Seit Montag ist die Rock Antenne Hamburg auf Sendung. Ich habe das Programm in den vergangenen Tagen intensiv verfolgt. Die Musik ist mit der des Rock-Antenne-Programms aus Unterföhring identisch. Doch welche Sendungen gibt es im Hamburger Programm und wie klingt der Sender?
Das moderierte Programm konzentriert sich auf die Frühsendung zwischen 5 und 10 Uhr sowie den Nachmittag zwischen 15 und 20 Uhr. Vorteil gegenüber der „bayerischen“ Rock Antenne: Frühaufsteher werden in Hamburg bereits ab 5 Uhr in der „Frühschicht“ geweckt und auch abends läuft das moderierte Programm eine Stunde länger als beim Unterföhringer Programm, das – abseits von Specials – bereits um 19 Uhr zu Nonstop-Musik übergeht.
Große Lücke im Tagesprogramm
Dafür klafft bei Rock Antenne Hamburg zwischen 10 und 15 Uhr eine große Lücke, in der abseits von Nachrichten, Wetter und Verkehrsmeldungen nur ein Nonstop-Musikprogramm ausgestrahlt wird. Auch in Bayern gibt es im Tagesprogramm Nonstop-Musik – allerdings nur von 13 bis 15 Uhr. Das ist unschön, aber eine fünfstündige Lücke, wie sie im Hamburger Tagesprogramm derzeit besteht, ist für eine Radiostation, die über einen 50-kW-UKW-Sender halb Norddeutschland versorgt, eigentlich untragbar.
Erfreulich ist wiederum, dass die nur zwei Sendungen im Tagesprogramm zumindest live produziert und nicht voicegetrackt werden. Der Mitbewerber Radio BOB!, der über die schleswig-holsteinische UKW-Frequenz 101,1 MHz auch in Hamburg zu empfangen ist, klingt dagegen wie aus der Retorte. Die Rock Antenne übertreibt es auch nicht so wie Radio BOB! mit Jingles und Claims, die im Falle von BOB! auch noch völlig unnatürlich klingen.
Das ist kein Radio
Die Fünf-Stunden-Lücke im Tagesprogramm sorgt allerdings dafür, dass man mit der Rock Antenne Hamburg als ernsthafter Radiohörer nicht zufrieden sein kann. Anfang der 80er Jahre lernte ich privaten Rundfunk kennen. Radio Luxemburg und Radio Caroline, Radio Brenner und Radio M1, Radio Adria und Radio Lignano International, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich erfreute mich der Programme, die ganz anders klangen als das, was uns Hörern der öffentlich-rechtliche Rundfunk damals anbot.
Ich fieberte dem Start des privaten Rundfunks in Deutschland entgegen und freute mich, ab 1986 auch zuhause Programme wie Radio 4 (heute RPR.1), Welle Untermain oder Antenne Bayern in guter Qualität hören zu können. Auch die Programme waren seinerzeit noch ansprechend. Selbst kleine Veranstalter boten rund um die Uhr Liveprogramm an. Das mag sich in der Nacht tatsächlich nicht rechnen – insbesondere bei kleinen Lokalradios. Wenn ich aber sehe, dass selbst ein reichweitenstarker Programmanbieter heutzutage im Tagesprogramm stundenlang nur Nonstop-Musik ausstrahlt, sorry, dann kann ich auch gleich Spotify oder Apple Music einschalten. Das ist nicht das, was ich vom Medium Radio erwarte. Im Gegenteil: Das Radio ist unter diesen Umständen auf dem besten Weg, sich überflüssig zu machen.