Rückblick auf Freitag, 20. Oktober 2000:
Nach dem Frühstück machten wir uns auf in Richtung südafrikanische Grenze. Die Straße nach Beitbridge, der Grenzstadt auf zimbabwescher Seite, war bequem zu fahren. Nur auf die Straße hin und wieder überquerende Schafe, Ziegen, Kühe und Ochsen musste man achten.
Schon 100 Kilometer vor der Grenze deutete sich die Nähe der Zivilisation im Radio an. Herrschte hier bislang gähnende Leere, so tauchte nun ein Sender nach dem anderen aus dem benachbarten Südafrika auf. 20 Kilometer vor Beitbridge kamen auch die südafrikanischen Mobilfunknetze zum Vorschein.
Kurz vor Beitbridge gab es ein Hinweisschild zur Straße in die Stadtmitte. Die Hauptstraße ging aber geradeaus weiter. Ich konnte nur ahnen, dass es dort zum Grenzübergang geht. Weder die Republik Südafrika noch die südafrikanische Grenzstadt Messina werden ausgeschildert.
An der Grenze angekommen mussten wir eine Art Straßenbenutzungsgebühr zahlen. Zimbabwe weiß, wie man zu Geld kommt. Schließlich waren schon bei der Einreise Visagebühren von 30 US-Dollar pro Person fällig. Immerhin wollte aber dieses Mal niemand den Kofferraum besichtigen und auch einen Anhalter wollte uns niemand aufzwingen.
Dafür gab es einen Schock, als wir zurück zum Auto kamen: Irgendetwas tropfte unter der Motorhaube. Ich stellte fest, dass es Wasser war, ließ den Motor an und hoffte, dass wir es noch bis zur ersten Werkstatt in Südafrika schaffen.
Wir überquerten die Brücke über den Limpopo, der die Grenze zwischen Zimbabwe und Südafrika darstellt. Dann mussten wir zu den Grenzformalitäten erneut aussteigen. Ein Beamter wollte ein Formular von uns sehen, das wir nicht hatten. Nach kurzem hin und her durften wir aber trotzdem weiterfahren.
Am Grenztor, das bei den Grenzen im südlichen Afrika generell üblich ist, wollte ein Beamter nun doch noch einen Blick in den Kofferraum werfen. Ihn fragte ich dann auch nach dem Weg zur nächsten Toyota-Werkstatt. Zwar tropfte beim Aufenthalt am südafrikanischen Grenzposten nichts, trotzdem konnten wir die Sache natürlich nicht auf sich beruhen lassen.
Die Einfahrt nach Südafrika glich einem Grenzübertritt von der „DDR“ nach Westdeutschland. In der Grenzstadt Messina merkte man sofort, dass wir in einem zivilisierten, westlichen Land angekommen waren. Hier gab es alles und die Stadt erinnerte irgendwie an die USA. In Zimbabwe erinnerten schon die an oder in fast jedem Gebäude vorhandenen Mugabe-Portraits an den Osten.
Schnell fanden wir die Toyota-Werkstatt, die uns der Grenzbeamte empfohlen hatte. Dort stellte sich heraus, dass das Wasser, das wir veloren hatten, aus der Klimaanlage kam. Das ist ganz normal und nicht weiter schlimm. Also konnten wir zuerst einmal aufatmen.
Nun war Zeit zum Geldwechsel. Wir zahlten in Zimbabwe teilweise in Rand statt in US-Dollar, so dass wir dringend südafrikanisches Geld „nachtanken“ mussten.
Anschließend wollte ich eine MTN-Prepaid-Karte kaufen, um mobilfunktechnisch wieder up to date zu sein. Der Laden, der diese verkauft, hatte aber geschlossen. Also steuerte ich ein Möbelgeschäft an, das damit warb, auch VodaCom-Händler zu sein.
In der Tat konnte ich dort die Karte kaufen, die aber – wie bei Pacific Bell in Kalifornien – kein Startguthaben beinhaltet, so dass man die Karte zunächst aufladen muss. Entsprechende Aufladegutscheine hatte der Möbelladen aber nicht. Direkt nebenan wurden wir aber fündig.
Der Hunger trieb uns dann in die örtliche Spur-Filiale, und während wir auf das Essen warteten, war noch genügend Gelegenheit, die neuerstandene Prepaid-Karte in Betrieb zu nehmen.
Gegen 15.00 Uhr fuhren wir weiter auf der N1 Richtung Süden. Im Gegensatz zu Botswana und Zimbabwe, wo man meistens alleine auf der Straße war, herrschte hier reger Verkehr.
Hinter dem Soutpans Berg hatte auch die Straße absolut europäischen Standard. Das änderte sich allerdings, als wir auf halbem Weg nach Pietersburg auf die Nebenstraße R 36 abbogen, um zu unserem Quartier, dem Sheerwood’s Country House in der Nähe von Tzaneen, zu kommen. Hier waren die Auswirkungen der Unwetter vor einem dreiviertel Jahr noch deutlich sichtbar. Teilweise war der Teerbelag einfach weggepült worden, so dass man kurz auf Geröll weiterfuhr, teilweise gab es tiefe Schlaglöcher, die es zu umfahren galt, und teilweise war die Straße an einem Abhang einfach zur Hälfte weggebrochen, so dass es einspurig weiterging.
Mit solchen Verzögerungen hatte ich nicht gerechnet, so dass es dunkel wurde, bevor wir die Pension erreichten. Da auch die Straßenschilder in Südafrika westliches Niveau haben, war es trotzdem kein Problem, das Sherwood’s Country House zu finden. Kurz nach 19.00 Uhr waren wir da.
Das Country House liegt sehr schön in der Landschaft, etwas südlich von Tzaneen. Wir bekamen unsere Zimmer gezeigt und hätten auch noch etwas essen können. Doch wir waren noch von Messina satt und tranken nur noch etwas. Danach klang auch dieser Tag aus.