Man sagt mir ja – durchaus zurecht – nach, dass ich meine Smartphones öfter wechsele als andere Leute die Unterwäsche. Im Laufe der Jahre habe ich fast jede Nokia-Communicator-Generation mitgemacht. Der Hiptop von E-Plus faszinierte mich, weil er erstmals eine mobile Internet-Flatrate in Deutschland bot.
Ich war mit Windows Mobile unterwegs und als 2007 das erste iPhone-Modell auf den Markt kam, war ich einer der ersten Käufer in Deutschland. Auch bei Android war ich von Anfang an dabei. Noch bevor das T-Mobile G1, damals das erste Google-Smartphone, in Deutschland auf den Markt kam, besorgte ich mir ein Gerät aus den USA.
Den Nokia Communicator gibt es heute leider nicht mehr. Das iPhone als seinerzeit erstes Multimedia-Smartphone ist austauschbar geworden. Android und Windows Phone haben aufgeholt und bieten ebenfalls sehr gute Geräte. Zum produktiven Arbeiten eignen sich diese aber – im Gegensatz zum Communicator – nicht.
Einer Marke bin ich nun – fast auf den Tag genau – seit zehn Jahren treu. Dabei handelt es sich um Blackberry. Am 2. Juni 2003 hatte T-Mobile als erster deutscher Mobilfunk-Netzbetreiber das damals als Prosumer-Lösung (später Blackberry Internet Service) bekannte Angebot für kleinere Firmen, Selbstständige und interessierte Privatkunden gestartet. Wenige Tage später stand ich im damaligen T-Punkt auf der Zeil in Frankfurt am Main, um einen Laufzeitvertrag mit Blackberry-Datenoption abzuschließen.
Zwei Modelle waren damals verfügbar: Das Blackberry 6230 mit Schwarz/Weiß-Display und das Blackberry 7230, das damals schon ein Farbdisplay an Bord hatte. 269,95 Euro kostete mich das Blackberry 7230 damals mit Vertrag. Faszinierend war für mich vor allem der E-Mail-Pushdienst, während ich mit dem Nokia Communicator und anderen Geräten E-Mails manuell abrufen musste.
Der Funktionsumfang war damals sehr eingeschränkt. Es gab einen WAP-Browser und per Datenkabel ließen sich Outlook-Kontakte und -Termine auf das Smartphone synchronisieren. An Apps war noch nicht zu denken. Dafür war das System sehr datensparend – dank der komprimierten Übertragung über die Blackberry-Server. Das war in den Anfangsjahren des GPRS-Zugangs (EDGE oder gar UMTS gab es noch nicht) auch sehr wichtig, da die Übertragung damsls richtig teuer war.
Später konnte ich einen langjährigen Freund davon überzeugen, den Blackberry Enterprise Service ins Produkt-Portfolio seiner Firma aufzunehmen und quasi als Nebenprodukt auch mir einen Geschäftskunden-Zugang zu ermöglichen. Dazu legte ich mir das Blackberry 8700g zu. Die Enterprise-Aktivierung musste damals noch per Datenkabel direkt am Server durchgeführt werden. Die Aktivierung direkt über das Smartphone kam erst später.
Mein nächstes Modell war das Blackberry Storm 9500, das im Herbst 2008 auf den Markt kam und als erstes Blackberry mit einem Touchscreen, dafür aber ohne Hardware-Tastatur ausgestattet war. Dem Apple iPhone wollte RIM damit Konkurrenz machen. Das ist kläglich gescheitert, so dass auch ich das Gerät nach nur wenigen Wochen wieder abgegeben hatte.
Nun legte ich mir das Blackberry Curve 8900 zu, das Ende 2008 auf den Markt kam und für die Navigation mit einem Trackball anstelle eines Rads auf der rechten Seite des Smartphones ausgestattet war. Mit diesem Gerät war ich sehr zufrieden. Abgegeben habe ich es Anfang 2010 zugunsten des Blackberry Bold 9700. Grund für den Wechsel: Ich musste zu dieser Zeit sehr viel mobil arbeiten und wollte ein UMTS-fähiges Gerät haben. Das Blackberry Curve 8900 unterstützte zwar EDGE, nicht jedoch UMTS.
Das Blackberry Bold 9700 war ein sehr schönes Gerät, das ich vermutlich sogar bis zum Umstieg auf die neue Blackberry-10-Plattform verwendet hätte, wenn es nach dem Update auf die Firmware-Version 6 nicht so extrem wenig Speicherplatz gehabt hätte. Ich installiere nun wirklich nicht Unmengen an Apps. Dennoch geriet ich ständig an die Kapazitätsgrenzen. Ein Umstand, auf den RIM die Kunden durchaus hätte aufmerksam machen können. Dann wäre ich vielleicht beim OS 5 geblieben.
Also legte ich mir – obwohl die Spatzen bereits von den Dächern pfiffen, dass mit Blackberry 10 etwas völlig neues kommt – noch das Blackberry Bold 9790 zu. Dieses Gerät war gut. Es erfüllte seinen Zweck bis zuletzt sehr zuverlässig, lief unter der Betriebssystem-Version 7.1 und eignete sich demnach auch zum Einsatz als Mobile Hotspot, was bei früheren Blackberrys nicht möglich war.
Verkauft habe ich das Blackberry Bold 9790 zugunsten des Umstiegs auf Blackberry 10 in diesem Jahr. Dabei nutze ich seit Februar das Blackberry Z10 und seit Anfang Mai das Blackberry Q10. Beiden Geräten merkt man sofort an: Blackberry ist im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts angekommen. Endlich sind Betriebssystem, Performance, Look & Feel mit der Konkurrenz ebenbürtig. Mit diesen Geräten kann Blackberry noch einmal auf dem Markt angreifen.
Nachdem ich kurzzeitig bereits ein Blackberry Playbook in der WLAN-Version besaß, erwarte ich nun die Ankunft der 3G-Version. Dann bin ich erstmal komplett ausgerüstet. Gespannt bin ich, wie die neuen Blackberry-Handhelds vom Markt angenommen werden. In Großbritannien hatte ich einen sehr guten Eindruck, während Blackberry in den USA bei weitem nicht mehr die Rolle wie vor einigen Jahren spielt.
In Deutschland vermisse ich vor allem Werbung. Es gibt zwar TV-Spots. Diese sagen aber eigentlich nicht viel aus. Ich glaube kaum, dass sich potenzielle Kunden aufgrund dieser Spots für ein Blackberry Z10 entscheiden. In Großbritannien habe ich Promoter in den Handy-Shops getroffen, die einem das Z10 unter die Nase halten und vorführen, die zeigen, was die Geräte können und die Kunden überzeugen. Das krasse Gegenbeispiel ist der o2-Shop in Hanau, der möglicherweise repräsentativ auch für andere deutsche Mobilfunkländen steht. Auf die Frage, ob das Blackberry Z10 vorrätig ist, antwortete der freundliche Mitarbeiter, Blackberry-Geräte bestelle man wegen der geringen Nachfrage nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch.
So kann es leider nicht funktionieren. Man kann nur hoffen, dass Hersteller und Mobilfunkanbieter verstärkt am Marketing arbeiten. Gerade das Blackberry Z10 ist auch für den Massenmarkt sehr interessant und mit iPhone und Android ebenbürtig. Ja, das App-Angebot ist noch kleiner. Dafür bekomme ich gut verarbeitete Geräte mit sehr gutem Display, hervorragenden Mobilfunk-Empfangseigenschaften, einer überdurchschnittlichen Sprachqualität und einem guten Klang auch bei der Musik-Wiedergabe direkt am Smartphone.
In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten zehn Jahre mit dem Blackberry, dem einzigen Hersteller, der nach wie vor auch auf Smartphones mit physischer Tastatur setzt. Und genau das brauche ich zum mailen, chatten, bloggen und Artikel schreiben.