Rückblick auf Montag, 16. Oktober 2000:
Heute sollte es nach Victoria Falls in Zimbabwe weitergehen. Der direkte Weg dorthin ist gar nicht so weit. Er führt jedoch durch den Chobe Nationalpark und diese Strecke ist mit einem normalen PKW definitv nicht zu bewältigen.
Also standen erneut knapp 700 Kilometer auf dem Programm, da wir nicht direkt nach Norden, sondern zunächst in östliche Richtung nach Nata fahren mussten.
Beim Frühstück im Hotel trafen wir Inge, die Frau eines deutschen Lehrers, der seit drei Wochen und noch für zwei Jahre in Maun unterrichtet. Inge und ihr Mann sind schon viel in der Welt herumgekommen. Sie waren u.a. längere Zeit in Saudi-Arabien und dem Oman. Zu Hause sind sie eigentlich in Bad Honnef im Rheinland.
Inge freute sich sehr über die Gesellschaft aus Deutschland, wir waren ebenfalls froh über die Abwechslung, so dass wir zunächst gemeinsam einkaufen und durch die Stadt gingen.
Später ließ ich an der Tankstelle noch den Reifendruck kontollieren (man hörte fast in ganz Maun die Freude des Tankwarts über die 10 US-Dollar Trinkgeld). Dann ging es um 11.40 Uhr und somit viel zu spät endlich weiter.
Am frühen Nachmittag kamen wir in Nata an, der Stadt, in der sich die Straße gabelt. Wir mussten nach Norden in Richtung Kazungula weiterfahren. Richtung Süden führt der Weg nach Francistown.
Wir machten nur kurz Rast, um zu tanken, etwas zu trinken und ein Eis zu essen. Nach gut 20 Minuten – inzwischen war es nach 15.00 Uhr – ging es weiter, um überhaupt noch eine Chance zu haben, den rund 300 Kilometer entfernten Grenzübergang nach Zimbabwe zu erreichen, der jeweils nur bis 18.00 Uhr geöffnet ist.
Kurz hinter Nata hatten wir erst einmal Pech. Eine Baustelle sorgte für eine sehr enge Straße. Dazu kamen Schlaglöcher und Steine als Hindernis.
Nach knapp 40 Kilometern wurden die Straßenverhältnisse wieder besser, so dass ich wieder mit rund 100 km/h fahren konnte. Auf dieser Strecke sah ich nun auch erstmals Elefanten in freier Wildbahn. Außerdem tauchten Strauße und ein Affe am Straßenrand auf.
Viel Zeit zum Bewundern der Urwaldlandschaft blieb nicht, wir wollten ja noch über die Grenze. Ich steigerte das Tempo trotz der Gefahr, dass die Tiere sich mit den Vorfahrtsregeln der Straßenverkehrsordnung nicht so gut auskennen, auf bis zu 170 km/h. Wenn wir die Grenze nicht mehr überquerten, hätte es zwei Probleme gegeben. Zum einen hätten wir Ausschau nach einem Übernachtungsquartier halten müssen, zum anderen lief um Mitternacht unser Visum für Botswana ab. Wir hatten bei der Einreise einen zweitägigen Aufenthalt angegeben. Mit unvorhersehbaren Verzögerungen rechneten wir „damals“ noch nicht…
Gegen 17.50 Uhr waren wir kurz vor dem Dreiländereck von Botswana, Zimbabwe und Südwest. Richtung Victoria Falls ging es nun rechts ab.
Nach wenigen Metern war der botwanische Grenzposten erreicht. Die Beamtin ermunterte uns zur Eile, um noch ausreisen zu können. Um 17.58 Uhr war es schließlich geschafft, wir konnten weiterfahren.
Als wir die Grenzstation von Zimbabwe erreichten, war es bereits 18.01 Uhr. Beim Betreten der Amtsstube traute ich meinen Augen nicht. Direkt vor uns waren die beiden Mädchen aus Süddeutschland, die wir in Johannesburg am Flughafen kennengelernt hatten. Klar, dass es ein großes Hallo gab. Die Beamten wussten gar nicht, was überhaupt los ist.
Schließlich konnten wir noch die Formalitäten erledigen und weiterfahren. Ein Grenzbeamter wollte uns noch einen Anhalter „andrehen“, der angeblich auch nach Victoria Falls fahren wollte. Ich redete mich heraus, dass wir mit der Autovermietung Ärger bekommen, wenn wir Anhalter mitnehmen. Der Beamte sah das ein und so konnten wir auch ohne unfreiwilligen zusätzlichen Passagier weiterfahren.
Inzwischen setzte die Dämmerung ein. Ich fuhr mit Tempo 100, obwohl die Straße in Zimbabwe nicht ganz so gut ausgebaut war wie in Botswana. Trotzdem wurde es auf dem Weg nach Victoria Falls fast komplett dunkel. Das ist nicht nur unangenehm, weil man dann erst recht mit Tieren rechnen muss, die unerwartet auf oder über die Straße laufen. Die Straßenschilder in Zimbabwe reflektieren nicht, so dass man diese nachts ähnlich schlecht lesen kann wie die Schilder in der ehemaligen „DDR“.
Gegen 19.00 Uhr sahen wir die ersten Lichter von Victoria Falls. Da unser Hotel noch vor der Stadt lag, war es leicht zu finden. Somit stand dem Einchecken und einem ausgiebigen Abendessen nichts mehr im Wege.
Abends erkundete ich noch die Radio- und Mobilfunklandschaft, die hier, in unmittelbarer Grenznähe zu Sambia, sehr interessant war, da Sender aus beiden Ländern auf UKW bzw. im Handy zu empfangen waren. Wenn man etwas länger Zeit hätte, könnte man sicher auch auf Mittelwelle viel hören. Schließlich sind es auch nach Botswana und Südwest nur knapp 70 Kilometer, Angola ist vielleicht 150 Kilometer entfernt.