Wir schreiben das Jahr 2003. Smartphones waren noch wenig verbreitet. Ich war seinerzeit aber schon mit einem Nokia Communicator unterwegs. Firmenkunden nutzten teilweise schon ein Blackberry. Da musste man E-Mails nicht mehr manuell abrufen. Stattdessen kamen diese automatisch an.
Im Mai 2003 kündigten Blackberry und die Deutsche Telekom ein Angebot für „Prosumer“ an. Das „musste“ ich haben. Also fuhr ich in den T-Punkt auf der Zeil in Frankfurt am Main und legte mir das Blackberry 7230 mit Farbdisplay und einem passenden Mobilfunkvertrag zu. Sprich: Ich bin seit ziemlich genau 15 Jahren Blackberry-Nutzer.
Ein, zwei Jahre später wechselte ich auf einen Blackberry-Enterprise-Server, dem ich bis 2013 treu blieb. Mit dem Start von Blackberry 10 nutzte ich „nur“ noch die direkte Synchronisation zwischen E-Mail-Server und Smartphone, ein BES-Server war nicht mehr zwischengeschaltet.
Die „alten“ Blackberry-Server hatten ihre Vorteile
Die direkte Synchronisation war und ist sicher einfacher, aber die frühere Lösung hatte auch ihre Vorteile. Die Blackberry-Server übertrugen die Daten stark komprimiert, sodass das übertragene Volumen sehr gering war.
Das mag heutzutage in Deutschland und im EU-Roaming nicht mehr relevant sein, in Übersee wäre das aber immer noch praktisch. Unvergessen ist für mich ein verlängertes Wochenende 2005 in New York, an dem ich lediglich rund 5 Euro für das Roaming mit dem Blackberry ausgegeben hatte – zu Zeiten, als die Mobilfunknutzung im Ausland eigentlich noch sehr teuer war.
Vor mehr als zehn Jahren kam der Anfang vom Ende
Mit iPhone und Android begann der Niedergang von Blackberry. Auch das neue Betriebssystem Blackberry 10, das vor fünf Jahren eingeführt wurde, konnte den Hersteller in der bisherigen Form nicht mehr retten.
Verstehen kann ich das bis heute nicht. Ich liebe mein iPhone, es ist ein hervorragendes Multimedia-Gerät. Aber auf dem Touchscreen schreiben? Eine kurze WhatsApp-Nachricht oder eine ebenso kurze E-Mail-Nachricht ja, aber für längere Texte brauche ich dann doch eine richtige Tastatur und die bekomme ich bei Blackberry.
Besuch auf der Blackberry Live
Das Jahr 2013 war für mich nochmal so etwas wie ein Highlight in meinem „Blackberry-Leben“. Nicht nur, dass wir Fans hofften, dass Blackberry 10 erfolgreich wird. Ich hatte auch die Möglichkeit, an der Blackberry Live in Orlando teilzunehmen. Das war ein echtes Erlebnis im Kreise von Blackberry-Mitarbeitern und -Fans.
2015 kam mit dem Blackberry Priv das erste Android-Smartphone von Blackberry heraus. Viele Blackberry-Fans beschworen den Untergang des Abendlands herauf. Ein Blackberry mit Android? Das konnte und durfte nicht sein.
Ich persönlich freute mich über ein Smartphone mit physischer Tastatur und einem weit verbreiteten Betriebssystem, sodass es auch kein Problem war, alle gängigen Apps zu bekommen. Das Blackberry Priv zeichnete sich aber durch schlechte Performance und eine viel zu geringe Akkulaufzeit aus. Schade, denn ansonsten war das eigentlich ein schönes Gerät.
TCL übernimmt die Hardware-Sparte
Nachdem auch das Priv ein Reinfall war, zog Blackberry die Reißleine. Das Unternehmen konzentriert sich nun auf Software und lässt Smartphones von Partnern wie TCL aus China, das unter dem Namen Blackberry Mobile agiert, produzieren.
Vor etwa einem Jahr kam das Blackberry KEYone auf den Markt. Das Smartphone ist nicht schlecht. Ich würde mir allerdings einen etwas schnelleren Prozessor wünschen. Zudem wird TCL dem Blackberry-Anspruch nicht gerecht, die sichersten Android-Smartphones der Welt zu liefern. Sicherheits-Updates kommen zum Teil nur sehr schleppend auf den Geräten an.
Hundertprozentig überzeugt bin ich vom Blackberry KEYone daher nicht. Das Black Edition als zweites Gerät, das ich zwischenzeitlich besaß, habe ich längst wieder verkauft und auch das silberne Modell wandert immer wieder mal in die Schublade. Dennoch freue ich mich, dass es wenigstens dieses eine Smartphone für Nutzer, die eine physische Tastatur schätzen, noch gibt.
Blackberry KEYone wieder im regelmäßigen Einsatz
Aktuell verwende ich das Blackberry KEYone als Drittgerät neben iPhone X und iPhone SE mit meinem o2-Vertrag. Es hat aktuell mein Samsung Galaxy S8+ Duos ersetzt, was wiederum mangels Dual-SIM-Unterstützung dazu führt, dass ich meine SIM-Karte von 1&1 im Vodafone-Netz aktuell gar nicht im Einsatz habe.
Nun hoffe ich auf das Blackberry KEYtwo, nachdem man vom KEYone Bronze Edition nie wieder etwas gehört hat. Sollte es das neue Modell mit Dual-SIM geben, dann werde ich es mir wohl zulegen. Bleibt es für den deutschen Markt bei Single-SIM, dann werde ich wohl vorerst weiter mit dem KEYone arbeiten.
Bleibt zu hoffen, dass TCL weitere Blackberry-Smartphones auf den Markt bringt und nicht nach den beiden für dieses Jahr angekündigten Geräte aufgibt. Sollte das Geschäft nicht ganz so gut laufen wie erhofft, dann könnte das in jedem Fall auch an „hausgemachten“ Problemen wie den fehlenden Sicherheits-Updates oder auch mangelhaftem Marketing liegen. Ich würde mich in jedem Fall freuen, auch in 15 Jahren noch Blackberry-Handhelds nutzen zu können.