Wir schreiben das Jahr 1987. Als erste Privatradios auf UKW konnte ich an meinem damaligen Wohnort Obertshausen Radio 4 (heute RPR1.) und 91,6 (heute Radio Primavera) empfangen. Da tauchte auf 102,1 MHz plötzlich die Testschleife des Regionalsenders Mudau der Deutschen Bundespost Telekom auf.
Der Test wurde durch das Programm von Radio T.O.N. aus Bad Mergentheim abgelöst, der schnell zu einem meiner Lieblingssender wurde. Moderatoren wie Michael Lindenau oder Jochen Kneifeld habe ich heute noch im Ohr. Das Programm durchlebte einige Reformen. So wurde später jeweils ab 18 Uhr das Nachtprogramm von Star*Sat Radio übernommen und schließlich ein Formatwechsel in Radio Ton Gold vorgenommen.
1997 war die Frequenz 102,1 MHz für mich gestorben. Das lag nicht nur daran, dass der inzwischen aufgeschaltete Sender Weinbiet des Südwestrundfunks auf 102,2 MHz den Empfang im Autoradio erschwerte. Der Sender Mudau wurde – nach einem dreijährigen Intermezzo von RNO Radio – vom Technoradio sunshine live übernommen. Keine Frage, sunshine live hatte und hat auch heute noch viele Fans. Mein Fall war das aber nie.
Ich kenne Hörer aus ganz Deutschland, die sich extra für sunshine live sogar ein DAB+ Radio zugelegt haben, als der Sender 2011 im bundesweiten terrestrischen Digitalradio-Multiplex auf Sendung ging. Für meine Ohren sind Techno, Dance und ähnliches allerdings genauso wenig geeignet wie Black Music oder auch Volksmusik. So schaltete ich die 102,1 MHz nicht mehr ein.
Heute Mittag um 12 Uhr deutscher Zeit gab es einen erneuten Wechsel am Sender Mudau: sunshine live gab die Lokalfrequenzen im nördlichen Baden-Württemberg zugunsten von Regenbogen 2 auf. Ich höre seit Tagen auch hier in den USA immer wieder einmal in den Stream des Senders hinein, der bereits vor dem offiziellen Start verfügbar war. Das was ich da zu hören bekomme, gefällt mir sehr gut. Ein Rock-Pop-Mix mit Musik der letzten 50 Jahre. Das ist genau meine Musik.
Der Name Regenbogen 2 mag zwar marketingtechnisch lukrativ erscheinen. Glücklich gewählt ist er dennoch nicht, denn gerade die Frequenz 102,1 MHz erreicht auch viele Regionen, in denen das Hauptprogramm von Radio Regenbogen nicht oder nur recht schwach zu empfangen ist.
Beim Sendestart wollte ich unbedingt dabei sein. Meine innere Uhr war allerdings extrem auf zeitliche Redundanz bedacht und weckte mich bereits gegen 04.30 Uhr lokaler Zeit hier im Osten der USA – eineinhalb Stunden vor dem Start von Regenbogen 2. Viel geändert hat sich gegenüber dem Testprogramm bisher nicht, denn noch ist der Sender unmoderiert.
Das wiederum erinnert mich ein bisschen an den Sendestart von Main FM. Hier gab es im ersten Monat auch nur „die längste Musikstrecke in Frankfurt/Rhein-Main“, bevor das moderierte Programm aufgenommen wurde. Zugegeben: Vermutlich war man – so wie jetzt Regenbogen 2 – ganz einfach noch nicht fertig. Andererseits war es aber auch ein geschickter Schachzug, um viele Hörer auf die Frequenzen zu locken, die sich vor allem von der Musik angesprochen gefühlt haben.
Nun bin ich gespannt, wann es bei Regenbogen 2 mit dem moderierten Programm losgeht und wie sich der Sender weiter entwickelt. Wenn ich Mitte Juli wieder in Deutschland bin, werde ich in jedem Fall auch einmal wieder die Frequenz 102,1 MHz aus Mudau einschalten, denn das was ich musikalisch aus Mannheim schon jetzt über den Stream zu hören bekomme, ist wirklich gut.
Kritiker in den einschlägigen Foren bemängeln natürlich wie immer, dass bei Regenbogen 2 nur bekannte Titel laufen. Doch hey, das ist eine kommerzielle Veranstaltung. Die Jungs und Mädels machen das nicht (nur) aus Idealismus, sondern sie wollen mit dem Ding Geld verdienen und da kann man nunmal nicht zu sehr experimentieren.
Immerhin scheint die Rotation recht groß zu sein. Die Wiederholungen haben sich beim bisherigen Testprogramm in Grenzen gehalten. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit und macht – zumindest mir – Lust auf mehr.