Wie berichtet ist ab sofort LTE von der Deutschen Telekom in meinem Heimatort Biebergemünd-Bieber verfügbar. Genutzt wird dabei der Frequenzbereich um 800 MHz, den Telekom, Vodafone und o2 für die Versorgung ländlicher Regionen mit dem Mobilfunknetz der vierten Generation einsetzen.
Damit hat Deutschland nun ein „Tal der Ahnungslosen“ weniger, denn bislang war hier im Ort von allen vier Netzen nur GSM und EDGE verfügbar. Das ist für Kunden, die nur telefonieren und SMS austauschen möchten, kein Problem. Mobiles Internet gab es bislang aber praktisch nicht. Das hat sich nun zumindest für Kunden der Deutschen Telekom schlagartig geändert.
Mehr als 50 MBit/s im Downstream und rund 10 MBit/s im Upstream – das ist mehr als das, was die meisten Internet-Nutzer hier in der Gemeinde beim kabelgebundenen Online-Zugang zur Verfügung haben. Für mich wird damit so etwas wie ein Traum wahr: Endlich kann man aus dem Haus gehen, ohne von der Online-Welt abgeschnitten zu sein. Zudem kann ich nun auch problemlos weiter arbeiten, wenn der heimische DSL-Anschluss einmal gestört sein sollte.
Doch wie sieht die Versorgung in der Praxis aus? Ich war mit dem Auto unterwegs und hatte das iPhone 6 Plus mit meiner Telekom-Smartphone-SIM und den Huawei-Router vom Typ E5372 mit einer reinen Datenkarte der Deutschen Telekom im Gepäck.
In Bieber selbst ist der LTE-Empfang überall möglich. Teilweise zeigte das S-Meter des iPhone 6 Plus aber nur drei oder gar zwei Balken an. Am Huawei-MiFi war das Signal jeweils einen Tick besser.
Etwas enttäuscht war ich vor allem im Ortsteil Röhrig, wo es einige wenige Ecken gibt, die fast unversorgt sind (ein Balken auf dem iPhone, gerade eben noch eingebucht am Huawei E5372). Das ist bei praktisch freier Sicht zur Basisstation sehr ungewöhnlich.
Weiter entlang der Bundesstraße 276 konnte ich nicht testen, da die Strecke aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt ist. Auf der weiter westlich liegenden Landstraße Richtung Wiesen, unserem Nachbarort auf bayerischer Seite, endet die LTE-Versorgung – ähnlich wie die GSM-Abdeckung – kurz vor der Landesgrenze.
Richtung Norden gibt es auf der B276 an Roßbach vorbeifahrend kurzzeitig nur sehr schwaches Signal. Das erklärt sich durch die Topografie, da ein anderer Berg die freie Sicht zur Basisstation versperrt. Andererseits: o2 liefert hier vom gleichen Standort auf GSM 900 einen wesentlich stärkeren Pegel.
Auch der nördliche Teil von Roßbach ist praktisch unversorgt. Das hatte die Telekom so auf ihrer Ausbreitungsvorhersage, die mir vorliegt, bereits einkalkuliert. Aber auch hier gilt: o2 liefert auf GSM 900 vom gleichen Masten ein deutlich besseres Signal.
Der nicht durch den „störenden“ Berg abgeschattete Teil von Roßbach ist dagegen gut versorgt. Das iPhone zeigt zwischen zwei und vier Balken auf dem S-Meter an.
Auf der Weiterfahrt über Lanzingen Richtung Kassel war der LTE-Empfang während der Testfahrt dann wieder sehr gut. Hier übernimmt dann aber auch die benachbarte Basisstation die Versorgung, die es in den vergangenen Monaten bereits mit schwachem Signal bis zu mir geschafft hat.
Grundsätzlich kann man mit der Versorgung fast zufrieden sein. Lediglich die Nullstellen im Röhrig und in Roßbach sind ärgerlich und angesichts des deutlich stärkeren Signals, das o2 vom gleichen Standort auf GSM 900 liefert, nicht nachvollziehbar.
Drei Theorien habe ich derzeit:
- Die LTE-Anlage arbeitet nicht mit voller Sendeleistung, damit das Versorgungsgebiet nicht wesentlich größer als die Abdeckung des GSM-900-Senders vom gleichen Standort ist. GSM wird merkwürdigerweise weiter über die gemeinsam mit Vodafone genutzte Rundstrahlantenne ausgestrahlt, nicht über die neue Zwei-Sektor-Site, bei der es sich ja vermutlich um eine Multiband-Antenne handelt, die auch auf 900 MHz genutzt werden könnte. Für normale Kunden ist es ja kaum nachvollziehbar, wenn sie irgendwo dank LTE im Internet surfen können, während die Telefonie mangels GSM-Abdeckung nicht möglich ist.
- Die Antennen verfügen über keinen mechanischen Tilt. Das hatte ich bei meinem Besuch am Standort an Ostern bereits gesehen. Wenn sie auch über keinen elektrischen Tilt verfügen, senden sie vom Berg aus unter Umständen über die Orte Bieber und Roßbach hinweg und „blasen“ einen Großteil der Energie in die Wälder.
- Es gibt Synchronisationsprobleme mit einer der benachbarten Basisstationen, so dass es gegenseitige Störungen gibt (wobei ich nicht sicher weiß, ob es bei LTE solche Fehler geben kann; ich kenne das Problem vom digitalen terrestrischen Hörfunk DAB+).
Grundsätzlich bin ich froh, dass das jahrelange Warten auf einen zeitgemäßen mobilen Internet-Zugang nun auch in meinem Heimatort ein Ende hat. Nun bleibt es abzuwarten, wann Vodafone und Telefónica nachziehen werden.
Hat dies auf saju0176 rebloggt.
Glückwunsch zum Anschluss an die Welt…Meine Frage wäre jetzt ob sich 2G mäßig in Bezug auf die Telekom was geändert hat ? Hattes Du ja bereits beantwortet. Es ist in der Tat schon einmalig das man 4G hat aber es fehlt 2G zum Telefonieren…. ob sich da noch was ändert ?
Verbaut die Telekom die selben Elemente wie Vodafone (ich glaube die heissen singleran wo ein Element, je nach Bedarf, 2G,3G oder 4G kann…?
Dass die Omni wegen Vodafone bleiben muss, sehe ich ja ein. Aber warum die Telekom mit GSM nicht umzieht, verstehe ich nicht. Will man verhindern, dass das Vodafone-Signal 6 dB stärker wird, weil es nicht mehr über eine Einspeise-Weiche laufen muss?
Fragen über Fragen. Aber ich denke bei Dir in Deinem Ort werden wir alle Netzausbaupläne aller Betreiber erfahren bzw die Taktik , repräsentativ für Deutschland….