Sieht man sich die Gibraltar-Seite auf der Homepage der GSM Association an, so stellt man verwundert fest, dass dieses kleine Land gleich zwei Netzbetreiber haben soll. Das ist allerdings bei genauer Betrachtung nur fast richtig, denn Shine Mobile hat seinen Dienst nach Angaben auf der eigenen Facebook-Seite vor rund einem Jahr unterbrochen.
Das Netz ist weiterhin in der Luft. Einbuchen konnte ich mich mit dem SIM-Karten von Telekom und o2 allerdings nicht. Allerdings sagt Shine Mobile auf seiner Webseite auch selbst, man habe bislang nur mit dem (kleinsten) spanischen Netzbetreiber Yoigo ein Roaming-Abkommen.
Bleibt also Gibtelecom, der Anbieter, mit dem die deutschen Netzbetreiber ein Roamingabkommen haben und der sich im Handy-Display als GIBTEL identifiziert. Es dauert nach dem Grenzübertritt eine ganze Weile, bis sich das Handy dort einbucht, denn fast überall in Gibraltar sind auch die spanischen Netze zu empfangen – wenn auch oft nur mit GSM.
Im Süden hat man Blick nach Marokko. Hier sind zusätzlich die Netze aus diesem nordafrikanischen Land zu empfangen. Einbuchen sollte man sich hier freilich nicht, denn dort gelten doch eher hohe Roamingkosten, während in Gibraltar – zumindest derzeit noch – der regulierte EU-Tarif Gültigkeit hat.
Kurios ist, dass alle drei deutschen Netzbetreiber kein LTE-Roamingabkommen mit Gibtelecom haben. Die UMTS-Versorgung ist innerhalb von Gebäuden oder auch auf dem Affenfelsen nicht immer gegeben, so dass man nicht selten nur GSM und GPRS zur Verfügung hat. EDGE gibt es bei Gibtelecom offenbar nicht.
Aber selbst UMTS-Empfang, wie man ihn zumindest unten in der Stadt zumindest outdoor fast immer hat, ist nicht immer gleichbedeutend mit schnellen Internetverbindungen. Vor allem in der Innenstadt ist das Netz so überlastet, dass selbst WhatsApp-Nachrichten nicht immer sofort rausgehen.
Hätte ich einen Gibtelecom-Shop gesehen (wobei ich nun auch nicht gezielt danach gesucht habe), dann hätte ich mir eine lokale Prepaidkarte zugelegt, um einmal das LTE-Netz des Betreibers auszuprobieren. So blieb für schnelles Internet im Norden von Gibraltar nur die Möglichkeit, mich ins spanische Movistar-Netz einzubuchen, das hier – etwa bis zum Marktplatz – auch mit 4G zu empfangen ist.
Während es logisch ist, dass die spanischen Netze fast überall in Gibraltar zumindest schwach zu empfangen sind (man hat ja fast immer Sichtverbindung nach Spanien, wenn man nicht gerade in Häuserschluchten unterwegs ist), scheint es sich Gibteleom zur Aufgabe gemacht zu haben, auch in Andalusien Mobilfunkdienste anzubieten.
So gibt es eine Basisstation direkt hinter dem Grenzzaun und auch vom Affenfelsen wird gefunkt – und nicht etwa mit starkem Downtilt, so dass gezielt nur das eigene Gebiet versorgt wird. Auf dem Rückweg konnte ich gestern Gibtelecom auch in La Linea noch überall empfangen. Auch auf der Autobahn war das UMTS-Netz aus Gibraltar zunächst noch verfügbar, bevor sich die Smartphones dann doch wieder in die spanischen Netze eingebucht haben.
Gibtelecom macht seine Aufgabe, Gibraltar mit Mobilfunk zu versorgen, recht gut. Mein größter Kritikpunkt ist das fehlende LTE-Roaming für Kunden mit deutschen SIM-Karten. Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß.