Am Samstagabend war ich während des DFB-Pokalfinals im Auto unterwegs. Es galt, nach dem Helgoland-Trip die rund 500 Kilometer von Cuxhaven zurück nach Hause zu überwinden. Ich dachte eigentlich, das Fußball-Highlight zum Saison-Abschluss im Dokumente-&-Debatten-Kanal des Deutschlandradios im bundesweiten DAB+-Multiplex hören zu können. Doch weit gefehlt, hier war durchgehend das reguläre Deutschlandfunk-Programm zu hören.
Eigentlich dachte ich, dieser Kanal sei unter anderem dazu da, um von Großereignissen von bundesweitem Interesse zu berichten. Traurig, dass das DFB-Pokalfinale offenbar aus Sicht des Deutschlandradios nicht dazu zählt, dabei wäre dieses Programm wie fast kein anderes dazu geeignet, um Autofahrer überregional zu versorgen, die keine Möglichkeit hatten, die Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund im Fernsehen zu verfolgen.
Zugegeben, die Landesrundfunkanstalten haben das Pokal-Endspiel natürlich übertragen. So habe ich in Niedersachsen die Übertragung im NDR-Info-Spezial-Kanal verfolgt. Der Haken: Im Südosten des Landes rund um Göttingen sendet der Norddeutsche Rundfunk – anders als der „Bundesmux“ – noch gar nicht über DAB+. So war das Pokalfinale in dieser Gegend überhaupt nicht im terrestrischen Radio zu hören.
Ich bin dann auf den Stream von hr Info ausgewichen – dank gutem LTE-Ausbau des Netzes der Deutschen Telekom ohne Aussetzer und dank StreamOn-Option ohne Belastung des Datenvolumens. Aber es ist schon ein Armutszeugnis für das Medium Radio insgesamt, dass ein solches Ereignis nicht überall in Deutschland terrestrisch im Hörfunk zu empfangen ist.
Wie schön waren die guten, alten 80er Jahre mit ihren Sport-Sonderwellen der ARD-Anstalten auf Mittelwelle, die zwar in technisch schon aus damaliger Sicht nicht zeitgemäßer Qualität abgestrahlt wurden, aber wenigstens überall zu empfangen waren. Eine solche Rolle könnte heute der „Ereigniskanal“ des Deutschlandradios einnehmen – er tut es allerdings nicht.
Aus meiner Sicht ist der Dok&Deb-Kanal Ressourcenverschwendung. Wenn das Deutschlandradio diesen Sendeplatz nicht sinnvoll nutzt, sollte es die Kapazität vielleicht an einen interessierten weiteren Programmveranstalter abgeben. Wie wäre es mit Amazon das in der kommenden Saison die IP-Audio-Übertragungsrechte (die auch DAB+ umfassen) von den Spielen der 1. und 2. Fußball-Bundesliga hält und so auch im terrestrischen Digitalradio als Nachfolger von 90elf und Sport1.fm durchstarten könnte?
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