Der heutige Tag war eines der letzten großen Highlights meiner Reise. Dabei startete der Tag denkbar bescheiden. Da andere Hotelgäste meinten, jeder müsse zwingend mitbekommen, dass sie auch da ist, war ich um 04.30 Uhr glockenhellwach – ohne auch nur den Hauch einer Chance, noch einmal einzuschlafen.
Als es hell wurde, zeichnete sich die nächste Katastrophe ab. Davon, dass das Wetter vormittags noch schön sein sollte, war nichts zu sehen. Stattdessen war der Himmel grau und es regnete in Strömen. So ließ ich mir mit dem Aufstehen Zeit. Als ich gegen 8 Uhr dann doch beim Frühstück war, ließ der Regen nach.
Um 08.30 Uhr wurden die Schleusen im Himmel sogar geschlossen. So machte ich mich wie geplant auf den Weg nach Toronto. Das sind knapp 70 Kilometer, die allerdings mehr als eine Stunde Zeit in Anspruch nahmen, da der Queen Elizabeth Highway doch ziemlich stark ausgelastet war. Kein Wunder im Berufsverkehr.
In Toronto angekommen fand ich einen Parkplatz unweit des CN Towers, der 553 Meter hoch ist und demnach den Willis Tower in Chicago noch in den Schatten stellt. Der Himmel klarte etwas auf, so dass ich mich dazu entschloss, die Besucherplattformen des Fernsehturms zu besuchen.
Aus 346 Metern Höhe gab es trotz des bescheidenen Wetters einen guten Rundumblick. Den Aufpreis zum Besuch der Plattform auf 446,5 Meter Höhe hätte ich mir allerdings sparen können. Hier hat man die eigene Hand nicht vor Augen gesehen, was insofern etwas komisch war, als es vom Erdboden aus sehr wohl möglich war, den CN Tower in seiner ganzen Pracht zu sehen.
Als ich am späten Vormittag eine Sightseeing-Tour durch die größte kanadische Stadt startete, wurde das Wetter sukzessive besser. Teilweise war die Sonne wieder zu sehen, was dazu führte, dass ich vor Hitze fast einging, da ich ja für die morgendlichen Wetterverhältnisse angepasst angezogen war.
Nach dem Stadtrundgang folgte ich noch dem Rat von Hobbyfreund Max Planken, auch die Toronto vorgelagerte Insel zu besuchen. Das Ticket zur Insel (Central Island) war mit 7,50 Kanada-Dollar sogar sehr günstig. Bereut habe ich den Trip nicht, denn von der Insel aus hat man einen hervorragenden Blick auf die Skyline von Toronto – bei mittlerweile wieder fast blauem Himmel und Sonnenschein.
Gegen 16 Uhr trat ich die Rückfahrt zum Hotel nach Hamilton an. Geschlagene zwei Stunden brauchte ich für den 70-Kilometer-Trip. Ich bin ja aus Kalifornien einiges an Staus gewöhnt, doch das was ich heute rund um Toronto erlebt habe, toppt Los Angeles noch bei weitem.
Google Maps Navigation meinte schließlich noch, eine zeitsparende Abkürzung zu kennen. Leider führte diese über eine Mautstraße. Ich hätte die Maut gerne bezahlt, das war aber nicht möglich, da es sich um ein automatisiertes Prepaid-System handelt. So wich ich doch noch auf die Here Maps für die Navigation aus, denen man in den Einstellungen explizit sagen kann, dass man Mautstraßen meiden möchte. Das ist bei Google Maps leider nicht vorgesehen.
Radiotechnisches Highlight in Toronto ist für mich Boom 97.3 (CHBM-FM). Der Sender ist auch in Hamilton noch gut zu empfangen und bietet ein Classic-Hits-Format mit Musik aus den 70er, 80er und 90er Jahren. Dabei sind nicht nur die bekanntesten Songs der einschlägigen 5-Euro-Sampler, sondern auch musikalische Perlen zu hören.
Der Sender bietet auch einen Stream. Dieser wird aber ziemlich gut versteckt. Ich habe die URL nach langer „Fahnung“ heute Abend dennoch herausgefunden. Sie lautet http://provisioning.streamtheworld.com/pls/CHBMFMAAC.pls. Ich verstehe es nach wie vor nicht, warum viele Programmanbieter aus ihren Stream-URLs ein Staatsgeheimnis machen, so dass man die Sender zwar per App oder über die Anbieter-Webseite, nicht aber beispielsweise mit einem WLAN-Radio hören kann.
Ebenfalls spannend ist Virgin Radio, das in Toronto auf 99,9 MHz sendet, aber eher ein aktuelles Hitformat fährt. Auf der Webseite VE3SRE.com habe ich ein ganz nettes Verzeichnis mit Radiostationen gefunden, die im Großraum Toronto zu empfangen sind.
Den Abend habe ich in einer Pizzeria in der Nähe meines Hotels ausklingen lassen, wo ich mir ein Bologneseschnitzel gegönnt habe. So etwas bekommt man in Nordamerika normalerweise gar nicht. Es hat auch wirklich gut geschmeckt und die Tomaten- und Bolognese-Sose hatte auch nicht den „typischen US-Geschmack“, wie man ihn von Pizza Hut, Olive Garden, Denny’s und Konsorten kennt. Das war geschmacklich sehr auf europäischem Niveau.
Generell kommt mir Kanada europäischer vor als die USA. Das fängt schon damit an, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen in km/h statt mph angegeben werden. Man tankt sogar x Liter anstelle von y Gallonen Benzin, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Fast ist es schade, dass ich Kanada schon morgen wieder verlassen muss. Ich war aber ganz sicher nicht zum letzten Mal in diesem wirklich schönen Land, das eigentlich nur den Nachteil hat, dass es ziemlich weit nördlich liegt, so dass man selbst im Sommer mit instabilem Wetter rechnen muss.