1980 war das Radioschiff Mi Amigo, das bis dato die Heimat von Radio Caroline war, gesunken. Damals war ich zehn Jahre alt. Ich interessierte mich bereits für Rundfunkfernempfang und hörte deutschsprachige Auslandsdienste auf Mittel- und Kurzwelle. Seesender ganz allgemein und Radio Caroline im speziellen waren mir jedoch völlig unbekannt.
Als Radio Caroline 1983 vom neuen Schiff Ross Revenge sein Comeback feierte, wurde darüber auch in der Sendung „TWR DX Spezial“ berichtet, wie sich das DX-Programm des Evangeliumsrundfunks damals nannte. Mit der Länderangabe „Internationale Gewässer“ wurde über die Empfangsmöglichkeit auf Mittelwelle 963 kHz berichtet.
Damals stand auf der Ross Revenge ein 90 Meter hoher Mast, der auch in Obertshausen, wo ich seinerzeit gewohnt habe, ein gutes Signal brachte. Dass Radio Caroline aus der Themsemündung in der Nordsee sendet, wusste ich nicht. Ich muss aber zuvor einmal etwas von der Voice of Peace gehört haben, denn ich ging fälschlicherweise davon aus, dass das Programm, das ich da hörte, aus dem Mittelmeer kommt.
SWF3 sorgte für Aufklärung
Naiv wie ich im Teenager-Alter war, wusste ich nicht über Ausbreitungsbedingungen. Wechselnde Empfangsqualität erklärte ich mir damals damit, dass das Schiff vielleicht etwas „weiter rausgefahren“ ist. Aufklärung über „Radio Caroline und die anderen Seesender“ bekam ich erst an Ostern 1984, als SWF3 abends eine einstündige Sendung zu diesem Thema ausgestrahlt hatte. Den Mitschnitt dieser Sendung besitze ich noch heute.
Für mich war es immer etwas besonderes, Radio Caroline zu hören. Das änderte sich auch nach der Offshore-Ära nicht. Ich hörte das Programm oft auch über Satellit. Insgeheim hoffte ich freilich auf ein Comeback von hoher See, auch wenn das von Jahr zu Jahr unwahrscheinlicher wurde.
Reines Webradio wenig interessant
Als der Sender nach der Abschaltung auf Astra und WorldSpace zwischenzeitlich zu einem reinen Webradio mutierte, verlor ich ein bisschen das Interesse an Radio Caroline. Das änderte sich durch die Kooperation mit Manx Radio. Die monatlichen Caroline-North-Wochenenden, die via Manx Radio auch auf Mittelwelle 1368 kHz ausgestrahlt werden, verfolgte ich wieder sehr regelmäßig.
Seit dem vergangenen Freitag ist Radio Caroline nach mehrwöchigen Tests auch wieder auf Mittelwelle zu hören. Gesendet wird mit nur 1 kW auf 648 kHz. Ich habe den Heiligabend genutzt, um zuhause einmal wieder mit meinem JRC NRD-535DG über die Lang-, Mittel- und Kurzwellenbänder zu drehen. Dabei ist es mir in den Abendstunden tatsächlich gelungen, auch Radio Caroline zu empfangen.
Schwierige Empfangsbedingungen
Leider ist der Empfang von Radio Caroline an meinem Standort in Biebergemünd-Bieber keine Selbstverständlichkeit. Zur schwachen Sendeleistung kommt der slowenische Gleichkanalsender Radio Murski Val, der mit der zehnfachen Leistung arbeitet und die Frequenz 648 kHz meist dominiert.
Zudem habe ich seit einiger Zeit auch generell starke Empfangsprobleme auf Mittelwelle und im unteren Kurzwellenbereich. Woher die lokalen Störungen kommen, ist mir nicht bekannt. Im oberen Mittelwellenband sind die Störsignale so stark, dass ich selbst starke holländische Piratensender, die abends oft im Bereich zwischen 1610 und 1680 kHz senden, nicht mehr empfangen kann. Umso mehr habe ich mich gefreut, Radio Caroline erstmals seit 1989 wieder einmal ganz normal terrestrisch zuhause hören zu können.
Erste Testsendungen auf 648 kHz strahlte Radio Caroline bereits im November aus.