Privater Rundfunk in Nordrhein-Westfalen ist nicht neu. Mit Radio DU in Duisburg feierte das erste Lokalradio des Landes schon 1990 Premiere. Allerdings senden die Lokalstationen jeweils nur einige Stunden am Tag ein eigenes Programm und übernehmen ansonsten das Rahmenprogramm von Radio NRW aus Oberhausen.
Nun gibt es bei diesem Modell gleich mehrere Dinge, die sagen wir mal nicht gerade zur Vielfaltssicherung im Äther beitragen. Zum einen werden die Playlisten auch während der lokalen Sendestunden von Radio NRW vorgegeben. Sprich: Musikalisch betrachtet hört man von Aachen bis Bielefeld und von Münster bis Köln überall das gleiche.
Zudem ist der öffentlich-rechtliche Westdeutsche Rundfunk mit 24,9 Prozent an Radio NRW beteiligt. Nicht zuletzt zwingt man die kommerziellen Lokalsender, in den Abendstunden nichtkommerziellen Bürgerfunk auszustrahlen, dessen Programmqualität von unterirdisch bis genial sein kann. Die Wahrheit liegt meistens irgendwo dazwischen.
Es gibt aber auch Initiativen für echtes Privatradio, das eine Alternative sein kann. Eine davon wurde schon Mitte der 80er Jahre von Ralf Hohn (heute unter anderem bei Kultradio in Bayern tätig) ins Leben gerufen. Radio Central, wie sich das Projekt bannte, sendete bis in die 9oer Jahre hinein als – nennen wir es einmal – nichtlizenziertes Lokalradio. Dann waren die Behörden zur Stelle, um den Sender stillzulegen.
Fortan wurde Radio Central als Veranstaltungsfunk legalisiert, konnte aber eben auch nur noch zu bestimmten Events auf Sendung gehen. Der Traum eines dauerhaften Lokalsenders für die Kleinstadt vor den Toren Kölns bestand aber weiter, auch wenn es nun schon seit einigen Jahren keinen Veranstaltungsfunk mehr gab.
Die Idee eines sublokalen Hörfunkprogramms, das eine Lücke im nordrhein-westfälischen Mediengesetz ermöglicht, wurde von der Central FM Media GmbH, die auch hinter Radio Saarschleifenland im Saarland steht, weiter verfolgt. Im ersten Anlauf scheiterte das Projekt. Die ausgeschriebene Frequenz wurde nicht etwa an Antenne Pulheim, sondern an das Kölner Domradio vergeben.
Mit der 97,2 MHz wurde eine neue Frequenz ins Rennen geschickt. Diese konnte für die dauerhafte Nutzung mit einer Strahlungsleistung von 20 Watt koordiniert werden, wurde schließlich ausgeschrieben und dieses Mal erhielt Central FM als einziger Bewerber auch den Zuschlag.
Heute Mittag um 12 Uhr war es nun soweit: Antenne Pulheim 97,2 nahm seinen Sendebetrieb auf und sendet fortan 24 Stunden rund um die Uhr ein lokales Programm, das sich auch musikalisch von den Mitbewerbern abhebt. Oldies, aktuelle Hits und auch Songs regionaler Interpreten sind zu hören.
On air waren am ersten Sendetag zwei alte Bekannte zu hören. Die ersten vier Stunden wurden von Ralf Hohn moderiert, danach übernahm Metin Gemril das Mikrofon, der ebenfalls schon zu den guten alten Piratensender-Zeiten im Pulheimer Äther zu hören war.
Wer außerhalb des Sendegebiets der UKW-Frequenz 97,2 MHz wohnt, hat dennoch eine Chance, Antenne Pulheim zu empfangen. Auf der Webseite des Senders wird auch ein Livestream in MP3 mit 128 kBit/s angeboten (Stream-URL: stream.antennepulheim.de:8000/antennepulheim).
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