Wie berichtet bin ich am Freitagnachmittag nach Eupen gefahren, da ich den gestrigen Samstag in Ostbelgien verbringen wollte. Der Tag begann recht früh, da ich mir viel vorgenommen hatte. So stand ich bereits um 9 Uhr vor der Tür des Funkhauses des Belgischen Rundfunks, wo ich mit Olivier Krickel, Programmchef der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt für die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens (DG), verabredet war.
Aber auch die nähere Umgebung des Funkhauses ist interessant. Auf dem gleichen Gelände befindet sich das Parlamentsgebäude der DG, gleich gegenüber ist das Kehrweg-Stadion zu finden, das nicht nur die Heimat des AS Eupen ist. Zwei der Flutlichtmasten dienen auch als Antennenträger für Hörfunkprogramme.
BRF1 sendet mit 50 Watt auf 94,9 MHz, BRF2 ist auf 98,4 MHz mit 1 kW zu hören, das frankophone RTBF La Première wird mit 20 Watt auf 87,6 MHz ausgestrahlt und das ursprünglich im nordrhein-westfälischen Euskirchen beheimatete und später nach Ostbelgien umgezogene Radio 700 wird mit 5 kW auf 101,2 MHz ausgestrahlt. Natürlich habe ich mir Stadion und Sendeanlagen angesehen. Dabei stand auch eine Tür zum Innenraum des Stadions offen, sodass ich auch die Möglichkeit hatte, mir das Spielfeld anzusehen.
Auf den Spuren von Neutral-Moresnet
Gegen Mittag fuhr ich nochmals an die Grenze bei Hauset-Köpfchen, um Fotos von der Umgebung des ehemaligen Grenzübergangs zu machen. Danach war ich auf den Spuren des ehemaligen Neutral-Moresnet, das von 1816 bis 1919 neutrales Gebiet zwischen Preußen bzw. später dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich der Niederlande bzw. später Belgien war.
Bis vor einem Jahr war das Göhltal-Museum in Hauset erste Anlaufstelle, wenn man sich über die Geschichte von Neutral-Moresnet informieren wollte. Das neue Vieille-Montagne-Museum befindet sich noch im Aufbau und wird am 14. September eröffnet. So werde ich spätestens im kommenden Jahr einen zweiten Aufenthalt in Ostbelgien einplanen, um mir dieses Museum einmal angesehen.
Spannender Grenzverlauf rund um Raeren
Der Plan, spontan auch die privaten Lokalsender Radio Sunshine in Lontzen und Fantasy Dance FM in Raeren-Petergensfeld zu besuchen, schlug fehl. Bei beiden Studios stand ich vor verschlossenen Türen. Zu Radio Sunshine fuhr ich eigentlich nur, weil ich ohnehin in der Nähe war. Bei Radio Fantasy war ich vor vielen Jahren schon einmal. Jetzt fuhr ich ohnehin nach Raeren-Petergensfeld, da ich mir dort noch mehr ansehen wollte.
Oberhalb der Ortschaft befindet sich der Sendemast, der neben Fantasy Dance FM (96,7 MHz, 1,5 kW) auch BRF2 (105,9 MHz, 100 Watt) und 100’5 Das Hitradio (100,5 MHz, 20 kW) beheimatet. 100’5 Das Hitradio ist ein privater Hörfunksender, dessen Studios sich im Eupener BRF-Funkhaus befinden, der sich aber vornehmlich an Hörer im Großraum Aachen richtet.
Direkt unterhalb des Studiosgebäudes von Fantasy Dance FM befindet sich wiederum die belgisch-deutsche Grenze. Kurios: Straße und (aus Petergensfeld kommend) die Häuser auf der linken Straßenseite gehören zu Roetgen (Deutschland), die Häuser auf der rechte Straßenseite gehören wiederum zu Belgien.
So wurden hier auch zwei Straßenschilder untereinander angebracht – jeweils mit dem Landeskenner D bzw. B versehen. Auf belgischer Seite heißt die Straße ganz einfach Petergensfeld, in Deutschland spricht man von der Raerener Straße. Am unteren Ende der Straße wirbt links ein deutsches Geschäft mit Aachener Printen, rechts bekommt man auf der belgischen Seite Fritten, Kaffee und Zigaretten.
In unmittelbarer Nähe beginnt auch die Vennbahn – heute keine Eisenbahn mehr, sondern ein Geh- und Radweg, der zu großen Teilen eine belgische Enklave ist. Für Grenzen-Fans wie mich ist es durchaus interessant, von Deutschland aus über einen belgischen Weg geradeaus weiterzugehen, um nach wenigen Metern wieder in Deutschland zu sein.
Fringshaus: Belgische Adresse – deutscher Telefonanschluss
Spannend ist auch der weitere Verlauf der Bundesstraße 258 Richtung Monschau. Hier bin ich nach dem Mittagessen in einer belgischen Friterie Richtung Süden gefahren – um kurz vor dem Restaurant Fringshaus geblitzt zu werden. Zum Glück hatte ich schon abgebremst, sodass ich nur knapp über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern lag, da ich ohnehin das Fringshaus ansteuern wollte.
Die Bundesstraße gehört hier zu Deutschland, aber direkt neben der Straße beginnt belgisches Gebiet. So liegt auch das Fringshaus in Belgien. Kurios: Das Restaurant (das leider in den Sommerferien ist und daher geschlossen hatte) hat eine belgische Adresse, aber einen deutschen Telefonanschluss. Im gleichen Gebäude ist auch Ladengeschäft untergebracht, das geöffnet hatte und beispielsweise Kaffee und Zigaretten anbietet.
Wenige Meter südlich des Fringshauses beginnt ein weiteres Kuriosum im deutsch-belgischen Grenzgebiet. Die deutsche Bundesstraße führt hier für einige Kilometer durch belgisches Gebiet – zu erkennen durch ein Schild mit dem in Belgien auf Landstraßen üblichen Tempolimit von 90 km/h sowie einem weiteren, darunter hängenden Schild mit der Aufschrift „Belgien“.
Ruitzhof: Wenn eine deutsche Gemeinde in Belgien liegt
Von Monschau aus fuhr ich schließlich noch zur deutschen Exklave Ruitzhof, die vollständig von belgischem Gebiet umschlossen ist. Auf dem (belgischen) Gebiet der früheren Vennbahn gibt es hier einen Imbiss und sogar einen Bahnwaggon gibt es hier noch – umgebaut zum Restaurant. Hier gibt es auch noch Bahngleise, auf denen Interessenten mit einer Draisine fahren können.
In Ruitzhof gibt es einige Häuser, die auch bewohnt sind. Der westliche Teil des Exklave besteht aus Wald. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, einen kleinen Spaziergang bis zur Grenze zu machen. Neben dem Waldweg befindet sich ein Grenzstein, wenige Meter auf belgischem Gebiet verhindert ein Schlagbaum, dass man hier mit dem Auto oder Traktor weiterfahren kann. Der Fußweg wurde um diesen Schlagbaum herum geleitet.
Gerne hätte ich meinen Ausflug noch weiter fortgesetzt, etwa zur Ordensburg Vogelsang. nach Malmedy oder Sankt Vith. Das wäre aber mit einer weiteren Übernachtung verbunden gewesen, die wiederum nicht eingeplant war. So fuhr ich von Ruitzhof aus über Euskirchen und Köln zurück zur Sauerlandlinie.
Tagesausklang in Butzbach
Gegen 19.30 Uhr erreichte ich Butzbach, wo ich gemeinsam mit einem Hobbyfreund noch in der Pizzeria Salerno zum Abendessen und Fußball schauen (Russland gegen Kroatien) verabredet war. Dank Verlängerung und Elfmeterschießen wurde der Abend länger als geplant, dafür aber auch sehr spannend. So war ich erst gegen Mitternacht wieder zuhause.
Der Ausflug nach Ostbelgien hat sich gelohnt. Ich habe diese Gegend ganz sicher nicht zum letzten Mal besucht, zumal es hier noch viel zu sehen gibt und auch die Radioszene sehr interessant ist.