Apple feiert gerade neue Milliardengewinne. Dazu haben vor allem auch die neuen iPhone-Modelle beigetragen, die seit gut einem Monat erhältlich sind. Auch ich habe mir ein iPhone 6 Plus zugelegt. Bislang bin ich von diesem Gerät absolut begeistert, zumal ich mir schon lange ein Phablet mit iOS-Betriebssystem gewünscht habe. Dennoch habe ich den Eindruck, dass bei Apple in diesem Jahr alles nicht so richtig rund läuft.
Los ging es bereits am Abend der Keynote, auf der wir die neuen iPhones, Apple Pay und auch die Apple Watch bestaunen durften – oder auch nicht, denn der Livestream vom Event war quasi unbenutzbar. Fast schon Tradition hat die Unbenutzbarkeit des Online-Stores von Apple direkt nach der Freigabe der Vorbestellungen für das jeweils neue iPhone. Das war auch in diesem Jahr nicht anders.
In der folgenden Woche wurde iOS 8 ausgeliefert. Hier durften sich Nutzer trotz einer mehrmonatigen Testphase zunächst über massive Probleme ärgern, so zum Beispiel einen immer wieder aussetzenden Internet-Zugang. Natürlich gibt es Abhilfe, indem man das iPhone kurz in den Flugzeugmodus versetzt und anschließend die Netzverbindungen wieder zulässt. Dennoch hätte die Firmware in diesem Zustand niemals freigegeben werden dürfen.
Kaum erhalten die ersten Interessenten ihr iPhone 6 bzw. iPhone 6 Plus, schon gibt es Berichte darüber, dass sich die Geräte teilweise sehr leicht verbiegen – selbst bei sorgsamer Nutzung. Das scheint ein wirklich ernstes Problem zu sein, auch wenn ich bislang nicht betroffen bin. Sorgen macht mir in diesem Zusammenhang vor allem die Art und Weise, wie Apple als Hersteller und auch die Netzbetreiber mit dem Mangel offenbar umgehen.
Hätte ich die 1.000 Euro für das iPhone 6 Plus besser in den nächsten Urlaub investieren und auf das iPhone 6 Plus S im kommenden Jahr warten sollen? Es scheint in der Tat so zu sein. Ein gutes Gefühl habe ich jedenfalls nicht, auch wenn ich mein Handy fast nie in der Hosentasche transportiere, das dies auch empfangstechnisch gesehen der denkbar ungünstigste Ort für ein Mobiltelefon ist.
Nach dem Bentgate kam das Update-Gate. iOS 8.0.1, wir erinnern uns: Nach Einspielen des angeblichen Bugfixes hatten iPhone 6 und iPhone 6 Plus plötzlich keinen Mobilfunkempfang mehr. Auch wenn manche Nutzer vielleicht diese Art der Kostenkontrolle zu schätzen wussten: Die allermeisten Kunden hatten sich ein Bugfix-Update sicherlich anders vorgestellt.
Ich war an besagtem Abend noch mit anderen Themen beschäftigt (die neuen Vodafone-Tarife sickerten gerade durch), sonst hätte ich auch das Update durchgeführt und anhand eines Apple-Support-Dokuments ein Downgrade auf iOS 8.0 durchführen müssen. Eineinhalb Tage später kam mit iOS 8.0.2 der Bugfix für den Bugfix, der aber gar kein Bugfix war, denn die Probleme mit mobilen Datenverbindungen gab es auch damit. Nun bin ich gespannt, ob sich das möglicherweise mit iOS 8.1 ändert.
Fast schon eine Kleinigkeit ist es da, dass ein Kumpel iMessage immer wieder neu anmelden musste, da seine Rufnummer immer wieder „wie von Geisterhand“ für diesen Dienst deaktiviert wurde. Das ist allerdings nicht nur ärgerlich, sondern kostet zudem jedes Mal eine SMS ins Ausland.
Die nächste Enttäuschung lieferte Apple mit der Vorstellung der neuen iPad-Generation in der vergangenen Woche. Ist das iPad Air 2 eine durchaus sinnvolle Weiterentwicklung der ersten Version des Tablets, so komme ich mir beim iPad mini 3 ehrlich gesagt verarscht vor. Apple will uns hier also ein lediglich um einen Fingerabdruck-Sensor erweitertes iPad 2 zum vollen Preis verkaufen. Mit Prozessor etc. des Geräts vom vergangenen Jahr.
Kein Wunder, dass das kleine Tablet auf der Keynote mehr oder weniger nur in einem Nebensatz erwähnt wurde. Wer nicht unbedingt richtig viel Speicher braucht, kann demnach unbesehen zum Modell aus dem Vorjahr greifen, ohne große Nachteile zu haben. Traurig ist in diesem Zusammenhang vor allem, dass man das iPad mit 7,9-Zoll-Display nur mit dem „alten“ Prozessor bekommt. Da werden Erinnerungen an das iPad mini 1 wach, in dem weitgehend die Technik des iPad 2 steckte.
Wirklich beeindruckt hat der neue iMac mit 5K-Display. Dieser Rechner hinterlässt zumindest auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Dafür soll der neue Mac mini zumindest in der kleinsten Ausführung in Benchmark-Tests sogar schlechter als sein zwei Jahre alter Vorgänger aussehen.
Das ist sie nun also, die angekündigte beste Produktpalette, die Apple je hatte. So richtig beeindruckt bin ich bislang ehrlich gesagt nicht. Eher schon stimmt mich das, was der Hersteller in den vergangenen eineinhalb Monaten abgeliefert hat, sehr bedenklich. Das, und davon bin ich überzeugt, hätte es unter Steve so niemals gegeben.
Bei dem neuen Mac Mini kommt noch erschwerend hinzu, dass der RAM fest verlötet ist. Mit 8 GB RAM kostet das Ding + 100 Euro. Mit 16 GB sogar + 300 Euro! Dabei zahlt man für 8 GB etwa 80 Euro, für 16 GB knapp das Doppelte. Zusätzlich kann ich beim Selbstaufrüsten noch den alten Arbeitsspeicher entnehmen und woanders einbauen. Wer einen Mac Mini kaufen will, sollte m.E. ernsthaft über das Vorgängermodell nachdenken, das jetzt im Preis sinkt.
Für die neuen Geräte spricht allerdings vielleicht die Updatepolitik von Apple, falls am grünen Tisch entschieden wird, dass die Late 2012 Geräte schon früher kein Update des Betriebssystems mehr bekommen. Das wäre dann aber eher eine „politische“ Entscheidung und keine, die etwas mit der Performance der Geräte zu tun hätte.