Radiotreffen in Heilbronn

Seit 1978 bin ich großer Radiofan. Dabei sammele ich gemeinsam mit einigen Hobbyfreunden auch Mitschnitte von Rundfunkstationen. Sucht jemand den Sendestart von BH eins? Interessiert sich jemand für Programme der Seesender wie Radio Caroline und Radio Nordsee International? Wie haben eigentlich die ersten deutschen Privatradios vor 30 Jahren geklungen? Wir haben die entsprechenden Mitschnitte und können somit diesbezüglich weiterhelfen.

Gestern haben wir und wieder mal in Heilbronn getroffen, um uns auszutauschen. Die zwei Stunden Anfahrt haben sich in jedem Fall gelohnt, zumal wir im Anschluss noch den ehemaligen Mittelwellensender Heilbronn-Obereisesheim, der die Programme des Süddeutschen Rundfunks bzw. des Südwestrundfunks auf 711 kHz ausgestrahlt hatte, besucht haben.

Highlight war schließlich das Abendessen in zu einem Restaurant umgebauten Eisenbahn-Waggon. Dabei ist die Location nicht die einzige Besonderheit der Kneipe. Betreiber ist nämlich kein geringerer als Frank Dignaß, der Ende der 80er Jahre zu den Pionieren des damaligen Senders Radio Regional Heilbronn gehört, den ich an meinem damaligen Wohnort Obertshauen noch gut über den Sender Langenburg auf 100,1 MHz empfangen konnte.

Frank ist mir selbst noch aus seiner aktiven Zeit bei Radio Regional ein Begriff. Er zählte meiner Ansicht nach damals zu den besten Moderatoren im deutschen Rundfunk. So hatte ich seine Sendungen gerne eingeschaltet, obwohl Radio Regional ja nun alles andere als mein örtlicher Lokalsender war.

Gestern Abend erzählte Frank ein bisschen aus seinem Radioleben und auch dazu, warum es das Studio gegen das Restaurant auf Rädern eingetauscht hat. Er sagt, die Berater, die heutzutage darüber entscheiden, was gesendet werden darf und was nicht erwünscht ist, machen das Medium Radio kaputt. Der Mann hat mir aus der Seele gesprochen.

In den Anfangsjahren des privaten Rundfunks in Deutschland konnten die Moderatoren noch selbst über die Gestaltung ihrer Sendungen entscheiden, solange sich die Inhalte in etwa am Zielpublikum orientiert hatten. Sie wurden nicht zu reinen Wiederkäuern der immer wieder gleichen Claims degradiert und in den Programmen herrschte noch musikalische Vielfalt. Das hatte Erfolg. So gesehen ist es eigentlich unfassbar, wie sich die Radiolandschaft seit mehr als 20 Jahren immer mehr zu ihrem Nachteil verändert.

Eines der gravierendsten Beispiele dafür, wie Berater einen Sender systematisch zerstört haben, war Main FM in Frankfurt, das mit einer großen Auswahl populärer Musik trotz schwacher Frequenzausstattung schnell zu einem beliebten Radioradio aufstieg.

Dann sorgten die Berater für ein immer engeres Format, für eine immer kleinere Musikauswahl, für immer mehr Wiederholungen bei den gespielten Songs. Der Sender stürzte bei den Hörerzahlen ins Bodenlose ab. Mit einem Formatwechsel versuchte man, wieder auf dem Radiomarkt im Rhein-Main-Gebiet Fuß zu fassen, doch Main FM war nicht mehr zu retten und wurde schließlich eingestellt.