringer Datenrate im alten DAB-Standard anstelle von DAB+ gesendet. So ist die Übertragungsqualität sehr schlecht.
Vor einigen Monaten gab es einen Testlauf für einen eigenen DAB+-Multiplex für die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Hier sendeten BRF1 und 2 sowie die privaten Veranstalter 100’5 Das Hitradio, Radio 700 und Radio Contact – Ostbelgien NOW im DAB+-Standard. Leider wurden die Tests zumindest vorerst wieder beendet, sodass die analogen UKW-Frequenzen derzeit der qualitativ beste Weg sind, die beiden BRF-Programme zu hören.
BRF1 hebt sich angenehm von deutschen Hörfunkprogrammen ab
Ich habe in den vergangenen Wochen öfter BRF1 gehört. Dabei ist mir positiv aufgefallen, dass die Musik nun – anders als bei meinem „Erstkontakt“ Ende der 80er Jahre – formatiert, die Rotation aber deutlich größer als bei den meisten deutschen Programmen ist. Die Moderatoren klingen ruhig und sachlich, nicht so „marktschreierisch“ wie bei vielen deutschen Radiostationen. Dazu fehlen glücklicherweise die unsäglichen Claims, die man vom deutschen Rundfunk kennt.
Im Rahmen des Besuchs im Funkhaus durfte ich am Samstag das frühere und das neue Fernsehstudio des BRF kennenlernen. Letzteres befindet sich noch im Aufbau. Der Umbau ist nur deshalb möglich, weil das Fernsehen ohnehin gerade in der Sommerpause ist und erst im September wieder durchstartet. Das fand ich nun doch etwas ungewöhnlich. Man stelle sich beispielsweise vor, dass die vielleicht vergleichbare „Hessenschau“ des hr-Fernsehens im Sommer eine zweimonatige Pause einlegt – eigentlich undenkbar.
Auch die Studios von BRF1 und 2, die identisch eingerichtet sind, konnte ich mir ansehen. Schließlich war auch ein kurzer Blick ins Studio von 100’5 Das Hitradio möglich. Dieses Privatradio, an dem der BRF früher selbst beteiligt war, sendet nach wie vor aus dem Funkhaus des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, richtet sich aber vornehmlich an Hörer im westlichen Nordrhein-Westfalen.
Der Belgische Rundfunk hat bei mir einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Der Sender ist deutlich kleiner als deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, was aber in Anbetracht der Größe des Sendegebiets und der Anzahl der Hörer, für die der BRF einen Versorgungsauftrag hat, völlig normal ist. So ist ein kleines engagiertes Team dabei, stets das bestmögliche Programm für seine Hörer und Zuschauer anzubieten. Das was dabei herauskommt, klingt – wie ich finde – verdammt gut.
Empfang auch via Internet
Wer sich außerhalb des Einzugsgebiets der UKW-Frequenzen aufhält, kann die beiden Hörfunkwellen des Belgischen Rundfunks auch im Livestream via Internet hören. BRF1 sendet wahlweise mit 128 kBit/s und mit 64 kBit/s und auch BRF2 ist mit 128 kBit/s und 64 kBit/s zu empfangen. Über Satellit sendet der Belgische Rundfunk dagegen nicht.