Wie berichtet ist Radio Caroline seit Samstag mit einem Testprogramm auf Mittelwelle 648 kHz zu empfangen. Während am späten Samstagnachmittag nach fast jedem Musiktitel Testansagen und Hinweise auf geplante Sendungen zu hören waren, gibt es seit Sonntag nur noch Nonstop-Musik mit Ansagen zu jeder vollen Stunde.
Angekündigt werden „reguläre Testsendungen und normale Programme“ und ich könnte mir vorstellen, dass sich schon in den nächsten Tagen Veränderungen auf 648 kHz einstellen. Auch wenn ich hier im Spessart nur per Web-SDR-Receiver an den Sendungen teilhaben kann, ist es ein echtes Erlebnis, den ehemaligen Seesender wieder dort zu hören, wo er 1964 mit seinen Sendungen gestartet ist: auf der Mittelwelle.
Ich selbst habe Radio Caroline 1983 kennengelernt, als die Sendungen vom Radioschiff Ross Revenge aufgenommen wurden – drei Jahre nach dem Untergang der zuvor genutzten MV Mi Amigo. Schon damals hatte mich der Seesender fasziniert und immer dann, wenn es der Empfang auf 963 kHz zuließ, war ich mit dabei.
1990 mussten die Sendungen von hoher See eingestellt werden. Radio Caroline sendete zunächst gelegentlich mit Kurzzeit-Lizenzen auf Mittelwelle und UKW, später auch über Satellit und zuletzt über Internet, in Großbritannien auf DAB und nicht zuletzt rund einmal im Monat ein Wochenende lang als Caroline North via Manx Radio auf Mittelwelle 1368 kHz.
Nun hat der frühere Seesender erstmals wieder eine eigene Mittelwellenfrequenz zur Verfügung – ausgerechnet die frühere Frequenz des BBC World Service. Noch dazu wird offenbar einer der früheren BBC-Sendemasten in Orfordness genutzt, was das gute Signal des nur 1 kW starken Senders auch in Belgien und den Niederlanden erklärt.
Obwohl Radio Caroline auf 648 kHz völlig legal und noch nicht einmal vom Schiff aus sendet, kommt doch so etwas wie Seesender-Nostalgie auf, wenn man den (eigentlich ja derzeit völlig unspektakulären) Sendungen lauscht. Auf Facebook brachte es ein anderer Hörer auf den Punkt: „Das ist so ein bisschen wie die ersten Tests von der Ross Revenge 1983.“
Vor allem muss man sich jederzeit auf Überraschungen – etwa moderierte Testsendungen – einstellen, denn für Überraschungen war Radio Caroline noch immer gut. Das hat der Sender erst am Samstag bewiesen, als zunächst mit völlig untypischer Musik aus den 50er Jahren getestet und später recht plötzlich auf das bekannte Rock-Format mit Caroline-Stationsansagen umgestellt wurde.