Am 3. Oktober 1987 hat extra radio in Hof seinen Sendebetrieb aufgenommen. Fortan musste sich das Lokalradio seine Sendefrequenz mit dem Mitbewerber Radio Euroherz teilen. Dabei stand extra radio für viele Jahre im Schatten des Konkurrenten, denn die Station konnte lediglich vier Stunden pro Tag senden, während Radio Euroherz die restlichen 20 Stunden des Tagesprogramms bestritt.
Eigentlich wollte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die beiden Hofer Lokalradios zur Zusammenarbeit zwingen, was schlussendlich darauf hinausgelaufen wäre, dass extra radio in Radio Euroherz aufgeht. Dagegen wehrte sich das inhabergeführte, mittelständische Unternehmen erfolgreich bis vor dem Bundesverfassungsgericht. So ist extra radio noch heute auf Sendung – mittlerweile sogar täglich sechs Stunden in der Zeit von 12 bis 18 Uhr.
Allerdings soll die Zeit des Frequenzsplittings beim Lokalfunk in Hof nun auch zu Ende gehen. Beide Kontrahenten sollen eigene UKW-Frequenzen erhalten, während die Jugendwelle Radio Galaxy auf DAB+ wechselt. Mit dieser Lösung sind grundsätzlich beide Lokalsender einverstanden. Allerdings muss extra radio im Dezember auf die bisherige Frequenzkette von Radio Galaxy wechseln, während Radio Euroherz seinen angestammten Sendeplatz behält.
Mit dem Frequenzwechsel geht für extra radio auch ein Verlust an technischer Reichweite einher, denn die Radio-Galaxy-Senderkette versorgt bei weitem nicht ein so großes Verbreitungsgebiet wie die derzeit genutzte Hauptfrequenz 88,0 MHz, die mit einer für Lokalfunk stolzen Strahlungsleistung von 5 kW verbreitet wird.
Allerdings sind die Hofer Lokalradios mittlerweile auch auf DAB+ vertreten. Hin und wieder schafft es der regionale Multiplex für Oberfranken bei guten Empfangsbedingungen sogar bis zu mir in den hessischen Spessart. Zumindest in weiten Teilen Nordbayerns sollte der Empfang problemlos möglich sein.
Ansonsten bleibt immer noch die Möglichkeit, das Programm via Livestream zu verfolgen. Vorbildlich ist in diesem Zusammenhang, dass extra radio neben dem qualitativ hochwertigen MP3-Stream mit 128 kBit/s auch zwei schmalbandige Streams anbietet (MP3 mit 64 kBit/s, AAC+ mit 32 kBits). Das kommt Nutzern entgegen, die den Sender auch mobil empfangen möchten.
Das Besondere an extra radio ist allerdings gar nicht mal der jahrzehntelange „Überlebenskampf“, sondern die Tatsache, dass es sich hier noch um ein echtes Privatradio handelt. Hinter extra radio steht kein Großkonzern, es handelt sich um ein mittelständisches Unternehmen, bei dem der Chef auch heute noch oft selbst im Mikrofon steht.
Bemerkenswert ist auch die Musikauswahl, die auf Oldies und Classic Hits basiert. Dabei werden neben Standardwerken auch viele Perlen der Musikgeschichte gesendet, die man bei anderen Radiostationen kaum noch hört. Die Rotation ist deutlich größer als bei den meisten anderen Hörfunkprogrammen im 21. Jahrhundert.
Im Internet bietet extra radio schon heute ein 24-Stunden-Programm. Dieses ist abseits der UKW-Sendezeiten allerdings unmoderiert. Interessant ist auch ein Teststream, auf dem ich beispielsweise vor einigen Wochen mittags eine „Frühsendung“ hören konnte. Möglicherweise führt der Sender hier Versuche für das geplante 24-Stunden-Programm durch.
Gespannt bin ich schon heute auf das im Dezember startende Vollprogramm. Vor allem aber würde ich es dem Team um Geschäftsführer Gerhard Prokscha wünschen, dass der Sender auf der eigenen Frequenzkette und über DAB+ Erfolg haben wird. Derartige „echte“ Privatradios, bei denen man mehr als den üblichen Einheitsbrei hört, gibt es nämlich in Deutschland viel zu selten.