Nichtkommerzielle Lokalradios strahlen oft ein Programm aus, das sich inhaltlich an sehr spezielle Zielgruppen richtet. Die Programme sind in der Regel nicht durchhörbar, da völlig unterschiedliche Formate innerhalb weniger Sendestunden bedient werden.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Hörerzahlen dieser NKLs nicht wirklich groß sind. Dabei kann man sich darüber streiten, inwieweit es sinnvoll ist, öffentliche Gelder für ein solches Unternehmen auszugeben, das zum Teil vielleicht maximal die erweiterte Verwandtschaft des gerade diensthabenden Moderators erreicht.
Wenn allerdings solche nichtkommerziellen Lokalradios (NKL) sogar bewusst daran arbeiten, bloß keine Stammhörerschaft aufzubauen, dann fehlt mir jedes Verständnis. So stehen zwei Übertragungskanäle im DAB+ Multiplex im Kanal 11C im Rhein-Main-Gebiet seit rund einem halben Jahr für nichtkommerzielle Programmanbieter zur Verfügung. Wie damit umgegangen wird, ist allerdings mehr als abenteuerlich.
Einer der beiden Kanäle ist noch gar nicht auf Sendung, da hierfür erst Umrüstungen an den Sendeanlagen in Frankfurt am Main, Mainz-Kastel und auf dem Großen Feldberg/Taunus erforderlich sind. Das leuchtet einerseits ein. Andererseits war es für den Veranstaltungsfunk vom Hessentag im Frühjahr auch möglich, beim zweiten NKL-Kanal etwas Kapazität abzuzweigen, so dass ein zusätzliches Programm verbreitet werden kann.
Da fragt sich der geneigte Hörer, warum diese Lösung nicht auch längerfristig funktioniert – zumindest bis zur geplanten Umrüstung der Sendeanlagen. Die für den Kanal lizenzierten Programme Radio Rheinwelle und Radio Rüsselsheim haben so einen enormen Nachteil gegenüber ihren Kollegen aus Frankfurt am Main und Darmstadt, die schon seit einem halben Jahr auf Sendung sind.
Das was Radio X aus Frankfurt und Radio Darmstadt jedoch mit ihrem gemeinsamen DAB+ Kanal machen, ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar. So haben die beiden NKLs vereinbart, sich halbjährlich im terrestrischen Digitalradio abzuwechseln. Nach sechs Monaten Radio X ist seit Monatsbeginn in der Tat Radio Darmstadt im Kanal 11C zu hören.
Interessenten, die vielleicht wirklich die eine oder andere Sendung bei Radio X gefunden haben, die sie regelmäßig hören möchten, stoßen die Programmanbieter nun also vor den Kopf. „Danke, das wars, wir sind dann mal weg. Frohe Weihnachten, guten Rutsch und Tschüss bis im Frühjahr.“
Ähnlich ergeht es den DAB+ Hörern von Radio Darmstadt dann in knapp sechs Monaten, wenn der Kanal wieder mit Radio X belegt wird. Ein solches Frequenzsplitting ist nie gut, das ist keine Frage. Hörerfreundlicher wäre es aber doch, wenn das ohnehin recht kleine Publikum wenigstens dauerhaft die Sendungen hören könnte, für das es sich interessiert.
Ich verstehe nicht, warum sich Radio X und Radio Darmstadt nicht darauf verständigt haben, dass zum Beispiel generell der Vormittag aus Frankfurt und der Nachmittag aus Darmstadt kommt. Abends und nachts könnten die Programme im täglichen Wechsel laufen.
Eine andere Alternative wären beispielsweise der Montag, Dienstag und Mittwoch aus Frankfurt, der Donnerstag, Freitag und Samstag aus Darmstadt und sonntags je zwölf Stunden aus beiden Städten. Oder aber eine beliebige andere Aufteilung, die dem Hörer auch langfristig die Möglichkeit bietet, seine Lieblingssendung zu hören – ohne nach spätestens sechs Monaten abgeklemmt zu werden.
Das was Radio X und Radio Darmstadt da gerade machen, ist für die erfolgreiche Einführung von DAB+ aus meiner Sicht sogar kontraproduktiv. „Was, meine Sendung kommt nicht mehr? Scheiß DAB+, ich hole mir ein WLAN-Radio, da läuft mein Sender rund um die Uhr, auch nach sechs Monaten.“ So oder ähnlich könnten die Reaktionen interessierter Hörer aussehen. Und das sogar zurecht.
0 thoughts on “Spielwiese DAB+: Wollen nichtkommerzielle Lokalradios keine Hörer?”